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Irmi Wutscher

Gesellschaftspolitik und Gleichstellung. All Genders welcome.

21. 1. 2015 - 13:14

Proletenpassion 2015 ff

Das Revolutionsstück der Schmetterlinge wird im Werk X neu inszeniert. Gustav und Knarf Rellöm haben den Sound umgekrempelt.

Das Stück Proletenpassion ist eine österreichische Legende: vor fast 40 Jahren wurde es bei den Wiener Festwochen uraufgeführt, im damals leerstehenden Schlachthof St. Marx. Nach der letzten Vorstellung wurde der Schlachthof in Besitz genommen - die Arena-Besetzung kam in Gang.

Die Proletenpassion ist eine Art musikalische Revue, die von den Revolutionen der Weltgeschichte erzählt, nicht aus der Sicht des Herrschers, sondern aus der Sicht der sogenannten Untertanen. Von den Bauernkriegen bis zur französischen Revolution, von der Pariser Kommune bis zur Oktoberrevolution werden Momente in der Geschichte dargestellt, in der sich das Volk gegen die jeweilige Herrschaftsform auflehnte, und in der Originalversion vor allem besungen.

Auch jetzt, im Jahr 2015, gibt sich die Proletenpassion neu mit Revolutionsgestus: Auf der Bühne im Werk X hängen Transparente aus verschiedenen Zeiten und Epochen. Sprüche gegen Leibeigenschaft sind da genauso zu lesen wie für Abtreibung oder gegen den Ausverkauf von Bildung. Auf der Bühne steht das Wort "Revolution" aus Kartons zusammengebaut. Die Band steht quer über die Bühne verteilt, am Fuße des Schlagzeugs sind Molotow-Cocktails angerichtet.

Szenebild Proletenpassion 2015ff

© Yasmina Haddad

Revolutionen und Anknüpfungspunkte

Proletenpassion 2015 ff im Werk X, Termine zwischen 21.1. und 28.2. 2015

Jetzt wird die Proletenpassion im Werk X neu inszeniert. Der ursprüngliche Texter Heinz R. Unger ist weiterhin dabei, die Musik hat Gustav gemeinsam mit Knarf Rellöm überarbeitet, inszeniert wird es von Christine Eder. "Es ist ein Stück in sechs Stationen, fünf davon behandeln geschichtliche Vorgänge, die sechste hat die damalige aktuelle Situation beschrieben, die haben wir jetzt in unsere aktuelle Zeit übersetzt", sagt Regisseurin Christine Eder.

Und für die heutige Zeit gibt es durchaus einige Anknüpfungspunkte: "Ich finde, dass sich gerade so viel tut in der Welt, ich weiß gar nicht was ich alles aufzählen soll. Angefangen von PEGIDA in Deutschland, Griechenland wählt vielleicht Links, Terroranschläge in Paris und so weiter … Es tut sich politisch gerade irrsinnig viel und wir fallen da gerade in eine ganz interessante Zeit hinein, mit unserem Ding." Deswegen war der letzte Teil auch bis zum Schluss ein Work in Progress - und wird wohl erst bei der Premiere in der letzten Fassung zu sehen sein.

Szenenbild Proletenpassion

© Yasmina Haddad

Kantate entrümpelt

Auch der Sound wurde modernisiert, und das doch recht umfangreiche Werk der Schmetterlinge ein wenig entrümpelt, erzählt Eva Jantschitsch aka Gustav: "Man frag die Leute: Kennst du die Proletenpassion? Und die singen dir dann vier Lieder aus dem Stand vor, das sind sozusagen die Hits. Auf die haben wir uns geeinigt, dann haben wir geschaut: Welche Lieder brauchen wir noch, um die Geschichten zu erzählen? Die haben wir dann übernommen."

So ist das Vier-Stunden-Werk der Schmetterlinge auf knapp mehr als zwei Stunden eingedampft worden. Und auch der Sound wurde ein bisschen geändert und angepasst: "Der Chanson ist nach wie vor dabei, das ist halt mein Steckenpferd, da komm ich auch nicht weg davon", sagt Gustav. "Sonst haben wir den Sound einfach ein bisschen angerauht an den Ecken, ein bisschen räudiger gemacht. Und z.B. auf manche Chorsätze verzichtet, die stattdessen von Solistinnen und Solisten übernommen werden, was dann wieder einen ganz anderne Fokus auf die Inhalte setzt."

Gustav auf der Bühne, Proletenpassion 2015 ff

© Yasmina Haddad

Obwohl in der 2015er Version der Proletenpassion mehr gesprochen und gespielt wird, ist es noch immer keine trockene Geschichtsstunde, sagt Christine Eder: "Es wird eine Mischung aus Konzert und kleinen Theaterszenen. Eine rhythmisch gut gesetzte Mischung, wo man ein bisschen Geschichte erfährt und vor allem gute Musik hören kann. Das ist ja glaube ich auch im Original so gewesen."