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Trishes

Beats, Breaks und Tribe Vibes - oder auch: HipHop, Soul und staubige Vinyl-Schätze.

20. 1. 2015 - 16:21

Funky, aber leider nicht fresh!

Mark Ronson ist auf seinem neuen Album "Uptown Special" um ein Revival des Disco Funk bemüht - nicht als erster, und auch nicht unbedingt mit zwingenden Resultaten.

Ohren auf!

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Mark Ronson ist ein sehr umtriebiger Mann im Pop-Geschäft. Der DJ und Produzent war Mitte der Nullerjahre federführend mit dabei, als Amy Winehouse, Adele und andere den 60er Jahre Soul der Motown-Ära sehr erfolgreich wiederbelebten. Auf seinem eigenen Album Version verknüpfte er damals Retro und Jetzt, indem er Indie-Songs im Soulgewand neu aufnahm. Sein neues Album Uptown Special versucht sich wieder in der Hybridschaffung: Diesmal steht der discoide Funk der späten 70er und frühen 80er Jahre im Zentrum, wird aber auch mit modernen Arrangementtechniken kombiniert. So darf auf der durchaus ansteckenden Vorabsingle auch ein hektischer Drop nach modernerer EDM/Trap/Brostep-Bauart nicht fehlen.

Obiger Song ist übrigens - man glaubt es kaum - Mark Ronsons erster Nummer 1-Hit, zumindest in den USA. Dass ihn der letztjährige Superbowl-Pausenfüller Bruno Mars singt, hat dabei sicher geholfen. Auch sonst hat sich Ronson für Uptown Special hochkarätige Unterstützung geholt: Der Pulitzer-gekrönte Autor Michael Chabon hat die Texte geschrieben, Jeff Bhasker hat ein paar Instrumente gespielt, Kevin Parker von Tame Impala auf zwei Songs gesungen und Teile der Dap-Kings und von Antibalas bildeten die Blechbläser-Abteilung. Einen Kindheitstraum konnte sich Mark Ronson, der ja schon sein Label nach einem von dessen Hits Allido genannt hatte, außerdem mit der Verpflichtung von Stevie Wonder erfüllen: Der brilliante Soul-Musiker spielt auf zwei Songs sein ewiges Lieblingsinstrument, die Mundharmonika.

Aber bei allem Respekt: Das Resultat erinnert irgendwie an ein biederes 80er Sitcom Intro. Und das ist generell ein Problem von Uptown Special: Die prominenten Namen der Gäste klingen in den Credits oft besser als auf dem Tonträger, um den es ja eigentlich gehen sollte - mit Ausnahmen natürlich!

Mark Ronson

Obwohl das alles gut gemacht ist, hat es diese Art von Musik ja nicht erst einmal gegeben: Spätestens seit der letzten Daft Punk-Platte ist das letzte von mehreren Disco Funk-Revivals mitten im Mainstream zuhause und wird von vielen Seiten weiterbetrieben. Und dafür, dass Mark Ronson ja mit DJ-Ohren an so ein Projekt herangeht (manche Songs wirken tatsächlich wie ein neu eingespieltes Mashup aus verschiedenen offensichtlichen Quellen), sind da eindeutig zu wenige Songs darauf, die hängenbleiben. Neben der erfolgreichen Vorabsingle und den Songs mit Kevin Parker erfüllt eigentlich nur noch Feel Right diese Anforderung. Dafür, dass er dem New Orleans-Rapper Mystikal geholfen hat, seine neue Persönlichkeit als James Brown fürs 21. Jahrhundert ins internationale Rampenlicht zu stellen, darf man Mark Ronson aber bei aller Kritik aufrichtig dankbar sein!