Erstellt am: 17. 1. 2015 - 15:13 Uhr
Kunst, Korruption und Konsequenz
Flimmern
Der assoziative Wochenrückblick von Natalie Brunner. Jeden Samstag in FM4 Connected (13 bis 17 Uhr) und auf fm4.ORF.at
Während überall schon Willkommenspartys für Marty McFly organisiert werden, der am 21. Oktober zurück aus der Vergangenheit kommen soll, ärgert sich der russische Kulturminister, dass die Filme, die er fördert, bei renommierten Festivals erfolgreich sind und die Menschen nach dem Kinobesuch nicht auf die Straße rennen und Gutes tun wollen, sondern den Zustand der Welt reflektieren und auf die Idee kommen: Da stimmt was nicht.
Der russische Kulturminister Vladimir Medinsky hat Probleme, weil sein Ministerium den Film "Leviathan" gefördert hat. Er ist für das beste Drehbuch in Cannes geehrt worden und wurde mit dem Golden Globe für den besten nicht englischsprachigen Film bedacht. Der im heutigen Russland spielende Film "Leviathan" verknüpft das Buch Hiob mit der Geschichte des Amerikaners Marvin Heemeyer, der aus Verzweiflung über Korruption mit einem selbstgebauten Panzer Amok läuft und das Rathaus, Sitz des korrupten Bürgermeisters, der ihn in den Ruin getrieben hat, kurzerhand abreist.
Dem nationalistischen Minister Medinsky ist der Film und dass er gefördert wurde und im Ausland läuft anscheinend etwas unangenehm.
Anstatt dem Regisseur Andrey Zvyagintsev zu gratulieren und sich selber für den internationalen Erfolg der russischen Produktion auf die Schulter zu klopfen, meinte der Minister:
"Leviathan ist keine reine russische Geschichte, es gibt keine positiven Helden. Filme sollen nicht düster und voller existentieller Hoffnungslosigkeit sein, sondern die Menschen beflügeln. Nach dem Anschauen sollen die Menschen motiviert sein, aufzustehen, auf die Straße zu gehen und etwas Gutes ohne abzuwarten zu tun - jetzt und hier".
Ich wollte noch nie etwas Gutes tun, nachdem ich aus dem Kino gekommen bin. Karate Kicks verteilen und Jabba the Hutt, Meister des rohen Begehrens, kennenlernen, das ist ungefähr das Maximum an Einsatz, das ich aufbringen konnte.
Apropos Jabba the Hutt
marvin gaye chetwynde
Die in einer Nudisten-Kolonie lebende und sich nach dem Anführer des Sklavenaufstands nennende Perfomancekünstlerin Spartacus (inzwischen Marvin Gaye) Chetwynd wurde unter anderem für ihre aus dem Jahr 2003 stammende Inszenierung "An evening with Jabba the Hutt" für den angesehenen englischen Kunstpreis "Turner Prize" nominiert.
Apropos Begehren
"Die Poesie des Verbrechens" gab der ehemalige MIT-Kunstprofessor Joseph Gibbons als Motivation an, warum er Ende letzten Jahres zwei Banken überfallen und sich selbst dabei gefilmt hat. "Sein Werk ist Kunst, kein Verbrechen", meinte er nach seiner Festnahme und zitierte den französischen Dichter Arthur Rimbaud, der propagierte, dass ein Poet in die Abgründe hinabsteigen müsse um von dort berichten zu können.
Die Banküberfälle sind die Fortführung einer Serie, die Gibbons in den 70er Jahren begann, als er erste Gemälde stahl.