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Ali Cem Deniz

Das Alltagsmikroskop

16. 1. 2015 - 21:37

Sie küssen zurück

Der Protest gegen das #prückelgate wandert vom Netz auf die Straße.

Es ist kalt, es ist dunkel und rund 2.000 Leute stehen vor dem Wiener Kaffeehaus Prückel, um sich zu küssen und um zu protestieren. Vor einer Woche mussten Anastasia Lopez und Eva Prewein das Café Prückel verlassen. Sie hatten sich geküsst und wurden deshalb von der Chefin rausgeworfen. Der Vorfall bekam nicht nur in Österreich große Aufmerksamkeit, sondern ging um die Welt.

Anastasia Lopez, Eva Prewein

APA/Herber Pfarrhofer

Eva Prewein und Anastasia Lopez bei der Kundgebung

Zu spät, zu wenig

Die Demo ist gut besucht und friedlich. Es wird applaudiert, gejubelt und geküsst. Doch als Angelika Mlinar auf der Bühne sich für die späte Entschuldigung von Prückel-Chefin Christl Sedlar bedankt, gibt es einige Buh-Rufe und Kopfschütteln im Publikum.

Vor der Demo hatte sich die Prückel-Chefin Christl Sedlar für ihr Verhalten entschuldigt, doch das hat die DemonstrantInnen nicht davon abgehalten vor dem geschlossenen Café zu protestieren. "Die Entschuldigung war nicht ehrlich und kam absolut nicht authentisch rüber", sagt ein Demonstrant. Auch für Anastasia Lopez und Eva Prewein war die Entschuldigung von Sedlar nicht überzeugend und kein Grund, die Demo abzusagen.

Cafe Prückel Kundgebung

Ali Cem Deniz

Viel Los am Ruhetag

Vom Netz auf die Straße

"Wir wollen nicht gegen das Café Prückel, sondern für Gleichberechtigung und eine Gesellschaft ohne Diskrinierung protestieren", sagt Anastasia Lopez. Gleichzeitig distanziert sie sich von den Graffitis am Café. Vor der Demo hatten schon einige vor einem möglichen "Shitstorm" gewarnt, denn die Reaktion aus dem Netz war größer als erwartet.

Doch beim Kiss-In vor dem Café Prückel protestierten die TeilnehmerInnen gelassen und zeigten, dass nicht jede Empörung gleich ein "Shitstorm" ist. Gleichzeitig bewiesen sie, dass digitaler Protest durchaus Wirkung im "echten" Leben haben kann und mehr hervorbringt als Likes und Kommentare, die im Affekt schnell verfasst und abgeschickt werden.

Am Dienstag in FM4 Auf Laut: Homophobie oder Akzeptanz im Alltag?

Wieviel Homophobie erleben Lesben, Schwule und Bisexuelle im Alltag in dem Land noch, das mit Conchita Wurst und ihrer Message für Akzeptanz von sexueller Vielfalt den Eurovision Song Contest gewonnen hat? Claus Pirschner diskutiert darüber mit den Kiss In Initiatorinnen Anastazia Lopez und Eva Prewein sowie mit AnruferInnen in FM4 Auf Laut.

Mitdiskutieren ab 21 Uhr unter 0800 226 996 (aus dem Ausland: +43-1-5036318)

Zu hören am Dienstag, 20. Jänner, 21-22 Uhr und gleich im Anschluss auch unter fm4.orf.at/7tage.