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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

16. 1. 2015 - 13:09

Tour Bueno

Zwei sympathisch-verspielte Hipster touren durch Europa und entwickeln mit lokalen Spielestudios kleine Games. Jetzt sind sie in Wien.

Sie machen Spiele über Caesars freien Tag, einen miesen Klavierspieler, der aus dem Publikum geworfene Gegenstände mit dem Flügel zurückkatapultieren muss, oder eine Zugbrücke, die als Flipper verwendet wird, um Meteoriteneinschläge zu verhindern und Pterodactylus-Attacken abzuwehren. Major Bueno sind das etwas andere Games-Entwickler-Duo. Sie sind die vielleicht bekanntesten deutschsprachigen Indie-Spielemacher, wenn man sie daran misst, dass sie eigentlich noch Studenten an der Filmakademie in Baden-Württemberg sind, wo sie den Studiengang Interactive Media belegen.

Major Bueno haben 2013 mit ihrem Projekt "One Game a Month" ihre Karriere begonnen.

Nun könnte man meinen, dass sich jemand wochenlang in ihr oder sein Schreibzimmer zurückzieht, wenn es darum geht, das eigene Diplomprojekt fertigzustellen. Doch Major Bueno haben diese Sache für sich wesentlich geschickter und medienwirksamer eingefädelt - weniger aus Eitelkeit als aus dem Drang heraus, neue Menschen zu treffen und kollaborativ zu arbeiten. Benedikt Hummel und Marius Winter setzen derzeit eine geniale Idee in die Realität um, die das Gute mit dem Nützlichen verbindet: Sie packten ihre sieben Sachen, checkten sich ihren Tourmanager Bene sowie einen Kleinbus und fuhren los. Nun touren sie durch Europa und treffen insgesamt elf Indie-Game-Entwickler/innen und -Studios, mit denen sie in jeweils 48 Stunden gemeinsam ein Spiel entwickeln. Am 5. Jänner ist die "Tour Bueno" in Zürich gestartet, enden wird sie am 19. Februar in Großbritannien.

Das Ausloten von Kreativprozessen

Major Bueno können zweifellos mit den technischen Werkzeugen umgehen, die zur Spieleentwicklung notwendig sind. Was sie aber vor allem interessiert, sind die Entwicklungen, die dazu führen, dass aus einer Idee ein Spiel wird. Wie laufen kreative Prozesse ab und über welche Stationen führt der Weg von einem Konzept zu einem fertiggestellten Spiel? Schönes Scheitern gehört bei diesem Experiment laut Benedikt und Marius übrigens auch dazu. Das Endergebnis ist natürlich wichtig, weil darauf ja hingearbeitet wird, doch - ganz alter Weisheiten folgend - ist für sie der Weg das Ziel.

Aktuell hat sie ihr Weg nach Wien geführt, wo Major Bueno mit dem Wiener Indie-Kollektiv Broken Rules ("And Yet It Moves", "Chasing Aurora", "Secrets of Raetikon") an einem Graffitimalspiel arbeitet. Immer dabei ist die mobile Videokamera, die die Spielemacher auf Schritt und Tritt begleitet. Das passiert deshalb, weil die "Tour Bueno" nicht bloß ein aufwendiges Diplomprojekt ist, sondern auch filmisch dokumentiert wird - als Serie für Arte Creative, eine Websparte des deutsch-französischen Kulturfernsehsenders.

Eine rote Europakarte und ein grüner Bus in einem einfachen Zeichenstil. Darunter steht "Tour Bueno. 11 Indie Developers - 11 Video Games - 11 Web Documentaries".

Major Bueno / Arte Creative

zamSpielen

Das Ergebnis des Wiener Game-Jams von Major Bueno sehen und spielen und mit netten Menschen in einer entspannten Atmosphäre anderen ludischen Freunden nachgehen, das kann man heute (Freitag, 16. Jänner) im Mobilen Stadtlabor im Resselpark am Wiener Karlsplatz. Die Veranstaltungsreihe zamSpielen lädt zu einem weiteren geselligen Spieleabend, der wie gewohnt zwischen Brettspielen, Videospielen und gemütlichem Plauderen oszilliert. Los geht's um 17 Uhr, der Eintritt ist frei.