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12. 1. 2015 - 17:26

Vier vollgepackte Tage auf der C3

"Endlich wieder auf normale Leute treffen", das war der Tenor vieler Bekannter, die sich ebenfalls auf den Weg zum 31. Chaos Communication Congress gemacht hatten.

von Sarah Kriesche

Vom 27. -30. Dezember gab es vier Tage Hamburg vollgepackt mit Vorträgen, Workshops, Installationen und Diskussionen, die auf die fast 12.000 Teilnehmer*innen warteten. Die Empfehlung, bereits am Vortag anzureisen, erwies sich als Vorteil, es ersparte lange Warteschlangen am Eröffnungstag, die "Engel" hatten auch hier vorgesorgt, wir konnten unsere Tickets und Zugangsbändchen bereits am Vortag abholen.

Engel? Wtf…

Engel, das ist die Bezeichnung für die über 1300 freiwilligen (!) Helferinnen und Helfer, die den Chaos Communication Congress letztendlich wohl zu dem machen, was er ist. Vom Aufbau der kleinen IT-Stadt bis zur Ankündigung der Talks oder Orientierungshilfe - die Engel überwachen das Geschehen und sorgen dafür, dass es an nichts fehlt und tragen ihren Teil dazu bei, dass der Event trotz der unzähligen Besucher*innen ein respektvolles Miteinander und ein Gemeinschaftsgefühl pflegt, das seinesgleichen sucht.

JZ, einer der Mitorganisatoren des Kongresses, gibt mir einige Einblicke, während er mit anderen "Engeln on hold" in ihrem Bereich, der klarerweise "Himmel" heißt, auf Einsätze wartet: "Wir haben auch über die Weihnachtsfeiertage, wirklich jeden Tag gearbeitet. Am Anfang waren es um die 50 Leute, zu Weihnachten um die 300. Sie alle sagen ihrer Familie: Ne, wir kommen dieses Jahr mal nicht, sondern wir essen Weihnachten zusammen hier mit den ganzen anderen Engeln und rocken hier mal durch. Es macht ja auch richtig Spaß. Das ist ja auch die Hauptmotivation: Man trifft seine alten Freunde und Bekannten wieder und kommt aus seinem Arbeitsleben raus, was bei vielen halt meistens ein Bürojob ist - und machen mal ganz was anderes und können sich auspowern." Während der Veranstaltung selbst kommt JZ so übrigens auf bis zu 20 Arbeitsstunden am Tag.

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CC-BY-SA-2.0 / heipei / flickr.com

CC-BY-SA-2.0 / heipei

A new dawn

Ein symbolträchtiges Motto hat sich der CCC mit "a new dawn" gesetzt. Für Linus Neumann, einen der Sprecher des Chaos Computer Clubs, fast eine logische Konsequenz nach dem Schock über die Snowden-Enthüllungen: "Diese Symbolik des Mottos kann man spüren. Man spürt, dass die Community sich aufgerappelt hat, dass die Community Gas gibt, dass die Community Lust hat, was zu tun, dass die Community wächst - im Vergleich zum Vorjahr um weit über 2000 neue Gäste und insofern sehe ich mich sehr positiv überrascht, über meine Erwartungen hinaus."

Talk, talk, talk

Neben einem eigenen Teehaus, Assemblies, oder auch einer eigenen Halle mit DJ, sind die Säle mit Platz für bis zu 3000 Zuhörer*innen, kaum verwunderlich, immer gut besucht. So gut, dass das Online-Streaming mitunter auch vorort genutzt wird. Wer es nicht zum Kongress geschafft hat, die meisten Talks kann man sich hier online zu Gemüte führen.

"Für jeden ist was dabei" mag abgedroschen klingen, ist aber so. Ich erwähne es an dieser Stelle, weil mich Bekannte nach meiner Rückkehr vor allem mit zwei Clichée-Fragen/Statements konfrontierten: "Arg, du hast dich zu den ganzen Hackern getraut?!" und "Naja für mich ist das nichts, ich kenne mich mit Programmieren ja nicht so aus." Die Veranstalter haben eine Drittel-Lösung aus IT-Security, wissenschaftlichen und politischen Themen geschaffen, welche das Spektrum der IT, von Online-Aktivismus (z.b.: "Mit Kunst die Politik hacken") bis hin zu Crypto für die Zukunft oder auch die NSA-Stationen in Österreich abhandelt.

Ein Ranking, welchen Talk "man gesehen haben muss", kann, will und werde ich nicht abgeben. Zum einen, weil ich längst nicht alle gesehen habe (fanden doch zumeist mindestens drei Vorträge gleichzeitig statt), zum anderen, weil das "was gut ist", ja auch immer mit den persönlichen Präferenzen zusammenhängt. Die eben genannten Talks kann ich aber auf jeden Fall empfehlen.

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CC-BA-2.0 / Hong Phuc FOSSASIA / flickr.com

CC-BA-2.0 / Hong Phuc FOSSASIA

Bevor es Themen und Vorträge in die Konferenz schaffen, gibt es übrigens auch ein schwieriges Auswahlverfahren, wie Linus Neumann erzählt. "Wir hatten in diesem Jahr knapp unter 500 Einreichungen, von denen wir dann am Ende etwas über 100 annehmen können. Das heißt, für jede Veranstaltung die hier stattfindet, finden 4 nicht statt. Unter den vieren, die nicht stattfinden, ist mindestens einer, oder zwei, die wir gerne im Programm gehabt hätten. Und das ist am Ende ein schmerzhaftes Schneiden ins eigene Fleisch, dieses Programm so auf die Beine zu stellen. Weil wir ne ganze Menge rausnehmen müssen, was wir für relevant halten, was wir gerne gezeigt hätten."

TL; DR

Wenn man sich mit Leuten, die man noch nie zuvor gesehen hat, verabredet, sollte man ein buntes Accessoire dabei haben. "Ich habe lange Haare und bin schwarz angezogen", reicht bei einer Veranstaltung in der Größe der C3 nicht aus, um sich zu finden. Trotz der Vielzahl an Besucher*innen besticht der Chaos Communication Congress aber auch 2014 wieder mit beeindruckenden Installationen, Talks und vor allem einem durchgängigen gesellschaftlichen Code des Miteinanders, von dem andere Veranstaltungen nur träumen können.

Allen, die dennoch eine gewisse Schwellenangst oder Vorbehalte haben, kann ich für kommende Veranstaltungen die Chaos PatInnen ans Herz legen (hier auf Twitter). Sie kümmern sich eindrucksvoll um ihre "Patenkinder"; gehen auf spezielle Bedürfnisse ein, sorgen für eine erste Orientierung und helfen, erste Kontakte mit Teilnehmer*innen zu knüpfen, welche sich für dieselben Themenfelder interessieren.