Erstellt am: 12. 1. 2015 - 11:44 Uhr
"Kein Gott, Kein Staat, lieber was zu Saufen"
Die Idee des Nationalstaats als Gebiet territorialer, sprachlicher und ethnischer Einheit ist relativ jung. Sie wurde seit dem 18. Jahrhundert von Europa ausgehend immer populärer und richtet nach wie vor Schaden an.
Die Trennung von Kirche und Staat ist schon etwas länger, seit der französischen Revolution, eine zentrale Idee demokratischer Staatsformen. Umgangssprachlich nennt man die Trennung Säkularisierung, Säkularisation oder auch Säkularismus, obwohl die lexikalische Bedeutung dieser Begriffe viel spezifischer ist und sich auf verschiedene Ebenen der Abkoppelung bezieht. Säkularisierung ist der mentale Prozess der Trennung, Säkularisation der konkret faktische und Säkularismus ist eine Weltanschauung die aus dem Prozess erwächst.
1967 verordnete der albanische Diktator Enver Hoxha Säkularismus für alle. Albanien wurde zum "ersten atheistischen Staat der Welt". Hoxha stellte die Ausübung jeder Form von Religion unter Strafe und ließ alle Kultstätten zerstören.
Zu dieser kleinen Recherche die ein bisschen wirkt wie der Blueprint für ein Laibach-Album, hat mich einerseits ein Rechtschreibfehler der New York Times geführt und andererseits der Wahnsinn des IS, der in der syrischen Stadt Raqqa einen Mann geköpft hat, der als Zauberer bekannt war. Er erfreute Menschen, indem er Münzen hinter ihren Ohren verschwinden ließ und Tiere aus Luftballons bastelte. Für die Gotteskrieger sind Zaubertricks Gotteslästerung, weil einzig und allein Big G. das Monopol auf Wunder hat. Durch Illusionen und Tricks Wunder zu simulieren geht gar nicht.
Dieser Meinung war man in Europa auch bis 1944. Vor 71 Jahren wurde gegen die Schottin Helen Duncan einer im weiteren Sinne letzten Hexenprozesse in Europa geführt.
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Die Anklage war eine Vorsichtsmaßnahme des englischen Geheimdienstes, da Helen in Trance angeblich über militärische Manöver der gegen die Nazis kämpfenden Briten sprach, Manöver, von denen sie nichts wissen konnte und durfte.
Die oben erwähnten Laibach sind Teil von NSK, einem Kunstkollektiv das sich 1992 in einen Staat umwandelte, der "keine Grenzen und kein Territorium hat, sondern als abstrakter und suprematistischer Körper wirkt". Als Indiz, dass dieser Staat tatsächlich existiert und gewirkt hat, könnte man werten, dass "es wiederholt Personen gelungen sei, mit ihren NSK-Reisepässen internationale Grenzen zu überqueren - so soll insbesondere die Ausgabe von NSK-Reisepässen im Rahmen der Veranstaltung 'NSK Drzava Sarajevo' im umkämpften Sarajevo 1994/95 zahlreichen insbesondere bosnischen Staatsangehörigen die Ausreise aus dem bürgerkriegszerrütteten Land ermöglicht haben."
Einen virtuellen Staat hat diese Woche auch die New York Times aus Unachtsamkeit, man könnte es auch Ignoranz nennen, gegründet. In Kirgistan wurde ein Bergsteiger entführt und die New York Times machte aus dem im englischen Kyrgystan geschriebenen Land Kyrzbekistan.
@kyrzbekistan I found you. pic.twitter.com/jc0jkBEVhH
— Jose Pagliery (@Jose_Pagliery) 8. Januar 2015
Da sich viele für ein mit großer Ironie gesegnetes Komödien-Talent à la Sacha Baron Cohen halten, ohne seine doppelt und dreifachen Reflexionshöhen zu erklimmen, gab es innerhalb kürzester Zeit einen Twitter Account, eine Flagge, einen Reiseführer und genaue Beschreibungen, was für Hinterwäldler und Idioten dort leben. Der Journalist des Qualitätsmediums New York Times, der unfähig war den Namen des Landes, über das er berichtet, richtig abzuschreiben, hat nicht gekündigt und ist in freiwillige digitale Isolation gegangen sondern hat gewittert, dass er bereits in dem Land ist.