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Irmi Wutscher

Gesellschaftspolitik und Gleichstellung. All Genders welcome.

9. 1. 2015 - 14:50

Wer alles nicht Charlie ist

Nicht alle können sich ungeteilt mit Charlie Hebdo identifizieren.

Dieser Artikel wurde upgedatet, die Erläuterung dazu findet sich unten rechts.

Nach dem Attentat auf die französische Satirezeitung Chalie Hebdo vorgestern gab es Solidaritätswellen für die Redaktion - im Netz und in Real Life. Von Gedenkwachen vor französischen Botschaften in aller Welt bis hin zu Fotos ganzer Redaktionen, die das "Je suis Charlie"-Schild halten – von der französischen Presseagentur AFP bis hin zur ZIB-Redaktion – die unter dem entsprechenden Hashtag verbreitet werden.

ZIB-Radaktion mit jesuischarlie-Schildern

ORF

Aber nicht alle können sich ungeteilt mit Charlie identifizieren. Schon bald tauchte auch der Hashtag #JeNeSuisPasCharlie auf. Dort weisen die PosterInnen zum Beispiel darauf hin, dass etwa eine Ausgabe von Charlie Hebdo die französische Justizministerin Christine Taubira, die dunkle Hautfarbe hat, als Affe dargestellt am Cover hatte.

#JeNeSuisPasCharlie

Die Leute, die unter diesem Hashtag posten, verurteilen die Attentate auf Charlie Hebdo und sie sind für Meinungsfreiheit. Sie sagen aber auch, man dürfe darüber nicht vergessen, dass einige der Zeichnungen problematisch seien, weil sie alte rassistische und xenophobe Ressentiments aufgreifen und weiterverbreiten, anstatt dagegen anzugehen. Menschen weisen unter diesem Stichwort auch darauf hin, dass Meinungsfreiheit nicht bedeutet, außerhalb jeder Kritik zu stehen, wie es Comiczeichner und Blogger Jacob Canfield formuliert, der einen häufig geteilten Blogbeitrag geschrieben hat: "White men punching down is not a recipe for good satire, and needs to be called out."

Der Hashtag #JeNeSuisPasCharlie wurde mittlerweile von Fundis gekapert, sowohl christlichen, die von Blasphemie und Jungfrau Maria schreiben, als auch islamistischen, die glauben, so ihre Hasstiraden loswerden zu können.

Nicht nur Charlie, sondern Ahmed

Dann gibt es noch andere Menschen, die nicht Charlie sind, und stattdessen lieber – oder auch – Ahmed und posten unter #JeSuisAhmed.

Hinweis in eigener Sache:

In der Umarbeitung des Radioscripts sind leider inhaltsverzerrende Verkürzungen passiert. Dieser Text sollte Social-Media-Postitionen zusammenfassen, und nicht als Kommentar verstanden werden. Deshalb wurde auch der abschließende Tweet durch einen neuen ersetzt.

Wer ist Ahmed?

Ahmed, das ist einer der zwei Polizisten, die am Mittwoch bei dem Attentat auf Charlie Hebdo ums Leben gekommen sind, und der Muslim war. Mit dem Meme und den dazugehörigen Postings soll gezeigt werden, dass einerseits auch MuslimInnen von Islamisten getötet werden - übrigens nicht nur in Paris, sondern auch in Syrien oder im Nordirak. Und dass andererseits Islamismus und Islam nicht das Gleiche sind. Rechte Bewegungen wie Pegida oder die Identitären versuchen aus den Ereignissen in Paris Rückenwind zu bekommen, #JeSuisAhmed will dem entgegentreten.

Die Positionen sind viele, die Diskussionen genauso. Wie auch über dieses Voltaire zugeschriebene Zitat, das momentan in vielen Versionen, vielen Sprachen und vielen Tweets geteilt wird.