Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Acts to watch 2015"

Katharina Seidler

Raschelnde Buchseiten und ratternde Beats, von Glitzerkugeln und Laserlichtern: Geschichten aus der Discommunity.

3. 1. 2015 - 09:09

Acts to watch 2015

Eine Auswahl an Bands, von denen wir im kommenden Jahr mehr hören wollen.

MOURN

In einem Interview haben die Mitglieder der Band MOURN auf die Frage, welche Persönlichkeit sie gerne einmal treffen würden, geantwortet: "Den Sänger von DIIV. Keine Ahnung, wie er heißt, aber er erinnert uns an Kurt Cobain." Dieser Wunsch könnte sich 2015 mühelos erfüllen, denn ihr Debütalbum, das die vier Katalanen im Herbst auf dem spanischen Label Sones Records herausgebracht haben, wurde umgehend von der New Yorker Indie-Geschmacksinstanz Captured Tracks übernommen und erscheint dort im Februar noch einmal und breitenwirksamer. Mourn sind somit in kürzester Zeit zu Labelkollegen von DIIV geworden. Der Sound des Quartetts, dessen Mitglieder wohl noch eine Zeit lang auf ihr Alter angesprochen werden werden - alle sind unter zwanzig, Bassistin Leia Rodríguez überhaupt erst fünfzehn Jahre alt - erinnert mit Referenzen an frühe Großtaten von PJ Harvey an ein paar der besten Momente der neunziger Jahre. Die Festivalbühnen von Eurosonic bis Primavera sind ihnen sicher.

Shamir

Seine erste EP "Northtown" hat Shamir Bailey im vergangenen Juni noch auf dem sehr guten Freestyle-Label Godmode herausgebracht, das kommenden Releases featuring der Single "On the regular" haben bereits beim Londoner Indie-Riesen XL Recordings eine Labelheimat gefunden. Der neunzehnjährige Musiker aus Las Vegas produziert hibbeligen Dancepop, augenzwinkernden House und Disco, zu dem er gutgelaunte Raps und Gesangslinien beisteuert. Der herrliche, gute Quatsch, 2015 dann weltweit zu hören.

Future Brown

Mit ihrem konzeptuellen Album "Asiatisch" hat Fatima Al-Qadiri eine der Platten des Jahres 2014 geschaffen. Die kuweitisch-senegalesisch-amerikanische Künstlerin ist aber nicht nur mit ihren Soloprojekten (sehr spannend ebenfalls: Ayshay), sondern auch im Quartett gemeinsam mit dem kalifornischen Super-Duo Nguzunguzu und dem Lit City Trax-Labelbetreiber J-Cush als Future Brown unterwegs nach oben. Mit beispielsweise "Wanna Party" ist den vieren bereits ein eindrucksvoller erster Schlag gelungen, eine einnehmende Form von Popmusik aus futuristischem Grime und abstrakter Bass Music; die folgende Single "Talking Bandz" weist einen ebenso vielversprechenden Weg in Richtung des Future Brown-Debütalbums, das im Februar via Warp Records erscheint.

Weitere Acts, die teilweise auch bei der BBC oder dem Eurosonic Festival oben auf der Liste für 2015 stehen und die wir im Laufe der ersten Jännerwoche im FM4 Tagesprogramm (nocheinmal) vorstellen:

Außerdem:

Schnipo Schranke

Es wird kaum jemand leugnen, dass 2014 nicht nur für österreichische Musik ein sehr gutes Jahr gewesen ist, sondern dass auch im deutschsprachigen Raum im Allgemeinen mit etwa dem Trümmer-Debüt, dem zweiten Album von Die Nerven oder dem bereits zehnten von Mutter ein paar große und wichtige Platten herausgekommen sind. Vereint wurden viele der Acts der New School of Germany auf dem empfehlenswerten Sampler "Keine Bewegung", der im Frühjahr bei Staatsakt/Euphorie erschienen ist. Ein Track, der zwischen den Beiträgen von etwa Candelilla, Zucker, Der Ringer oder 206 herausgestochen ist, war "Pisse", das erste Lebenszeichen des Hamburger Duos Schnipo Schranke. Ihre ungebürstete Mischung aus Punk und Chanson nennen Daniela Reis und Fritzi Ernst selbst "Post-Schlager" und setzen mit "Pisse" dem Ende einer Liebe und Oralverkehr ein herzzerreißenden Denkmal: "Warum schmeckt’s wenn ich dich küsse untenrum nach Pisse?", aber auch: "Ich lieb dich nicht ein bisschen, ich lieb dich übertrieben." Ob es Schnipo Schranke 2015 auch in Albumform zu hören geben wird, beantworten die beiden so: "Wenn wir eine LP haben, wird man diese auch erwerben können."

Wampire

Ein persönlicher Liebling, in diese Liste hineingeschmuggelt: Die Portlander Band Wampire hat 2013 und 2014 bereits zwei fantastische Alben herausgebracht und war erst vor Kurzem für zwei Shows in Österreich. Weil gute Dinge aber manchmal zu sehr untergehen, sei an dieser Stelle eine nochmalige Empfehlung für ihre eingängige, fein psychedelische Popmusik mit Orgel-Antrieb ausgesprochen.