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Elisabeth Scharang

Geschichten über besondere Menschen und Gedankenschrott, der für Freunde bestimmt ist.

24. 12. 2014 - 23:52

Am Ende steht immer ein Traum

Der Skirennläufer Matthias Lanzinger erzählt im FM4 Doppelzimmer am 25. Dezember über Geschwindigkeitsrausch, Schmerz und seinen Weg vom ÖSV-Spitzenkader zu den Paralympics in Sotschi.

"Im Sommer, wenn ich mit meiner Frau und meiner Tochter wandere, dann muss ich für den Weg hinunter eine Gondel oder einen Sessellift benutzen. Das schränkt natürlich die Wahl der Wandertouren ein." Das Bergabgehen sei für die Beinprothese eine zu große Belastung, deshalb liebe er die Skitouren im Winter, setzt Matthias Lanzinger nach.
"Mit Ski komme ich überall hinunter."

Es ist ein Weltcuprennen 2008 in Norwegen. Lanzinger stürzt bei dem Super-G schwer. Die medizinische Erstversorgung läuft schlecht und auch im Krankenhaus sind nicht die nötigen Spezialisten am Werk. Matthias Lanzingers verletzter Unterschenkel sondert totes Gewebe in den Körper ab. Der Skirennläufer fällt ins Koma, Organversagen. Notoperation. Er überlebt. Als er aufwacht, fragt er seine Frau, ob er für den Rest seines Lebens im Rollstuhl sitzen werde. Er spürt seine Beine nicht.
"Wir können unser gemeinsames Leben weiter leben. Nur mit dem Sport, damit ist es vorbei," ist ihre Antwort.

Matthias Lanzinger

Pamela Russmann

Matthias Lanzinger steht seit seinem dritten Lebensjahr auf Ski. Seine beiden älteren Schwestern lassen den Kleinen immer mitfahren und schon bald ist er bei den Rennen durch die Torstangen unten den Schnellsten. "Es gab schon damals welche, die besser gefahren sind als ich. Aber ich war ehrgeiziger als die anderen und hatte am meisten Durchhaltevermögen."

Die Zeit in Stams, der Kaderschmiede des österreichischen Profi-Skisports, beschreibt Lanzinger als entbehrungsreich. "Ich will überhaupt nicht klagen. Aber wenn man diesen Weg einschlägt, dann geht`s nur mehr ums Skifahren. Da gibt’s nichts anderes mehr. Daneben muss man die Schule schaffen." Matthias Lanzinger arbeitete sich innerhalb des ÖSV-Teams hinauf. Und dann war 2008 von einem Tag auf den anderen alles vorbei. Das abrupte Ende einer Profi-Karriere.

Vorschau auf die kommenden Feiertags-Doppelzimmer

Am 1. Jänner ist der deutsche Film- und Theaterstar August Diehl zu Gast und am 6. Jänner erzählt die scharfzüngige Kommentatorin der österreichischen Innenpolitik, Anneliese Rohrer, warum sie mit Wolfgang Schüssel Kaffee getrunken hat, obwohl sie ihn nicht leiden konnte.

Mein Bruder hatte mit 18 Jahren einen Autounfall. Er saß danach im Rollstuhl. Seine ganze Begeisterung vor dem Unfall ging in den Sport und ins Motor-Cross-Fahren. Das war ohne Gefühl in den Beinen nicht mehr möglich. Ich habe sehr gute Erinnerungen an die vielen Jahre nach seinem Unfall, in denen er mit seinem Schicksal gehadert hat. Er wollte seine Behinderung nicht akzeptieren. Matthias Lanzinger kommt aus einem Leben, das extrem zielorientiert ist und in dem er funktionieren musste. Das kam ihm nach der Amputation seines Unterschenkels sehr zu gute. Wie er sagt. Die Disziplin, die er schon als Jugendlicher im Skikader gelernt hat, zieht er während seiner Rehabilitation durch. Ein dreiviertel Jahr nach der Beinamputation steht er wieder auf der Piste. Und bei den Paralympics heuer in Sotschi gewann Matthias Lanzinger zwei Silbermedaillen - einmal im Super-G und einmal in der Super-Kombination.

Im FM4 Doppelzimmer am 25. Dezember von 13 bis 15 Uhr erzählt der Profi-Skirennläufer Matthias Lanzinger über den Weg zurück auf die Piste und er nimmt Stellung zu Athleten wie Oscar Pistorius, dem Bladerunner mit zwei Beinprothesen, der 2012 bei den Olympischen Spielen im Bewerb der nicht-behinderten Sportler antrat. Ein Gespräch über Freundschaft, Angst und Ehrgeiz.

Das FM4 Doppelzimmer mit Matthias Lanzinger gibt es hier für 7 Tage zum Anhören inklusive den Songs, das Gespräch in der Langfassung als Download im FM4 Interview Podcast und hier im Stream:

FM4 Doppelzimmer mit Matthias Lanzinger