Erstellt am: 16. 12. 2014 - 19:05 Uhr
"We are the 99% locally, the 1% globally"
Homeboy Sandman
Der aus Queens, New York, stammende Homeboy Sandman ist ein intelligenter und grundsympathischer Rapper. Er legt großen Wert auf seine Lyrics und druckt sie deshalb auch immer komplett auf seinen Platten ab, äußert wortreich seinen Missmut über die negativen Seiten des kommerziellen Rap und unterrichtet im Hauptberuf 15- bis 16-jährige an New Yorker Public Schools. Er weiß also auch, dass am System seines Heimatlandes aktuell nicht alles glatt läuft - und hat sich in einem seiner neuesten Tracks auch gerade sehr kritisch mit der amerikanischen Gründungsgeschichte auseinandersetzt. Trotzdem klingt America The Beautiful von seinem vierten Album Hallways fast schon wie eine alternative Bundeshymne.
Gerade wegen der kleinen Widersprüchlichkeiten ist Hallways übrigens ein sehr empfehlenswertes Album - für die Village Voice gar das beste Rap-Album aus New York dieses Jahr!
Der erste Instinkt wäre also, den Text als Ironie abzustempeln. Aber beim genaueren Hinhören betont Homeboy Sandman in den ersten zwei Strophen viele Dinge, die er an Amerika gut findet und klingt dabei durchaus aufrichtig. Und im dritten Vers schließt er mit dem Appell, sich nicht soviel zu beschweren:
Complaining oh so much
Where else do people even think they're owed so much?
We are the 99% locally
We are the 1% globally
Prinzipiell hat er schon Recht, dass Raunzen auf hohem Niveau niemandem hilft und man sich des eigenen Privilegs im Vergleich zum Rest der Welt durchaus bewusst sein sollte. Im Lichte landesweiter Protestwellen gegen Polizeigewalt wirkt das Die sollen sich nicht aufregen!-Sentiment aber etwas seltsam, wofür der gute Homeboy wiederum nichts kann: Der Song ist wohl schon einige Zeit vor dem Sommer 2014 erschienen!
Homeboy Sandman
Es gibt jedenfalls einiges zu besprechen: Würden wir einen ähnlichen Song eines österreichischen/deutschen Rappers gut finden? Oder: War Homeboy Sandman denn etwa noch nie in Michigan? Der HipHop-Lesekreis - vertreten durch Natalie Brunner, Mahdi Rahimi, Ole Weinreich und meine Wenigkeit hat genau das getan.
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