Erstellt am: 15. 12. 2014 - 12:35 Uhr
Schöne Sätze
Wim Wenders, Regisseur, über die Grenze zwischen dem Privaten und dem Persönlichen
Das Private ist der Gegenstand von Promi-Magazinen, das Persönliche ist der Bereich der Kunst. Nur die Menschen, die bis an die Grenze von dem gehen, was persönlich möglich ist, ohne dabei privat zu werden, können Geschichten von allgemeiner Relevanz erzählen.
(Der Standard)
Konrad Paul Liessmann, Philosoph, über moderne Selbstoptimierung
Es ist qualitativ ein anderer Ansatz, zu sagen, der Mensch ist ein Wesen, das krank werden kann, und dann versuchen wir, diese Krankheiten zu therapieren. Oder ob ich sage, der Mensch ist defizitär, und ich muss ihn verbessern. Wir erleben in der Medizin gerade diesen Paradigmenwandel. Es geht nun darum, den Menschen insgesamt als Material zu sehen, das in hohem Maße verbesserungs- und permanant erneuerungsbedürftig ist.
(Der Standard)
Asia Argento, Regisseurin und Schauspielerin, über den aktuellen Individualisierungdruck
Ja, wir leben im Jahrhundert des Selbst, was, wie ich finde, ziemlich deprimierend ist. Wenn man zum Beispiel einen Film dreht, dann kann das nur als Gruppenarbeit funktionieren. Das kann man nicht alleine machen (...) Menschen sind dazu geschaffen, miteinander zu kommunizieren. Das weiß sogar ich mit meiner Sozialphobie.
(Interview Magazin)
Jarvis Cocker, Musiker, über den Unterschied zwischen Stars und Celebrities
Celebrities dienen der Unterhaltung. Die Leute verehren sie, aber sie suchen begierig auch nach ihren Schweißflecken und Schwächen. Ein Star ist jemand, der die Qualitäten verkörpern und verstärken sollte, die Menschen bewundern.
(FAQ)
Beggarsgroup
Mads Mikkelsen, Schauspieler, über Auszeichnungen und Preise
Für bestimmte Arten von Filmen kriegst du eher eine Auszeichnung als für andere, meine Leistung spielt da überhaupt keine Rolle. In „Die Jagd“ war ich ein Opfer – so etwas kommt immer gut bei den Jurys an. Alternativ könnte ich auch Verrückte oder Behinderte spielen, das mögen die genauso. Mit einem Film wie „The Salvation“ habe ich da zwangsläufig schlechte Karten.
(Playboy)
Shia LaBeouf, Schauspieler, über seine Kindheitsidole
Mein Vater hat mich oft mit ins Autokino genommen, um Steven-Seagal-Filme zu schauen. Ich mochte Filme mit Mickey Rourke. Die Leute, zu denen ich aufgeschaut habe, sind die Leute zu denen mein Vater aufgeschaut hat, weil ich zu meinem Vater aufschaute. Und der ist eben nicht wie Tom Cruise oder Tom Hanks. Er ist Mitglied der Mongols-Motorradgang. Er ist aus einem anderen Stoff, ein Vietnam-Veteran, der schlecht gelaunt nach Hause zurückgekehrt ist.
(Interview Magazin)
Asia Argento, Regisseurin und Schauspielerin, über die Diktatur der Kindheit
Family is not a democracy. School is not a democracy. Children don't have a say. Family is actually a totalitarian regime where the parents decide everything. Most of the time. Sometimes children can say, "I want this t-shirt white and not in blue." But at the same time the voice of the child already is coming from down below. Even physically the children are in a position of submission because of the height.
(Indiewire)
Mads Mikkelsen, Schauspieler, über Erziehung und Gewaltbilder
Wenn wir etwas an einer Stelle verbieten, bricht es an einer anderen Stelle durch. Gibt es zu viel Brutalität, werden die Zuschauer selbst ihre persönlichen Grenzen ziehen. Ich ziehe die als Vater zum Beispiel bei Videospielen und sage: „Das ist zu viel – sucht euch eine andere Freizeitbeschäftigung.“ Wobei ich mich insgesamt nicht für einen strengen Vater halte. Zum Beispiel lasse ich sie „The Salvation“ ansehen. Sie schauen sich auch die Zombie-Serie „The Walking Dead“ an. Auf Kinder hat es viel stärkere Auswirkungen, wenn sie ihren Vater in sehr emotionalen Szenen sehen, wenn er sehr traurig oder wütend wird. Literweise Blut macht da nicht so viel aus.
Constantin
Gale Ann Hurd, Produzentin, über den Erfolg von Zombies in der Popkultur
Wir leben in einer Zeit, in der Menschen fast überall in der Welt das Gefühl haben, sie leben in permanenter Gefahr. Die Unmittelbarkeit von Web, Social Media, 24-Stunden-News vermittelt das Bild permanenter Bedrohung zwischen Terroranschlägen und Naturkatastrophen, und das macht uns große Angst. Dass wir mit Zombies jemals zu tun haben, ist umgekehrt sehr, sehr unwahrscheinlich. Stattdessen identifizieren wir uns mit Charakteren – im Fall von "The Walking Dead" ist das eine kleine Gruppe von Menschen in einer feindliche Umwelt. Weil wir ganz genau wissen, was ihnen widerfährt, das kann uns niemals passieren.
(Der Standard)
Mads Mikkelsen, Schauspieler, über die Bedeutung von Waffen in seinen Filmen
Ich würde lügen, wenn ich abstreiten würde, dass mich das fasziniert. Aber wenn du dir auf diese Weise Macht kaufst, ist das so, als ob du dir in die Hose pisst: Am Anfang ist es schön und warm, aber dann wird es kalt. Deshalb sagt mir mein Verstand, dass ich mich in drei Teufels Namen davon fernhalten soll. Und dass wir eine strenge Gesetzgebung brauchen. Denn es gibt keine dümmere Kombination als eine Person ohne Selbstbewusstsein, die sich plötzlich Macht kauft.
(Playboy)
Gale Ann Hurd, Produzentin, über ihre Faszination für Science Fiction und Horror
Es geht mir um gewöhnliche Menschen, die mit ungewöhnlichen Lebensumständen fertig werden müssen. Diese Settings erzeugen zusätzliche Spannung. Und das liebe ich.
(Die Presse)
Adelheid Kastner, Forensikerin, über die Dehumanisierung des Täters Josef Fritzl
Was soll der Fritzl denn bitte sonst sein außer ein Mensch? Ein Einkaufswagerl vielleicht? Zu sagen, der Fritzl sei ein Monster, ist nichts weiter als ein Schutzmechanismus. Denn wenn er ein Mensch ist, dann ist er dasselbe wie ich und das kann er nicht sein.
(Vice Magazin)
Georg Baselitz, Maler, über Verantwortung in der Kunst
Das ganze Unglück, mich und die Malerei betreffend, ist das Missverständnis, dass Kunst “sozial” tätig sein muss oder soll. Ich glaube an das Gegenteil. Kunst und Künstler sind absolut ‘a-sozial’. Sobald sie sozial waren, wurden sie benutzt. Du musst so subjektiv wie möglich sein, du darfst nur deiner Liebe nachgehen. Anselm Kiefer macht genau das Richtige in dem Sinne. Ai Weiwei genau das Falsche.
(Interview Magazin)
David Cronenberg, Regisseur, über Künstler als Wissenschaftler
I always say that you are a scientist when you're an artist. You are experimenting with your characters, experimenting with modalities of living that are different than the one that you are actually living yourself. You are transcending your own life.
(Interview Magazin)
David Fincher, Regisseur, warum er niemals Autor werden wollte
That’s too easy. I don’t like spending a lot of time by myself. I like working with other people, just not necessarily 90 people.
James Ellroy, Autor, über die Bedeutung des Romans als Kunstform
Das wirklich große Ding ist der Roman. Kein verfickter Film oder, na, sie wissen schon, Rock’n’Roll, sondern der Roman. Das große männliche Ding. Der Roman ist die allerhöchste Form des individuellen Ausdrucks, und Fernsehen und Film werden nie auch nur in die Nähe kommen.
(Interview Magazin)
Fischerfilm
David Cronenberg, Regisseur, über Technologie als Erweiterung des Menschseins
I've always seen technology as an extension of us. So it makes sense that technology becomes part of us, it returns to us. In the '50s, a lot of sci-fi was presenting technology as dehumanizing, but really, it's nothing but human, all the best and worst parts of ourselves (...) So, that technology should infuse our lives, that it should intertwine with our lives, right into our bodies, is inevitable.
(Interview Magazin)
Konrad Paul Liessmann, Philosoph, über den aktuellen Drang zu Superlativen
Hätten wir die beste Staatsform, die möglich ist, bräuchten wir keine Politik mehr machen. Es gäbe nichts mehr zu verändern, nichts mehr zu verbessern. In dem Moment, in dem ich das Beste anstrebe, habe ich mir auch schon eine Garantie für Frustrationen gegeben. Denn das Beste gibt's nicht.
(Der Standard)
Wim Wenders, Regisseur, über seinen Zugang zur Fotografie
Jede digitale Kamera hat einen kleinen Bildschirm; man ist beim Fotografieren bereits mit dem Produkt konfrontiert. Was mich völlig abtörnt, ist, das Bild zu sehen, bevor es geschossen ist. Der Akt des Fotografierens muss ein Geheimnis bewahren. In dem Moment, wo ich das Bild im Vorhinein sehe, ist der Dialog mit dem Ort beendet.
(Der Standard)
David Cronenberg, Regisseur, über Realität als Produkt der Neurologie
It became obvious to me very early on that reality is neurology. It only takes one LSD trip - which is the only LSD trip I took [laughs] - to make very clear that reality is a question of how your nervous system and your sensory organs work. It's hard to accept, because the world feels so solid and real, and the colors seem so definite and absolute, but it doesn't take much to realize that that's not the case (...) So that meditation on the brain and nervous system - what happens if you change it, how we do change it, even by drinking alcohol - becomes a meditation on reality. How do we perceive it? How do we live in it?
(Interview Magazin)
Robert Newald
Zach Braff, Regisseur und Schauspieler, über seinen Glauben
Ich bin offen für die Idee einer spirituellen Kraft. Dass da irgendetwas im Universum ist, das nicht direkt uns menschliche Wesen, aber die Atome und Sachen wie die Erdanziehung kontrolliert. Ich mag dieses Konzept und bin offen für das Wissenschaftliche daran. Aber ich glaube nicht, dass da ein bärtiger Mann im Himmel herumsitzt und ein Urteil darüber fällt, ob man gut oder böse ist.
(The Gap)
David Cronenberg, Regisseur, wie sich sein Atheismus auf Filme auswirkt
Meinen Agenten war immer klar, dass sie mir niemals mit irgendwelchen Projekten über Teufel, Apokalypsen, nicht einmal mit Geistern kommen sollten, da ich wirklich ziemlich antireligiös bin, ohne dabei militant zu sein.
(Interview Magazin)
Zach Braff, Regisseur und Schauspieler, über das fundamentale menschliche Dilemma
Irgendwie zu verstehen, dass wir uns auf diesem sich drehenden Felsen mitten in der Unendlichkeit befinden. So hat man sich über Tausende von Jahren Geschichten ausgedacht, die dem Menschen helfen sollten, einen Sinn in all dem zu finden. Jeder von uns hat Angst vor dem Sterben und versucht sich Trost zu verschaffen, weil man im glücklichsten Fall vielleicht 90 Jahre zu leben hat.
(The Gap)
Shia LaBeouf, Schauspieler, über seine Philosophie
Metamodernismus beeinhaltet sowohl den Ernst der Moderne als auch die Distanz der Postmoderne. Metamodernismus ist Ernsthaftigkeit mit Augenzwinkern. Es ist das Gefühl, das sich nach der Dekonstruktion einstellt: Nach der Umweltkrise, Finanzkrise, Existenzkrise, wenn die Gesellschaft vor die Hunde gegangen ist.
(Interview Magazin)
Craig McDean/Interview Magazin
Paul Schrader, Regisseur, über die Zukunft des Kinos
Everything’s up for grabs. It’s exciting in that way - unless you’re wedded to the 20th-century concept of a projected image in a dark room in front of a paying audience. If you’re wedded to that concept, you’re in trouble, because that concept is dead.
(Slate.com)
David Lynch, Regisseur, über die aktuelle Schwierigkeit mittelgroße Filme zu finanzieren
It’s a strange time. There’s not a whole lot that any of us can do about it. You’ve seen waves of things go up and down, but maybe the arthouse will be back in vogue, and they’ll reappear all over the place again. I don’t know. It would be beautiful. Cable television is the new arthouse, so it’s there, but it’s not the big screen.
(The Daily Beast)
Paul Schrader, Regisseur, über die Zukunft des Kinos (2)
The goal of art is not to tell people what tools they want to use, but to use whatever tools are around. The tools are always changing and the artists need to change with the tools. We didn’t have movies 100 years ago, and we did quite fine without them, and now they’re going to become something else again.
(Slate.com)
Asia Argento, Regisseurin und Schauspielerin, über die derzeitigen Möglichkeiten des Filmemachens
I’ve been fascinated by the evolution of format in film and in movies. To be limited to this relatively short span, not only opens the doors to most, but gives the opportunity to filmmakers from all walks of life to get involved. Modern technology has opened up filmmaking to more people than ever before. There’s no need for big budgets or expensive equipment. A good idea coupled with inventive execution will place any entrant with a chance of winning. it’s a great opportunity.
(HungryEyeMagazine)
APA/EPA/JULIEN WARNAND
Ted Hope, Autor, über Tendenzen im Blockbusterkino
We had a deal at Universal, and finally our executive got fed up with us, and said ‘Ted, you need to give me movies that are theme park rides.’ We laugh, but I think now you see that more than ever, right? The business of Hollywood isn’t getting people to see movies. It’s [creating] these platforms that can exist as Broadway plays, as theme park rides, as a series of young adult novels, that can be across all different verticals.
(Flavorwire)
David Cronenberg, Regisseur, über das Ende des analogen Films
See, to me, that's no terrible loss. I don't go to the cinema myself. There is a huge paradigm shift, but it's not all bad. People watch movies in a different way now.
(Interview Magazin)
Paul Schrader, Regisseur, über die Zukunft des Kinos (3)
What is a movie? A movie may be a YouTube video, a Vine, a Beyoncé video … It may be „Mad Men“, which runs maybe 60 or 70 hours now. But they’re all movies. And some of them you watch on your wrist and some you watch in an IMAX theater. Some you pay for in different ways. Some you participate in. It’s all movies to me. There’s no real difference.
(Slate.com)
David Lynch, Regisseur, über den Filmkonsumenten der Gegenwart
If people have a big screen at home, great sound, and they turn the lights down and turn their phones off, they can get into the world and have an experience. But most people don’t watch films that way anymore.
(The Daily Beast)
PIAS
David Cronenberg, Regisseur, über das Verlangen als Triebfeder
Desire drives life forward, is a continuation of life. It can be the desire for something really superficial or trivial, but at least it's desire. It's when there's a lack of desire, then life ends.
(Interview Magazin)
Paul Schrader, Regisseur, über die Zukunft der Menschheit
Well, I don’t have any hope for the future, period. I don’t know what role art plays in that at all. I think we’re at the end of our run as a species. Whether climate change or nuclear holocaust. But more likely—we’re evolving. We’re creating a new form of ourselves. And within 50 years, we will be in the singularity. And we will no longer be able to distinguish between human and artificial intelligence, between carbon- and silicon-based life forms. (Slate.com)
Shia LaBeouf, Schauspieler, über seine Strategien der Hoffnung
Wenn das Schiff sinkt und man gezwungen ist zu entscheiden, wo man steht, dann ist die Lösung, von Insel zu Insel zu springen.
(Interview Magazin)
Mad Mikkelsen, Schauspieler, über Unfälle am Set
Wenn ich selbst in so eine Situation gerate, dann bleibe ich ruhig und betrachte sie ganz logisch. Ich sage mir: „Es ist, wie es ist. Wir werden jetzt den Finger abschneiden, aber ich kann trotzdem noch eine ganze Menge tun. Ich kann zum Beispiel immer noch pissen.“ Das heißt, ich schaue auf die Sonnenseite der Dinge.
(Playboy)
Michael Pitt, Schauspieler, über seine bevorzugte Art zu sterben
Wenn ich es mir aussuchen könnte, hätte ich meinen Tod lieber als Überraschung. Ich wünsche, das meine Wohnung dann sauber ist und keine peinlichen Sachen herumliegen. Und alle, die ich geliebt habe, sollen wissen, dass ich sie geliebt habe, und sie sollen wissen, dass ich eine gute Zeit hatte.
(Interview Magazin)
Mason Poole/Interview Magazin