Erstellt am: 25. 12. 2014 - 10:27 Uhr

Dunkelheit war nie so freundlich

Lemony Snicket von den Magnetic Fields erzählt ganz einfach, warum man vor der Dunkelheit keine Angst haben muss. Und Jon Klassen illustriert das prächtig.

Jon Klassen/Nord Süd Verlag

Lemony Snicket und Jon Klassen: Dunkel. Übersetzt von Thomas Bodmer. Nord Süd Verlag 2014

Die Tür wenigstens einen Spalt offen lassen, damit man nicht ganz im Dunkeln sein muss. Dabei muss man vor der Dunkelheit gar keine Angst haben. Wirklich nicht! Zumindest nicht, wenn man dem entzückenden Bilderbuch von Lemony Snicket und Jon Klassen glauben mag.

Das Dunkel kann sprechen. Und der kleine Bub Leo (im Original heißt er Laszlo) hat Angst vor ihm. Das Dunkel wohnt im gleichen Haus wie er und versteckt sich hartnäckig an gemeinen Stellen: hinter Türen, in Schränken, zwischen Möbeln. Am liebsten aber im Keller. Dort verbringt es die meiste Zeit. Eines Nachts kommt das Dunkel in Leos Zimmer und nimmt ihn mit in den Keller. Weil es ihm was zeigen will. Die beiden unterhalten sich. Und was soll man sagen? Keine Angst mehr.

"Das Dunkel wohnte weiterhin mit Leo zusammen, aber es hat ihm nie mehr zu schaffen gemacht."

Glücklicher Leo.
Glückliche Welt.

Lemony Snicket

So kurz wie einfach erzählt Lemony Snicket, aka Daniel Handler, der bei Magnetic Fields Akkordeon spielt, die Geschichte. Bekannt wurde Lemony Snicket als Erzähler in der Kinderbuchreihe "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" (Orig. "A Series of Unfortunate Events"), die u.a. mit Jim Carrey verfilmt wurde.

Lemony Snicket besticht durch seine Ehrlichkeit ("I am the author of a great number of books and I recommend none of them") und seinen nicht wirklich fröhlichen Tagesablauf: "For me a typical workday begins with an early, early rising in the morning. A little bit of breakfast. Weeping. Reading. Waking up again because I seem to have fallen asleep. A light lunch. Research. Taking notes. This little feeling that life means nothing. An ongoing depression. Sheer unhappiness. More weeping. Panic! Hysteria! Dinner. Bed." (Mehr dazu im Indeep-Interview "Snicket caught on Tape!")

Jon Klassen

"Behutsam" ist das Lieblingswort des kanadisch-amerikanischen Zeichners Jon Klassen. Behutsam sind auch seine Zeichnungen. Sensibel, fein, reduziert - mit einem Hang zu gedämpften Farben. Im Kinderbuch "Dunkel" spielt er raffiniert mit Licht und Schatten.
Klassen gehört zu den Angesagtesten in seiner Branche. Mehrfach ausgezeichnet wurde sein (Kinder-) Buch "Wo ist mein Hut?" (Orig. "I want my Hat Back"), u.a. erhielt er dafür den Deutschen Jugendliteraturpreis 2013. (Ein Buch, das auch seiner Katze gut gefällt, wie er in der Dankesrede erklärt).

Jon Klassen

Der Meister der dunklen Zeichnungen ...

"Dunkel" ist ein ebenso liebenswertes wie schön gemachtes Bilderbuch, das trotz vieler schwarzer Seiten den Alltag erhellt.