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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

30. 11. 2014 - 15:37

Circle of Love

Der Song zum Sonntag: Bryan Ferry - "Loop de Li"

Der Mensch erfreut sich an der Wiederholung. Kehrt etwas wieder, das man schon kennt und liebgewonnen hat, gibt das Sicherheit. Auf ewig rund laufenden Schleifen tuckern wir durch öde Tage. Frühstück, Fernsehen, Garten, Tod. Der Loop, die hypnotisierende Kraft der Repetition spielt freilich auch in der Musik eine große Rolle. Der ewig alterslose Charmebolzen Bryan Ferry besingt in seiner aktuellen Single die routinierten Abläufe, Blicke, Gesten, die uns wie die Zeiger der Uhr bloß Momente bescheren, die wir oft schon erlebt haben.

Bryan Ferry

Bryan Ferry

"Avonmore" nennt sich das gerade erschienene, fünfzehnte Studioalbum von Ferry, unterstützt hat ihn dabei eine Heerschar von Musikern und Gästen, darunter solch mit Prickeln beladene Namen wie Nile Rodgers, Flea, Ronnie Spector, Maceo Parker, Todd Terje oder Jonny Marr. Mit Ausnahme der eleganten Gitarrenarbeit von Nile Rodgers und dem Produktionstouch von Terje, die beide deutliche Akzente und eigene Duftmarken setzen, gehen jedoch nahezu alle Beteiligten geschmeidig im Dienste des Gesamtwerks auf, fügen sich uneitel in den Glanz des Bryan Ferry.

Mit großem Aufwand soll hier unaufgeregt geklungen werden. Dem Meister ein weiches Bettchen aufgeschlagen werden, mit Seidenbezug. Es glückt, so mühelos gleiten und faul sich drehen hat man Ferry lange nicht mehr gehört. Viel muss nicht mehr bewiesen werden in diesem Leben. Das Alter hat die Stimme Ferrys schon merklich gewürzt, er müht sich hier auch gar nicht mehr groß virtuose Achterbahnfahrten zu stemmen, sondern schwebt bloß auf einem brüchigen Hauchen durch die Nacht. Ein kokettes Fläzen auf rotem Samt. Ohne Explosionen geht es weiter.

Wofür nun das "Li" im Song "Loop de Li" steht, haben auch tiefschürfende Recherchen nicht klären können. Wollen wir uns nicht zu fein sein, es vielleicht als vage Abkürzung für "Liaison" zu deuten? Davon nämlich singt Bryan Ferry hier über einem lasziven, feingliedrigen Funk. Bei aller Wiedersehensfreude und dem souveränen Durchleben gut eintrainierter Muster macht sie nämlich auch müde, die Wiederholung. Auch in der Liebe.

Wiederholung, Wiederholung, Abnutzung, Verblassen, Loops der Leidenschaft, eingespielte Handgriffe. Wir sitzen auf einer Wippe, so singt Bryan Ferry, es geht rauf, es geht runter. So entstehen Vertrauen und große Nähe, möglicherweise will man irgendwann dann doch ausbrechen. "Well I know and you know / We're killing time", heißt es im Refrain wenig hoffnungsfroh, am Ende des Songs jedoch wiederholt zuversichtlich: "Getting Better". Ein Song, der weiß, dass es kompliziert ist. Die Wonne stiftende Gleichförmigkeit, der brennende Wunsch nach immer neuen Sensationen.