Erstellt am: 28. 11. 2014 - 17:28 Uhr
The daily Blumenau. Friday Edition, 28-11-14.
The daily blumenau hat Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst.
Und bietet Items aus diesen Themenfeldern.
Das Kreuz fehlt.
Bei Real Madrids Vereinslogo.
Wenn es in islamischen Ländern verwendet wird.
Was künftig öfter passieren wird, weil es einen neuen zahlungskräftigen Sponsor gibt, die National Bank of Abu Dhabi.
Die Aufregung darüber ist groß. Im Sportteil ebenso wie an der Leitartikler-Front reicht der Bogen von Entsetzen bis Empörung. Dass christliche Moral seit jeher gerne vor dem Mammon einknickt, war kein Thema.
Außerdem, von wegen Kirche im Dorf lassen und so: die königliche Krone, die ein "Real"-Club ins Vereinslogo mitbekommt, spiegelt ja nicht automatisch die Haltung des Clubs wieder. Die Fans von (Real) Club Deportivo de La Coruña etwa nennen sich "Los Turcos". Seine christliche Ausrichtung demonstriert damit allein das Königshaus; das (apropos Moral) vom faschistischen Schlächter, dem Langzeit Diktatoren-Monster Franco eingesetzt wurde.
pewresearch
Falls da irgendwer erleichtert aufseufzt und sich in der Sicherheitszone des neutralen Österreichs wiegen möchte: nichts da. Ein Check der National-Flaggen weltweit listet Österreichs Rot-.Weiß-Rot Denn es kommt die Geschichte der Flagge zum Tragen, die man in der Volksschule lernt und dann gerne wieder vergisst: "the flag design is certainly one of the oldest ... national banners in the world; according to tradition, in 1191, following a fierce battle in the Third Crusade, Duke Leopold V of Austria's white tunic became completely blood-spattered; upon removal of his wide belt or sash, a white band was revealed"
Und weil es nicht ultrachristlicher geht als bei den Crusades, den Kreuzzügen (sicher auch einer Inspirationsquelle für die Untaten der IS, die ihr Kalifat mit vergleichbarer mitteralterlicher Denkungsart errichten will) mitgemacht zu haben, findet sich Rot-Weiß-Rot auch zurecht im Christen-Winkerl wieder.
Eine der vielen deutlich eindeutiger als christlich zu erkennende Flaggen, eines der vielen Kreuze, das St.Georgs-Kreuz der Engländer nämlich, steht gerade im Mittelpunkt einer Debatte die anlässlich der möglichen Loslösung von Schottland und der damals optional vorgedachten Umgestaltung der britischen Flagge begonnen hatte. Auch dieses Symbol entstammt nämlich den, richtig, Kreuzzügen. Und die Frage ob die britischen Muslime sich unter einem solcherart nicht sonderlich identitätsstiftenden Banner allzu gerne versammeln, ist schon berechtigt.
Die Kreuzzüge bzw ihre Nachwehen, das erzählte mir just gestern die Bekleidungsforscherin meines Vertrauens (und beruft sich dabei auf Reza Aslan), wären auch die Ursache für eines der heißdiskutierten Symbole.
Den Zankapfel Verschleierung nämlich.
Die Site, die auch die Flaggen-Listung unternommen hat, pewresearch.com, hat dazu eine Grafik im Angebot (über die ich in den ganzen Komplex reingestoßen bin; in the first place; und zufällig).
pewresearch
Davon, dass sich Frauen verhüllen müssen, steht ja nichts im Koran. Zumindest nichts, was den Irrsinn der in den autokratischen islamistischen Staaten/Regionen im Namen Allahs durchgeführt wird, rechtfertigt.
Die Verschleierung hat keine religiösen, sondern kulturelle Wurzeln und - teilweise - klimatische Gründe. Im Nahen Osten wurde sie von, erraten, den Kreuzzügen eingeführt. Nicht so sehr vom klassischen Kettenhelm dieser Richard Löwenherze, sondern über die anschließende Missionierung, wo die damals in Europa übliche Verhüllung via Kopftuch eingefordert/führt wurde.
Klassischer Kulturimperialismus also.
Dessen aufgegangene Saat jetzt zurückschlägt.
Insofern ist all das abendländische Untergangsgejammer angesichts des kleinen Real-Madrid-Kreuz-Verlustes das, was der Westen am besten kann: gegen das eigene historische Versagen anwinselndes, geschichtsverleugnendes, selbstvergessenes Gesuder, das man sich selber als Überlegenheits-Geste verkauft. Mit der Subtext-Drohgebärde, dass man's auch diesmal wieder so machen könnte, wenn man ernst machen würde.