Erstellt am: 27. 11. 2014 - 16:54 Uhr
Wer definiert Risiko?
Abseits von Metern und Sekunden
Ein wöchentlicher Überblick auf FM4 über sportliche Entwicklungen und anstehende Veranstaltungen
Seit Wochen schon rumort es in der internationalen Kletterszene. Man ärgert sich über Clif Bar, einen großen Müsliriegel-Hersteller, der ganz plötzlich die Sponsorverträge mit fünf herausragenden Kletterern gekündigt hat, darunter Alex Honnold, der vor allem durch spektakuläre Free-Solo-Begehungen berühmt geworden ist, oder Dean Potter, der auch mal mit einem Fallschirm klettern geht. Clif Bar begründen ihr Vorgehen damit, dass sich das Unternehmen nicht mehr wohlfühle mit den Risiken, die diese Sportler eingehen. Das Unternehmen wolle künftig keine SportlerInnen mehr sponsern, die vor allem durch Free-Solo-Klettereien, BASE-Jumping oder Highlinen bekannt seien.
Ergänzung: Die internationale Slackline Community hat einen offenen Brief an Clif Bar verfasst und betont, dass Highlinen kein Hochrisikosport ist.
Der Aufschrei der Szene folgte prompt, wobei die Kritik an der Entscheidung des Sponsors vielfältig war. Einerseits wurde die Willkür kritisiert, mit der man Free-Solo-Klettern, BASE-Jumping und Highlinen von anderen Extremsportarten abgegrenzt hat. Der Big-Mountain-Snowboarder Jeremy Jones steht etwa immer noch auf der Liste, und seine Aktivitäten sind wohl kaum weniger risikoreich.
Hauptsächlich – und vor allem vonseiten der betroffenen Sportler selbst – wurde allerdings kritisiert, dass ein Sponsor darüber bestimmen will, was zuviel Risiko und was gerade noch zulässig ist. Alex Honnold hat in einem Gastbeitrag für die New York Times klargestellt, dass seine Sponsoren und deren Erwartungen das letzte seien, an das er beim Klettern denke. Er und auch die anderen Spitzenkletterer seien sehr wohl in der Lage, das Risiko, das sie eingehen wollen, selbst abzuschätzen.
Verwunderung gibt es auch über den Zeitpunkt dieser Bekanntgabe, denn es ist ja nicht so, dass diese Athleten erst kürzlich mit Free-Solo-Projekten begonnen haben. Sie erweitern seit Jahren die Grenzen ihres Sports und bisher hat der Sponsor auch davon profitiert. Einer der Kletterer, die ihre Sponsorverträge verloren haben, vermutet, der kürzlich veröffentlichte Kletterfilm "Valley Uprising" habe den Ausschlag gegeben – darin werde die Szene als besonders testosterongesteuert dargestellt.
Clif Bar versucht, die Debatte in der Kletterszene zu beruhigen, bleibt aber dabei, dass sie nicht mehr davon profitieren wollen, wenn andere sich in Lebensgefahr begeben.
Viel naheliegender ist wohl, dass sie nicht von Medien und der Öffentlichkeit dafür verantwortlich gemacht werden wollen, sollte eineR ihrer AthletInnen beim Sport umkommen, wie es die ARD letztes Jahr etwa am Beispiel Red Bull versucht hat.
Alex Honnold, Dean Potter und die anderen gefeuerten Athleten sehen die volle Verantwortung für ihre Aktionen jedenfalls ausschließlich bei sich selbst.
Hansjörg Auer auf der Leinwand
Österreichische Kletterer betrifft die Entscheidung von Clif Bar nicht direkt, auch weil sich keiner primär als Free-Solo-Kletterer versteht. Der Tiroler Hansjörg Auer ist zwar mit einer Free-Solo-Begehung groß geworden – mit der Route "Weg durch den Fisch" in den Dolomiten – mittlerweile steht er aber für Alpinismus und Expeditionsklettern.
Von den Filmen seiner letzten großen Abenteuer gibt es ab Samstag, 29.11. fünf Tage lang Doppelfeatures im Innsbrucker Metropol Kino zu sehen. Einerseits "First Ascent", der die Erstbesteigung des Kunyang Chish East im Karakorum zeigt, die er gemeinsam mit seinem Bruder Matthias und Simon Anthamatten geschafft hat. Zum anderen "Waiting Game" über Big-Wall-Klettern auf Grönland.
"Vienna Walls", der Urban-Boulder-Führer
Wir bleiben noch kurz beim Klettern, wechseln aber die Disziplin – zum Urban Bouldern. In Wien macht ja schon seit einigen Jahren eine Gruppe junger Kletterer und Kletterinnen Mauern und Gebäude unsicher. Am bekanntesten ist dabei vielleicht die Flexwand am Donaukanal, es ergeben sich aber auch immer wieder neue und interessante Boulderrouten mitten in der Stadt. Jetzt erscheint dazu erstmals ein Buch: Der Bildband "Vienna Walls" dokumentiert die Urban-Boulder-Szene und beschreibt die in Wien definierten Routen – immerhin über 100 Stück. Dieses Buch wird am Samstag Abend in der Boulder-Bar in Wien mit einer Party präsentiert. Dort gibt's auch die Premiere von "Project Episode" zu sehen – drei Urban-Boulder-Episoden aus drei verschiedenen österreichischen Städten. Urban BoulderInnen gibt's nämlich nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch in Linz und Innsbruck.
Ein neuer Skatepark für Salzburg
Dass der Winter noch nicht wirklich Einzug gehalten hat, freut nicht nur die Boulderer, sondern auch die SkaterInnen. Besonderen Grund zur Freude haben dieses Wochenende die SkateboarderInnen in Salzburg. Denn nach jahrelanger Wartezeit sperrt in der Alpenstraße nämlich offiziell "The Cage" auf, ihr lang ersehnter Skatepark, initiiert vom Verein Rollbrett. Am besten daran ist, dass sich der Park unter einer Straßenbrücke befindetet und daher wetter-, vor allem aber winterfest ist. Am Samstag den 29.11. gibt's dort ab 10:00 eine Opening-Session mit kleinem Contest.