Erstellt am: 13. 12. 2014 - 15:49 Uhr
Aufstehen zum Aufstand
Edition Atelier
Weitere Lesetipps unter fm4.ORF.at/buch
Valerie, die Protagonistin in Eva Schörkhubers Roman "Quecksilbertage", ist um die dreißig Jahre alt und hält sich immer noch mit Praktika und 20-Stunden-Jobs über Wasser. Eine Situation, die auf den ersten Blick nur bemitleidenswert wirkt, aber auf den zweiten Blick bittere Realität einer ganzen Generation geworden ist.
"Aber Zukunft hat das keine"
Ein Satz, der Valerie, stellvertretend für ihre (und unsere?) Generation, immer wieder entgegen geworfen wird. Ob bei der Wahl des Studiums, ob in zwischenmenschlichen Beziehungen, ob im Beruf. "Diesen Satz kriegt man auch als angehende Schriftstellerin oft zu hören", sagt Schörkhuber bei ihrer Lesung auf der BuchWien. Sie schreibt also über etwas, das sie selbst erfahren hat, und vielleicht ist "Quecksilbertage" gerade deshalb so authentisch.
Valerie lässt diesen Satz zwar lange auf ihr sitzen und auch so lange einwirken, dass sie es fast selbst schon glaubt, bis sie sich langsam, aber doch entschieden dazu entschließt, etwas zu ändern. Und zwar nicht nur durch einen zielgerichteten Blick nach vorne, sondern auch durch einen Blick auf ihre Gegenwart und auf die Vergangenheit.
Sich erinnern müssen
Eine Demonstration zum 8.Mai - dem Tag der Befreiung -, an der sie mit der Straßenbahn vorbeifährt, holt Valerie aus ihrer Lethargie heraus und wir sind Zeugen, wie sich in der jungen Frau etwas bewegt, wenn auch anfangs nur zögerlich. Sie beginnt sich mit sich selbst, aber auch mit Wien und Österreich auseinander zu setzen und entdeckt so, dass da mehr ist als nur die Perspektivenlosigkeit, die ihr ihr Umfeld einreden will.
"Quecksilbertage" ist eine sehr klug gestaltete und mitreißende Geschichte, vielleicht gerade weil sie so nah dran an uns allen - der Generation Praktikum - zu sein scheint.