Erstellt am: 25. 11. 2014 - 10:22 Uhr
Der Panda und der Sensenmann
Für einen Leichenschmaus wirkte der Bär viel zu lebendig, obwohl beim Interview in Berlin kleine Gummipandas zum Verzehr gereicht wurden.
Christian Lehner
Kann gut sein, dass Noah Lennox den Namen seines neuen Soloalbums mittlerweile bereut. Die feixende Journaille nervte nämlich bei den Presseterminen zu „Panda Bear Meets the Grim Reaper“ mit bohrenden Fragen zu der im Titel angelegten Todessymbolik - der Verfasser dieser Zeilen nicht ausgenommen. Der Trailer zum neuen Werk lässt auch nichts Gutes erahnen. Wir sehen den Sensenmann, wie er einen Plüsch-Panda liebevoll in den Armen wiegt, um ihn anschließend psychedelisch bis zur Auflösung in die Mangel zu nehmen. Möchte hier gar jemand einen Schlussstrich unter sein zentrales Soloprojekt ziehen?
„...Grim Reaper“ erscheint Mitte Jänner. Es ist Panda Bears fünftes Soloalbum. Und es ist das erste, auf dem sich Lennox intensiv mit Breakbeats und den Montagetechniken des Old-Skool-Hip-Hop auseinandersetzt. Haftete den bisherigen Arbeiten ein etwas verstrahltes Naturgefühl an, hat der Bär nun das Steppen für sich entdeckt. Dass man dennoch eher an brummende Bienenstöcke denkt als an rotierende Discokugeln, versteht sich bei dem Verwandschaftsverhältnis zum Animal Collective fast von selbst. Diesbezüglich ist der Bär noch nie weit vom Stamm gefallen.
Panda Bear - Mr Noah (Official Video) by domino
Einen ersten Eindruck zur neuen Scheibe kann man sich auf der Mr. Noah EP verschaffen, die Ende Oktober erschienen ist, und im Audio-Interviewauszug weiter oben.
Erwartungsgemäß sieht Noah Lennox den Panda Bear nicht vom Aussterben bedroht. Doch er nimmt auch häufig Worte wie "middle aged" oder "kids" in den Mund. Was man halt so sagt, wenn nicht mehr am Anfang einer Karriere steht. In dieser Hinsicht, das kann man jetzt schon verraten, erweist sich "...Grim Reaper" als Standortbestimmung. Mehr dazu dann im neuen Jahr.