Erstellt am: 21. 11. 2014 - 15:46 Uhr
Fridge-Vienna cancelt die Freestyle Events
Abseits von Metern und Sekunden
Ein wöchentlicher Überblick auf FM4 über sportliche Entwicklungen und anstehende Veranstaltungen
Über zehn Jahre hat es gedauert, bis nach dem Soul-City wieder ein nennenswerter Snowboard- oder Freeski Event nach Wien gekommen ist. Doch nach nur einer Veranstaltung scheint es damit wieder vorbei. Denn das Fridge-Vienna-Festival, das letztes Jahr zum ersten Mal auf der Wiener Donauinsel stattgefunden hat, und mit großen Namen im Starterfeld und Musik-Lineup angetreten ist, um diese Lücke im Contestkalender zu füllen, hat heuer alle Freestyle-Events abgesagt.
Simon Welebil
Noch vor drei Wochen haben die Veranstalter in Aussendungen angekündigt, der Bundeshauptstadt mit 250 Tonnen Kunstschnee einen frühzeitigen Wintereinbruch zu bescheren. Knapp eine Woche machten sie dann die ungewöhnlich hohen Novembertemperaturen dafür verantwortlich, dass die Big Air-Bewerbe aus dem Programm gestrichen wurden. Es sei einfach zu warm, um die riesige Rampe, die sie für den Contest brauchen, mit genügend Schnee zu versorgen.
Doch Plusgrade an sich sind normalerweise kein Hindernis, einen Big Air Contest durchzuführen. Der freestyle.ch Contest in Zürich findet jedes Jahr bereits Ende September statt. Heuer haben es die Veranstalter dort sogar geschafft, bei T-Shirt-Temperaturen ausreichend Schnee zu produzieren, was sowohl in Zürich, wie auch in Wien mit flüssigem Stickstoff geschieht.
Exit-Strategie?
Bereits letztes Jahr, bei der Premiere des Fridge-Vienna, hat sich die Frage aufgedrängt, ob die Veranstaltung ein lebensfähiger Hybrid aus Musikfestival und Freestyle-Veranstaltung sein kann. Zu stark war schon damals der Eindruck, dass die Sportler nur ein netter Pausenfüller waren. Heuer hatte ich schon bei der Vorstellung des Lineups meine Zweifel. Denn statt Musikacts, die man durchaus noch mit Snowboardkultur in Verbindung bringen kann - wie etwa The Prodigy, Grandmaster Flash oder Paul Kalkbrenner im Vorjahr - wurde heuer komplett auf EDM-Acts gesetzt wie Martin Garrix, Knife Party und Rene Rodrigezz. Und auch dass man die Motocross-Show von Masters of Dirt ins Programm geholt hat, war wohl eher ein Zugeständnis an den Geschmack der Masse. Die Ironie dabei: mittlerweile wurde auch die Motocross-Action gecancelt, das Fridge ist von der Donauinsel in die Rinderhallen St. Marx übersiedelt und ist jetzt zum reinen Indoor-Musik-Festival geworden.
Simon Welebil
Die Frage, ob sich eine teure Rampenkonstruktion und ein teurer Contest für das anvisierte Zielpublikum auszahlt, ist mit der Absage der Freestyle-Bewerbe heuer wohl eindeutig beantwortet: Nein. Diese Frage hätten sich die Veranstalter aber auch früher stellen können. So haben sie zwar dieses Jahr die Reißleine für ihre Kosten gezogen, aber mit ihrer Herangehensweise haben sie wohl nicht nur die Möglichkeit, einen großen Big Air Contest in Wien zu etablieren, vertan, sondern auch eine Menge verbrannter Erde hinterlassen.
Bereits gekaufte Tickets für das Fridge Vienna können wegen der Änderungen übrigens zurückgegeben werden.
Alternativen für's Wochenende
Solange noch Schnee da ist, kann man zum Beispiel die Zeit nutzen, um sich ein wenig Know-How im Umgang mit Lawinen anzueignen. Risk'n'fun – das Ausbildungsprogramm der Alpenvereinsjugend – tourt etwa in den nächsten Tagen mit kostenlosen Freeride-Starter-Workshops durch Österreich – am 21.11. etwa in Villach, am 22.11. in Salzburg, die Woche darauf dann noch in Wien und Linz.
Sonst lautet die Alternative wohl Kino. SnowboarderInnen und FreeskierInnen kann man etwa am 21.11. beim Freeride-Filmfestival im Gartenbaukino in Wien sehen. Das Freeride Filmfestival setzt seit Jahren vor allem auf Produktionen aus Österreich oder mit österreichischen RiderInnen, von denen auch ein paar bei den Screenings dabei sein werden.
Und im Salzburger "Das Kino" hat gestern wieder das Bergfilmfestival begonnen, das so ziemlich für alle Bergsportbegeisterten was zu bieten hat – Alpinismus, Klettern, Freeriden, Slacklinen, Mountainbiken, Wildwasserpaddeln etc. – über 40 Filme hat das Bergfilmfestival in Salzburg bis 8, Dezember im Angebot, da kann man die Zeit bis zum ersten Schnee schon überbrücken.