Erstellt am: 26. 11. 2014 - 14:32 Uhr
"Zurück zum Feuer"
Am Anfang war da ein Foto, abgedruckt in der Süddeutschen Zeitung. Es zeigt Max Schmeling, den weltberühmten deutschen Boxer, seine Frau Anny, einen Hund und im Hintergrund: ein Haus. Dieses Haus hat Saskia Hennig von Lange nicht mehr losgelassen, es ist zum Schauplatz ihres kraftvollen Debüt-Romans geworden: "Zurück zum Feuer".
dpa
Drei Leben, drei Verluste
Mit einer sehr eindringlichen Sprache erzählt die Autorin die einzelnen Geschichten ihrer drei Protagonist_innen, die alle miteinander verwoben scheinen. Da ist Max, der Sachverständige, der das alte Schmeling-Haus begutachten soll. Was für ihn eigentlich Routine ist, endet in einer Art Kontrollverlust. Max verliert sich in dem kleinen Haus und beginnt ein abenteuerliches, oft gruseliges Einsiedlerleben zu führen.
Ich gehe geradeaus durch den Wald, wenn die Richtung nicht stimmt, kehre ich eben um und schlage eine andere ein. (...) Das Unterholz ist ziemlich dicht hier, und ich gehe abseits der Wege, denn das fehlte mir gerade noch, dass ich hier irgendwen treffe. Es ist kalt, und ich bin müde. Ich habe Hunger, aber ich lasse jetzt nicht nach. Ich gehe einfach immer weiter, durch den Wald, durch Schmelings Revier. Ob hier Tiere sind? Mit Sicherheit.
jungundjung.at
Max' Frau Inge, die zu Hause auf ihn wartet, beginnt währenddessen ihr Leben aufzuräumen. Ganz bildlich gesprochen, und zwar im großen Stil, sogar die Tapeten müssen weg. Max und Inge hatten einen gemeinsamen Sohn, und jetzt nach seinem Tod versuchen sie beide damit fertig zu werden, jede_r auf andere, aber auf gleichsam radikale Weise.
Der dritte Protagonist ist Max Schmeling selbst. Fast hundert Jahre alt, liegt er in seinem Bett in diesem kleinen Haus und denkt an den Tod, aber auch an sein bisheriges Leben. Der guten Recherche-Arbeit von Saskia Hennig von Lange ist es zu verdanken, dass diese fiktiven Gedanken so nah an der realen Person Max Schmeling sind, wie nur möglich.
Vergangenheitsbewältigung
Es ist ein Buch über die Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die unauslöschlich in die Gegenwart hineinwirkt. Und da man sie nicht verdrängen kann, müssen die drei Romanfiguren lernen, mit ihr umzugehen. Saskia Hennig von Lange führt uns hinein in diese drei gänzlich unterschiedlichen Lebens- und Todes-Kämpfe, und zwar so weit hinein, dass sie uns auch nach der Lektüre nicht mehr loslassen werden.