Erstellt am: 20. 11. 2014 - 06:00 Uhr
FM4 Acoustic Session mit Twin Atlantic
Im Mai 2011 haben Twin Atlantic schon mal in der kleinen Halle in der Wiener Arena gespielt. Wir sitzen vor dem Konzert im Backstage Raum und unterhalten uns über ihre Heimatstadt Glasgow, über ihr Album „Free“, das von Gil Norton produziert wurde und über Red Bull Records. Ich hatte damals eine intensive Steve Albini Phase, das heißt: alles was nach Marke und Marketing riecht, das muss stinken. Was ist schlimmer: eine Band, die alles macht und nichts zu sagen hat, oder eine Band die alles hinterfragt und dann auch was zu sagen hat. Die Antwort auf diese Frage schwankt bei mir - je nach Intensivität der Albini-Ehrencodex-Verehrung. Immer mehr entscheide ich mich: zu genießen und die Dinge halt "die Dinge" sein zu lassen. Felix Baumgartners Strato-Sprung war mit Twin Atlantics Song "Free" unterlegt. Ab da dachte ich: Die seh ich erst in 5 Jahren als Headliner auf dem Nova Rock wieder.
Und am Dienstag ist dann das passiert:
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Und das:

Ondrusova
Wir schreiben jetzt also das Jahr 2014: im August ist das Twin Atlantic Album "Great Divide" erschienen. "Heart And Soul" läuft auf BBC Radio1 in heaviest rotation. Im Video sieht man einen Sänger, der in seine Frontmann-Rolle gut reingewachsen ist.
Augenkontakt, Hände in die Höhe oder Hüfte. Die meinen es ernst. Und die Geste wird erwidert und findet Zuspruch: vor ein paar Wochen haben sie das Londoner Roundhouse ausverkauft. Diese Woche haben sie erstmals in Warschau gespielt und beim anschließenden Wien-Konzert in der kleinen Halle der Arena war besuchermäßig ein Zehntel vom Publikum anwesend, das die Jungs in London oder ihrer Heimatstadt Glasgow anziehen. Sachen gibt´s!
Mit der Unverhältnismässigkeit des Bandstatus hat hierzulande aber auch St. Vincent zu kämpfen, die am gleichen Abend in der großen Arena-Halle gespielt hat. Ohne die dortigen Balkonplätze zu füllen.
Ob es an teuren Konzerttickets liegt? Oder dem November-Überangebot? Oder Desinteresse?

Ondrusova
Das Twin Atlantic Konzert war jedenfalls sehr gut. Ein euphorisches Publikum mit angereisten Fans - aus Rudolfsheim oder Graz oder Bratislava - anlässlich des intimen Rahmens war die Stimmung beim Konzert mit den Worten speziell und herzlich zu umschreiben. (Der Konzertabend hat sich auch sehr wegen der Vorband gelohnt.) Am Nachmittag waren Twin Atlantic (wie man im oberen Beweis-File hören kann) bei FM4 um eine Acoustic Session zu spielen. Eine ziemlich schöne, reduzierte Version ihres "Heart&Soul". Aber auch von "Brothers&Sisters", dem Song, mit dem sich Sam McTrusty erinnern möchte, dass es beim Musiker-Dasein in erster Linie nicht um den roten Teppich geht, der einem ausgerollt wird.
Ob 5 Menschen oder 300 Menschen oder 3000 vor der Bühne einen ankreischen und anklatschen: Hauptsache sie klatschen. Es ist doch gut, wenn sie klatschen. Erfolg ist oft auch einfach Zufall und keine Selbstverständlichkeit. Das Glas sollte aber immer halbvoll sein. There's nothing wrong with being a dreamer.

Ondrusova