Erstellt am: 19. 11. 2014 - 17:40 Uhr
Hey Wiener Festwochen!
Donaufestival 2015
Das Donaufestival 2015 wird vom 24. - 26. April und vom 30. April - 2. Mai 2015 stattfinden
Wiener Festwochen 2015
Die Wiener Festwochen werden vom 15. Mai - 21. Juni 2015 stattfinden.
Was für ein Tag: Peoplemagazin hat den sexiest man alive bekanntgegeben und die Wiener Festwochen haben quasi zeitgleich ihren neuen Intendanten der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Tomas Zierhofer-Kin heißt der Mann, den man in erster Linie mit dem Donaufestival in Krems in Verbindung bringt. Mit seinem Amtsantritt 2004 hat er es dort geschafft - mit stattlicher finanzieller Unterstützung des Landes Niederösterreich - aus einem recht verschlafenen Misch- und Kleinkunstfestival ein international angesehenes Festival von Performance, Avantgardepop und Kunst aller Art zu machen. Noch zwei Jahre lang – 2015 und 2016 – wird das Kremser Messegelände seine kuratierende Handschrift tragen, ab 2017 wird er einen der höchstdotierten Kulturtanker Österreichs steuern - die Wiener Festwochen.
APA/EPA/HELMUT FOHRINGER
In Krems wird demnächst ganz offiziell mit der Suche nach einem neuen Leiter begonnen, die prinzipielle Stoßrichtung soll sich dort allerdings nicht ändern. Die erste Stellungnahme von Wiens Kulturstadtrat Mailath-Pokorny und Tomas Zierhofer-Kin lassen vermuten, dass bei den Wiener Festwochen kein Stein auf dem anderen bleiben wird. Die (Sub)-Direktionen für Musik und Theater werden abgeschafft. Interdisziplinär und partnerschaftlich soll es zugehen bei den Festwochen. Jüngeres Publikum muss natürlich auch her und das alles in fünf Jahren, so lange läuft der Vertrag von Tomas Zierhofer-Kin - Verlängerung ausgeschlossen.
Leute, die nie ein Theater von innen sehen (wollen), glauben ja vielleicht, dass die Festwochen das Wiener Pendant zu den Salzburger Festspielen sind. Dabei ist vor allem das Theater-, und Bühnenprogramm der letzten Jahre (unter den Direktionen Luc Bondy und aktuell Markus Hinterhäuser) in Sachen „vorne sein“ gar nicht so viel anders, als das, was in Krems beim Donaufestival zu sehen ist. Der Spielraum, die Bühnen-Kunst der Festwochen komplett umzudrehen, ist nicht dramatisch groß. Da wird sich vermutlich nicht so viel verändern. Zwischen dem „postmigrantischen“ und „postkolonialen“ Theaterformen der internationalen Avantgarde waren sowohl die Festwochen also auch (in viel kleinerem Rahmen) das Kremser Donaufestival schon längst gut unterwegs.
Mehr Popmusik bitte!
Aufholbedarf besteht bei den Festwochen vor allem bei dem, was musikalisch mit „Pop“ beschrieben werden kann. In den späten 80er Jahren waren – man kann es heute kaum glauben – die Wiener Festwochen in Sachen avanciertem Pop absolut federführend. Die „Big-Beat“ Konzerte von Hüsker Dü, Nick Cave, den Pixies oder den Sugarcubes haben damals die Konzertszene der Stadt erst wachgeküsst. Vom Popgedanken haben sich die Festwochen, mit wenigen Ausnahmen – etwa der „Into the City“ Schiene – komplett verabschiedet. Neben Wavesfestival und diversen kleineren Musikfestivalformaten kann Wien da durchaus mehr vertragen. Wir fahren aber natürlich gerne auch weiter im Frühling in die Wachau oder im Herbst nach Graz um den heißen Scheiß zu hören und zu sehen.
Mehr Stadt ins Festival bitte!
Die Kritikerinnen und Kritiker haben das Theaterprogramm der letzten Jahre überwiegend wohlwollend abgenickt. Da war viel Gutes dabei, auch wenn man sich als gelegentlicher Passant über ein bisschen mehr Vermittlungsarbeit schon gefreut hätte. Der Elfenbeinturm des ästhetischen Diskurses war da nicht weit. Mit "Into The City" - schon wieder(!) - hat man versucht raus aus dem Zentrum in Richtung Peripherie zu strahlen. Da geht aber noch mehr. Es gibt ein kulturelles Leben außerhalb des Museumsquartiers. Tomas Zierhofer-Kin ist mit der hiesigen Off-Theater und Musiksene schon jetzt gut vernetzt. Das sollte von Vorteil sein, wenn man sich die Festwochen in Zukunft nicht als luxuriöses Kultur-UFO vorstellen mag.
Mehr Festwochen auch in die Eröffnung am Rathausplatz
Die traditionelle Eröffnung der Festwoschen am Wiener Rathausplatz ist genau das: traditionell. Sie hinkt schon seit Jahren dem restlichen Programm ästhetisch weit hinter her. Das mag viele gute Gründe haben, man möchte Tomas Zierhofer-Kin wünschen, dass er da zwischen Sängerknaben, Operette und TV-tauglichem Großevent einen Weg findet, den Abend festivaltauglich und interessant zu gestalten.
Optimismus bitte!
Thomas Zierhofer-Kin wird wohl etwas einfallen (müssen) um den Dampfer Wiener Festwochen etwas wendiger zu gestalten. Der hiesige Kultur-ArbeiterInnen- Cluster sympathisiert in den Social Media Kanälen vorerst jedenfalls großteils mit der Entscheidung und das obwohl Vorschusslorbeeren rare Pflanzen in dieser Branche sind. Gratulation!