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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

18. 11. 2014 - 22:19

The daily Blumenau. Tuesday Edition, 18-11-14.

Die Lehren aus dem Abschluss-Zuckerl. Zu #AUTvsBRA

The daily blumenau hat Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst.
Und bietet Items aus diesen Themenfeldern.

Der ÖFB-Kader für das Testspiel gegen Brasilien (19.00, Ernst-Happel-Stadion):

Tor: 1 Robert Almer (Hannover/D), 12 Heinz Lindner (Austria), 23 Ramazan Özcan (Ingolstadt/D).

Abwehr: 2 György Garics (Bologna/ITA), 17 Florian Klein (VfB Stuttgart/D), 3 Aleksandar Dragovic (Dynamo Kiew/UKR), 15 Sebastian Prödl (Werder Bremen/D), 16 Kevin Wimmer (Köln/D), 13 Andreas Ulmer, 4 Martin Hinteregger (Salzburg), 5 Christian Fuchs (Schalke/D).

Mittelfeld: 6 Stefan Ilsanker, 18 Christoph Leitgeb, 20 Marcel Sabitzer (Salzburg), 11 Martin Harnik (VfB Stuttgart/D), 7 Marko Arnautovic (Stoke/ENG), 10 Zlatko Junuzovic (Werder Bremen/D).
Nachnominiert: 8 Veli Kavlak (Besiktas/TUR).

Angriff: 9 Rubin Okotie (1860 München/D), 19 Lukas Hinterseer (Ingolstadt/D), 22 Andreas Weimann (Aston Villa/ ENG).

Nach der Nominierung ausgefallen: David Alaba (Bayern München/D). Fürs/nach dem Russland-Spiel ausgefallen: Julian Baumgartlinger (Mainz/D). Nach dem Russland-Spiel retour nach Australien: Marc Janko (Sydney/AUS).

Auf Abruf waren Thomas Gebauer (Ried), Cican Stankovic (Grödig); Christopher Trimmel (Union Berlin/D), Christopher Dibon (Rapid), Andreas Ivanschitz (Levante/ESP), Jakob Jantscher (Luzern/ SUI), Michael Liendl (Fortuna Düsseldorf/D), Philipp Hosiner (Rennes/FRA), Marco Djuricin (Sturm).

Verletzt/krank: Markus Suttner (Austria), Valentino Lazaro (Salzburg), Philipp Zulechner (Freiburg/D)

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Der Kader von Coach Dunga und TD Carlos Alberto Parreira:

Tor: 1 Rafael Cabral (Napoli/ITA), 12 Diego Alves (Valencia/SPA), 23 Neto (Fiorentina/ITA).

Abwehr: 2 Danilo, 15 Alex Sandro (Porto/POR), 4 David Luiz, 13 Marquinhos, 14 Thiago Silva (Paris St. Germain/FRA), 3 Miranda (Atletico Madrid/SPA), 16 Mario Fernandes (ZSKA Moskau/RUS), 6 Filipe Luis (Chelsea/ENG).

Defensives Mittelfeld: 5 Fernandinho (Manchester City/ENG), 17 Luiz Gustavo (Wolfsburg/D), 8 Casemiro (Porto/POR).

Offensives Mittelfeld und Angriff: 11 Oscar, 19 Willian (Chelsea/ENG), 21 Philippe Coutinho (Liverpool/ENG), 10 Neymar (Barcelona/SPA), 18 Roberto Firmino (Hoffenheim/D), 9 Luiz Adriano, 7 Douglas Costa, 22 Fred (Schachtjor Donezk/UKR). Nachnominiert: 20 Anderson Talisca (Benfica/POR).

Verletzt out: Lucas Moura (Paris St. Germain/FRA), Romulo (Spartak Moskau/RUS).

Zuletzt berufen wurden auch Juan Jesus, Dodô (Internazionale/ITA), Romulo (Juventus Turin/ITA), Fabinho (Monaco/FRA) sowie Gil, Elias (Corinthians), Kaká, Souza (São Paulo), Everton Ribeiro, Ricardo Goulart (Cruzeiro), Robinho (Santos) und Diego Tardelli (Atlético Mineiro).

Aus dem WM-Kader fehlen: Júlio César (Benfica/POR), Jefferson (Botafogo), Victor (Atlético Mineiro), Dani Alves (Barcelona/SPA), Dante (Bayern München/D), Marcelo (Real/SPA), Maicon (Roma/ITA), Maxwell (Paris St. Germain/FRA), Henrique (Napoli/ITA), Bernard (Shakhtar Donetsk/UKR), Hernanes (Internazionale/ITA), Paulinho (Tottenham/ENG), Ramires (Chelsea/ENG), Hulk (Zenit St Petersburg/RUS), Fred (Fluminense), Jô (Atlético Mineiro) sowie die Stand-Bys Diego Cavalieri (Fluminense), Rafinha (Bayern München/D), Lucas Leiva (Liverpool/ENG), Alan Kardec (São Paulo).

Out: Fernando (Manchester City/ENG), Rafael, Anderson (Manchester United/ENG), Sandro (QPR/ENG), Raffael (Gladbach/D), Naldo (Wolfsburg/D), Leandro Castán (Roma/ITA), Eder (Sampdoria/ITA), Guilherme Siqueira (Atletico Madrid/SPA), Dedé (Cruzeiro), Adriano (Barcelona/SPA), Leandro Damião (Santos), Jean (Fluminense) Alexandre Pato, Ganso (São Paulo), Nilmar (Internacional) uvam...

#fußballjournal14

1

Das Gute an der Niederlage gegen Brasilien ist, dass jetzt das blöde Gerede vom unbesiegten Jahr zu Ende zu ist. Das wäre in einem WM-Jahr nur dann relevant, wenn es sich um einen Teilnehmer handelt; alles andere ist selbstgerechtes Boulevard-Pipifax. Und der österreichischen Nationalmannschaft in ihrer aktuell gezeigten Verfassung zutiefst unwürdig.

Denn auch das 1:2 gegen Brasilien war in vielerlei Hinsicht der Beleg dafür, dass sich unter der Regie von Marcel Koller vieles bereits so gefestigt hat, dass auch die Auseinandersetzung mit einem an diesem heutigen Tag als fast schon monströs zu bezeichnendem Weltklasse-Team auf Augenhöhe stattfinden kann. Und das trotz einiger Ausfälle.

Aber alles der Reihe nach...

Die beiden Mannschaften traten nominell beide in einem 4-2-3-1 an.
Österreich startete mit 1 Almer; 17 Klein, 3 Dragovic, 4 Hinteregger, 5 Fuchs; 6 Ilsanker, 8 Kavlak; 11 Harnik, 10 Junuzovic, 7 Arnautovic; 9 Okotie.
Brasilien mit 12 Diego Alves; 2 Danilo, 3 Miranda (ab 28. 14 Thiago Silva), 4 David Luiz, 6 Filipe Luis; 5 Fernandinho, 17 Luiz Gustavo; 19 Willian, 10 Neymar jr., 11 Oscar; 9 Luiz Adriano.

2

Das ÖFB-Team begann linkslastig, mit Kapitän Fuchs und MA7 immer in engem Kontakt mit der Seitenlinie, mit Kavlak als Mitspieler im Dreieck. Auf der anderen Seite zog es Harnik eher in die Mitte als über die Flanke. Das wirkte so als hätten Kollers Scouts Rechtsverteidiger Danilo und die rechte Offensiv-Kraft Willian als Schwachstellen auserkoren. Und es zeigte Wirkung: der Gegner war merklich überrascht/verstört über die Frechheiten, die sich Österreich da leistete.

3

Der neue Teamchef Dunga hatte die Selecao in den Matches nach der WM bislang gegentorfrei gehalten, was zu der globalen Annahme führte, dass sich der Spielstil des im Halbfinale so bitter geprügelten WM-Ausrichters geändert hätte. Davon kann, das zeigte sich recht schnell, keine Rede sein. Dunga hat weder System noch Spielanlage befreit; er hat nur ein wenig im Personaltopf gewühlt - was in Brasiliens überbordendem Reservoir keine große Kunst ist.

Nach der vorzeitigen Verletzung von Miranda und der Einwechslung des alten Kapitäns Thiago Silva stand wieder die alte WM-Achse auf dem Platz: er und David Luiz hinten, Gustavo-Fernandinho im Zentrum und Oscar-Neymar in der offensiven Schaltzentrale; und auch Willian ist kein Neuer. Dungas Neuerungen; ein Tormann aus Europa, ein neuer Stürmer anstelle der Vollversager Fred und Jô und zwei nicht allzu egomanische Außenverteidiger. Da Dunga seine Viererkette recht strikt hinten beließ und keiner der Sechser zwischen die beiden Innenverteidiger abkippte, ist aber auch diese Veränderung recht egal, weil Danilo und Filipe Luis offensiv kaum im Spiel waren. Dunga hat also durch eigentlich keine strategische Veränderung den größtmöglichen Erfolg erzielt, sondern einfach mit verstärkten Drohgebärden und einer in Brasilien als überhart verschrienen Disziplin gearbeitet; das entspricht durchaus seiner konservativen Philosophie.

Der einzige deutliche Unterschied zur WM war ein deutlich spielunfreudigerer Neymar, der an diesem Abend im Praterstadion keine einzige besondere Aktion hatte. Und ich hätte da alles, was MA7 in den ersten paar Minuten an Trickserei auspackte, auch schon gelten lassen. Auch der angepeilte halblinke Schwerpunkt, der durch den oftmaligen Wechsel zwischen Oscar und Neymar, den dazustoßenden Luis Gustavo und Außendecker Filipe Luis personell ganz klar gesetzt wurde, kam nicht so recht auf Touren.

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Schon das mittlerweile gewohnte, nicht allzu übertrieben scharfe Mittelfeld-Pressing der Österreicher machte die Selecao so unrund, dass sie eine halbe Stunde lang genervt übers Spielfeld eierte - Ballbesitz-Hoheit hin oder her.

Umgekehrt hatte das ÖFB-Team mit seiner immer schnell geschaffenen Überzahl im Mittelfeld, zunehmender Passsicherheit und der fortgesetzten Frechheit technisch mithalten zu wollen, leichtes Spiel.
Die offensive Mittelfeld-Achse der Österreicher zeigte sich zudem in einer Spielfreude, die dann auftritt, wenn der auf den Schultern lastende Pflichtspiel-Druck einmal abfällt und der Exhibition-Charakter durchkommt. Bestes Beispiel: Junuzovic' fortgesetzte Versuche einen Corner direkt einzulochen.

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Nach 30 Minuten schien Österreich das Match sicher im Griff zu haben. Dann aber, nachdem Fernandinho Kavlak blutig geklopft hatte, kippte das Match. Brasilien holte es zurück, mit einer ganz bewussten Tempoverschärfung, mit der Überbetonung der schon bis dorthin recht starken physischen Präsenz.
In dieser Phase, von Minute 30 bis 45, zeigt sich eine der österreichischen Schwächen: die Mannschaft schafft es (noch) nicht, dringend nötige Ruhe/Verschleppungs-Phasen ins Spiel einzuziehen, ohne sich damit gleichzeitig in Gefahr zu bringen.

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Dafür hat es Koller geschafft, eine oftmalige Unart abzustellen: nämlich den Anfang von Halbzeit 2 zu verschlafen. Dunga schickte seine Truppe da mit dem dezidierten Auftrag, eine schnelle Führung zu erzielen auf den Platz - der ÖFB-Mannschaft gelang es unter der immer eindeutiger werdenden Führung von Dragovic aber, sich der Umklammerung zu entziehen, und auch ein paar schnelle Umschalt-Konter zu setzen. Brasilien war drauf und dran zum zweitenmal in diesem Match extrem angenervt zu sein; was zu einer destruktiven Reaktion hätte führen können, vielleicht sogar müssen.

7

Just in diese Phase fiel das Führungstor von David Luiz, recht eindeutig nach einem Foulspiel erzielt. Ein klarer Fall von ganz dumm gelaufen.

Früher wäre Österreich danach zusammengebrochen. Auch noch 2013, schon unter Koller, wäre die Gefahr groß gewesen. Diesmal blieb die Mannschaft ruhig, agierte auch in Bedrängnis-Situationen mit dem direkten, sicheren, präzisen Pass, befreite sich spielerisch und kombinierte sich zu immer brauchbarer werdenden Situationen vors gegnerische Tor. Vorne hatte Koller zwischenzeitlich umgestellt: Sabitzer war für den diesmal etwas anbindungslosen Okotie gekommen, Weimann für den nicht komplett fitten Junuzovic; Harnik wurde im Wechsel als vorderste Spitze erprobt.
Zehn Minuten nach der Führung schaffte es der durch einen unglaublichen Lochpass eingesetzte Weimann, sich vom mitlaufenden Oscar im Strafraum foulen zu lassen. Nicht der drängende Arnautovic, sondern Dragovic blieb der Ausgleich per Penalty vorbehalten.

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Danach stand Kollers Team recht sicher, im defensiv gut organisierten 4-5-1 und nichts schien drauf hinzudeuten, dass das 1:1 noch gefährdet wäre. Der Siegtreffer von Firminho, wieder etwa 10 Minuten später, fiel dann wieder aus recht heiterem Himmel. Dagegen konnte Koller nur noch den Brechstangen-Einsatz von Mittelstürmer Prödl setzen; eine feine Idee, die nicht aufging.

9

Es war die letztlich dann doch zu hohe individuelle Klasse des Gegners, der ein wenig zu hohe Härtegrad für ein Testmatch und die letzten den Österreichern noch fehlenden paar Prozente auf den Status einer stabilen europäischen Spitzenmannschaft, die für diese Niederlage gesorgt haben.

Alles kein Grund zur Besorgnis; alles lehrreich, alles aufarbeitbar, alles zu beheben.
Und - sofern das, was 2015 (hier beschrieben) nötig sein wird, auch geschieht - nur der noch ausständige Lernschritt in eine Zukunft, in der dieser Mannschaft alles zuzutrauen ist.

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Wichtig ist auch die Feststellung, dass das ÖFB-Team innerhalb weniger Tage sowohl gegen eine strategisch flexible und überraschend gut auf die eigenen Stärken eingestellte, als auch gegen eine Mannschaft, der das völlig egal ist/war, weil sie einfach immer ihr eigenes Ding durchzieht, bestehen konnte.

Wichtig ist es zu sehen, dass auch mit Ilsanker-Kavlak, also einer völlig ungewohnten Besetzung im zentralen Mittelfeld, viel möglich ist.
Wichtig war es auch endlich einmal Rambo Özcan ins öffentlich sichtbare Boot zu holen.
Wichtig ist es zu erkennen, dass gerade im Offensiv-Bereich die vielseitige Einsetzbarkeit von Leuten wie Harnik, Sabitzer oder Weimann zusätzliche Optionen ermöglichen.

Wichtiger als irgendeine wertlose Unbesiegtheits-Statistik allemal.