Erstellt am: 17. 11. 2014 - 15:46 Uhr
The Way of the Jewels
Es ist erstaunlich und war nicht unbedingt vorhersehbar, aber Run The Jewels haben sich auf ihrem zweiten gemeinsamen Album (Download hier!) tatsächlich noch gesteigert. Zwar fehlt der Aha-Effekt des Debüts, aber die Formel wurde verfeinert und weiter ausdefiniert. Krachige, tiefergelegte Beats und meist wütende Raps stehen weiterhin im Zentrum - und vor allem die explosive Energie, die El-P und Killer Mike gemeinsam entwickeln. Diese speist sich nicht zuletzt aus den großen Unterschieden in ihrer persönlichen, aber auch musikalischen Entwicklung.
Gazin
How It All Started
Obwohl sie beide im selben Frühling geboren wurden (dem von 1975 nämlich), lagen lange Zeit Welten zwischen dem Leben und dem Schaffen von Jaime Meline und Mike Render. Jaime, den man später als El-Producto oder El-P kennen würde, wurde in New York als Sohn eines Jazz-Pianisten mit der HipHop Kultur groß. An seinem 18. Geburtstag traf er DJ Mr. Len und gründet mit ihm wenig später Company Flow.
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Während sich die Gruppe gegen Ende der 90er Jahre zu den ersten Stars des (von Rupert Murdochs Sohn James finanzierten) Underground HipHop Labels Rawkus mauserte, machte Killer Mike gerade erste Schritte in Richtung breite Öffentlichkeit, zusammen mit seinem Mentor Big Boi von Outkast. Auf einem Multiplatin-Album wie Outkasts Stankonia zu debütieren, ist natürlich ein guter Einstand - eine Hitsingle nachzuschießen aber noch besser!
Als sich Company Flow um diese Zeit auflösten und El-P um die selbe Zeit (unter Absonderung einiger feindlicher Worte) Rawkus verließ, war die Idee vom eigenen Label Def(initive) Jux schon länger im Hinterkopf. Dort wurde ein kompromissloser, krachiger HipHop Sound kultiviert - und mit Künstlern wie Cannibal Ox, Aesop Rock oder RJD2 auch Platten veröffentlicht, die heute noch Bestand haben. El-P, der Solo-Künstler, kam neben dem Betreiben des Labels nicht mehr soviel zum Musik machen - eine Ausnahme war das Album Fantastic Damage.
2003 kam Killer Mike nach weiteren hochkarätigen Gastauftritten mit seinem eigenen Debütalbum Monster um die Ecke, war dabei aber noch immer klar als erweiterte Outkast-Familie positioniert. Sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Single sind die großen Homies (zumindest zum Teil) mit dabei - letztere fällt mit einem kreativen Akronym auf eine große deutsche Schuhmarke auf.
Während sich die Def Jux-Ära langsam ihrem Ende zuneigte, veröffentlichte Labelboss El-P noch das noisige Album I'll Sleep When You're Dead, von dem unter anderem das verstörende Video zu Smithereens hängen blieb. Klar an Foltergefängnisse wie Guantanamo und Abu Ghraib angelehnt, offenbarte El-P seine kritische Sichtweise auf den paranoiden State of mind seines Heimatlandes während der W. Bush-Ära.
Hier beginnen sich die Erzählstränge anzunähern, denn auch Killer Mikes Narrativ wurde über die folgenden Platten zunehmend gesellschaftskritischer und politischer, zum Beispiel in Songs wie That's Life oder American Dream. Seine Vorbehalte gegenüber dem Rassismus und der gleichzeitigen Aufrüstung der US-Polizei artikulierte er ja vergangenen Sommer anlässlich der Vorfälle in Ferguson sehr pointiert im Nachrichtenfernsehen, aber diese Sorge war natürlich schon vor dem prominenten Anlassfall sehr präsent.
Um diese Zeit nahm auch die Kollaboration zwischen El-P und Killer Mike ihren Anfang. Ein gemeinsamer Bekannter beim Erwachsenencartoonsender Adult Swim setzte die beiden in Kontakt, und schon beim ersten Zusammentreffen stellte Killer Mike klar, dass El-P jetzt das ganze Album produzieren würde. Obwohl die Zusammenarbeit am Anfang für die Fans beider Seiten noch schwer vorzustellen war, war das Resultat R.A.P. Music ein wahrer Triumph.
Offensichtlich freundeten sich die beiden Protagonisten im Laufe der Albumproduktion an, denn kurz darauf kam Killer Mike auch auf El-Ps Cancer For Cure zu Wort - und letztes Jahr wurde dann das Duo Run The Jewels ins Leben gerufen. Der Rest der Geschichte sollte bekannt sein bzw. kann via runthejewels.net auch nachgehört werden. Hier noch, weil's ja schon fast wieder passt, die damalige "Weihnachtssingle" von El-P & Killer Mike.