Erstellt am: 14. 11. 2014 - 16:02 Uhr
Zeig mir deine Likes und ich sag dir wer du bist!
Aufgrund deiner „Likes“ auf Facebook rechnen Unternehmen einiges aus: Zum Beispiel deine sexuelle Orientierung, die ethnische Herkunft, deine politische Einstellung, eventuellen Alkohol- und Drogenkonsum, alles mögliche über deine Beziehung, ob deine Eltern geschieden sind oder nicht und vieles mehr. Wie und wofür Daten im Netz von Unternehmen ausgewertet werden, beschreibt die neue Studie Kommerzielle digitale Überwachung im Alltag.
Ivan Averintsev CC BY-SA
Studienautor Wolfie Christl war bisher vor allem für ein Videospiel bekannt – das Serious Game namens „Data Dealer“. Das hatte von Indien bis Amerika für Schlagzeilen gesorgt, weil es auf spielerische Art die Prinzipien von Datenmissbrauch erklärt. Wolfie Christl ist beim Thema geblieben und hat die letzten drei Jahre über für seine Studie recherchiert.
Auf ca. 100 Seiten beschreibt er etwa auch, wie Unternehmen durch die Analyse des Tippverhaltens am Smartphone auf den Charakter eines Menschen schließen. Solche Erkenntnisse werden von den Firmen natürlich zur Gewinnmaximierung eingesetzt: „Das betrifft auch etwa unterschiedliche Preise, die wir inzwischen bekommen. Zum Beispiel zahlen in manchen Onlineshops Mac-Nutzer mehr als PC-Nutzer. Es gibt in Onlineshops Preisunterschiede bis zu 166% aufgrund des Onlineverhaltens. Und richtig wild wird es dann, wenn es um Dinge wie Versicherungen geht.“
Unterschiedliche Versicherungsprämien aufgrund von gesammelten Daten über Lebensstil und Gesundheit sind schon längst keine Seltenheit mehr. Recherchiert hat Wolfie Christl deshalb auch, wie und zu welchem Zweck die Analyse der Daten von Fitness-Armbändern und Smartwatches erfolgt. „Diese Geräte sammeln unsere Gesundheitsdaten - Puls, Schlaf usw. Der Marktführer in diesem Bereich, die Firma FitBit, arbeitet in den USA mittlerweile schon mit großen Unternehmen zusammen, die die Krankenversicherung für die Mitarbeiter machen. BP hat etwa ein Gesundheitsprogramm, bei dem die Mitarbeiter dazu angehalten werden, eine Million Schritte pro Jahr zu machen.“ Bei Erfolg winke eine Prämienersparnis von bis zu 1000 Dollar.
Eingesetzt werden Big-Data-Analysen natürlich auch in der Werbung – das geht mittlerweile aber weit über die typischen Google-Banners hinaus. „Es gibt eine Firma, die Werbung in Computerspielen macht. Sie schließt aus der Tippdynamik auf die Emotionen des Spielers. Sie identifizieren die Momente zwischen Frustration und Begeisterung, um dann genau zielorientierte Werbung zu schalten.“ Die Erfolge bzw. Verkäufe aufgrund dieser Werbung wurden durch diese Analyse um ansehliche Prozentsätze gesteigert.
Von der politischen Führung der EU und ihrer Mitgliedsstaaten wünscht sich Wolfie Christl, dass sie Unternehmen dazu anhält, transparenter zu werden, was mit den gesammelten Daten geschieht – durch Forschung, durch Regulierung und durch Öffentlichkeit. „Ich glaube, dass die digitale Zivilgesellschaft, die sich abseits der Milliarden des Silicon Valley über all diese Dinge Gedanken macht, viel mehr unterstützt werden sollte. Und die Politik sollte die Europäische Datenschutz-Grundverordnung endlich beschließen.“
Den Usern von Web, Social Networks und Smartphones empfiehlt Wolfie Christl, Adblocker und Do-Not-Track-Funktion einzusetzen und auf die Berechtigungen von Apps zu achten.
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