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Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

12. 11. 2014 - 18:55

Indie, wie?

Das Autumn Leaves Festival in Graz naht. Und acht Vereine schließen sich zusammen, um sich mehr Gehör zu verschaffen.

Mit Scouting und Booking fängt die Liste an. Zwischen Vertragsabwicklungen mit den MusikerInnen und den Locations, der Aussendung der Reiserouten und Anfahrtspläne, Anmeldung der Veranstaltung bei der Behörde und der AKM, den Grafikarbeiten für Bewerbung und schließlich dem Besorgen der Catering-Wünsche, der Abholung der MusikerInnen und dem Aufbau und schließlich der Abrechnung sind zig mehr Dinge zu erledigen. Unterm Strich bleiben einem sechzig Euro Aufwandsentschädigung pro Konzert - im Jahresdurchschnitt. Das hat sich Michael Pelitz vom Verein Platoo ausgerechnet. Sechzig Euro? Die Liebe zu den Tönen ist da kein Geplänkel.

Autumn Leaves 2014, 19. bis 21. November, Orpheum Extra, Graz

Wieviel Geld am Ende eines Konzertabends in der Kassa neben Stempel und Tintenkissen liegt, könnte einem als BesucherIn egal sein. Doch kleine Kulturinitiativen mit ihrer Leidenschaft für Musiken, die große Agenturen niemals in die Stadt (geschweige denn aus der Stadt) bringen würden, schätzt man. Demnächst wieder beim Autumn Leaves Festival von 19. bis 21. November in Graz. Es ist das Highlight jedes Platoo-Kalenderjahres, doch Konzerte veranstaltet das Team kontinuierlich das Jahr hindurch.

Das kann ganz schön teuer werden. Saalmieten sind hoch und der Breakeven, also ein Abend ohne finanzielle Verluste, wird nicht immer erreicht. Bei den Gagen für MusikerInnen könne und wolle man nicht sparen, im Gegenteil. Und eine Verdoppelung des Eintrittspreises für ein Einzelkonzert von beispielsweise zwölf Euro auf 24 käme "einer Absage an die österreichische Musik" gleich, findet Michael Pelitz. Was also tun?

bandfoto Garish

Julia Grandegger

Garish spielen beim Autumn Leaves 2014

Das KultLabor als Netzwerk

Das KultLabor trifft sich jede Woche im Wakuum zum Austausch. Und ist offen für neue Initiativen, die sich rund ums Veranstalten vernetzen möchten.

Im Bemühen um die heimische Independent-Szene ist Platoo nicht alleine. Acht Kulturinitiativen und Vereine in Graz haben sich nun zur Vernetzungsplattform "KultLabor" zusammengeschloßen. Im Jahr 2013 waren es 250 Konzerte, die organisiert von Chmafu Nocords, Gegenwart Kulturverein, Indiepartment, Musiklandschaften, Numavi, Platoo, Wakmusic und Werk02 in Graz über die Bühnen gingen. Wobei genau die Bühnensituation eine Herausforderung ist: Das KultLabor wünscht sich, einen Veranstaltungsraum für 100 bis 200 Personen, der auch an Freitag- und Samstagabenden für die Vereine offen steht. Die Möglichkeit, an den Einnahmen des Barbetriebs mitbeteiligt zu sein, wäre der nächste Punkt auf der Wunschliste. Diskussionen sind vorprogrammiert.

Ein Fanzine hingegen ist bereits fix geplant und der Zusammenschluss zeigt erste Wirkung. In der neuen "Do Pop"-Schiene des Orpheums ist man vertreten. Während disko404 am 11. Dezember Dorian Concept präsentieren, werden Gin Ga von Indiepartment für den 18. Dezember geladen.

Und so gestaltet sich das Line-up des Autum Leaves Festival 2014:

Mittwoch, 19.11.
The Miserable Rich gibt es eigentlich nicht mehr, zumindest haben sie ihr Abschiedskonzert in der britischen Heimatgemeinde Brighton bereits absolviert, aber für Platoo gibt es noch ein Konzert.
Junior kommen aus Missouri und haben lustige Beats für Gute-Morgen-Gymnastik sowas von drauf.
I Am Oak aus Utrecht driften mit verträumtem Folk durch ihr bereits viertes Album "Ols Songd".

Die zwei Männer der Formation Junior vor einem Wohnwagen

Junior Music

Junior kommen aus den USA und sind mittlerweile Expats in Berlin, Kreuzberg

Donnerstag, 20.11.
Garish trumpfen endlich wieder einmal in Graz auf.
Die Höchste Eisenbahn düst mit Mitgliedern von Tomte, Tele und Kid Kopphausen ab.
Spaceman Spiff hat sein Pseudonym von Calvin aus den Comics von Bill Watterson und dieses Jahr das Album "Endlich nichts" bei Grand Hotel Van Cleef unter- und herausgebracht.

Ryan Karazija aka Low Roar hält seine CD-Hülle in die Kamera

Low Roar

Roar! Selfie mit Eigenproduktion

Freitag, 21.11.
Viech integrieren die Quetschn in ihre deutschsprachigen Lieder wie Arcade Fireske Chöre, bis man nicht mehr über den exakten Sinn des Gesungenen nachdenkt.
Dawa bringen Cello, Cajón und mit Barbara Wiesingers und John Dawas' Stimme perfekt akkordierten Gesang.
Low Roar kommt aus Island und ursprünglich aus dem sonnigen Kalifornien. Ob er in Reykjavík schon mal mit dem Australier Ben Frost geplaudert hat? Beim ATP Iceland dieses Jahr traten jedenfalls beide auf. Wer Low Roar, bürgerlich Ryan Karazija, seine Emailadresse und Postleitzahl verrät, dem schickt er seine "Hávallagata 30 EP" mit wahrlichen Autumn-Songs. Womit wir wieder bei der Frage nach prekären Verhältnissen und zurück am Start wären.