Erstellt am: 11. 11. 2014 - 10:23 Uhr
Interstellare Audienzen
Von seltsamen virtuellen Räumen, die ich im Zuge eines kleinen „Interstellar“-Presse-Events in London betreten durfte, habe ich an dieser Stelle schon berichtet. Als kleiner Nachschlag hier nun noch zwei unheimlich schöne Begegnungen der dritten Art.
Gehören Kurzinterviews mit illustren Persönlichkeiten für ständig in der Welt herumjettende Berichterstattungsprofis zum täglichen Brot, haftet ihnen für mich immer noch eine gewisse Unwirklichkeit an.
Ladies and Gentlemen, da sitzt nun also die Frau, die mich im epochalen „The Tree of Life“ zum Weinen brachte, mit ihren Sätzen über die Liebe und das Leben. Und die in „Zero Dark Thirty“ die Verbissenheit und Einsamkeit einer CIA-Agentin auf den Spuren von Osama Bin Laden so mitreißend spielte. Die im verstörenden „Take Shelter“ den einzige Ruhepol darstellt, an der Seite des irren Michael Shannon und in „Lawless“ als FilmNoir-Schönheit über dem räudigen Geschehen schwebt. In „Interstellar“ rückt sie spät, aber mit berührender Wucht ins Bild.
Sehr verehrte Jessica Chastain, ihre charmante Präsenz verwirrt mich etwas, möchte ich mitten drin sagen, ich muss auf die vorbereiteten Fragen starren, bin ja nur ein Radiojournalist, aber es waren wunderbare Minuten.
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Und einige Momente später dann Er. Du liebe Güte, es waren Worte aus seinem Mund, die mich in diesem Jahr mehr wegrockten als die spektakulärste Filmszene. Ich meine, dieser Automonolog in der allerersten „True Detective“ Folge, in der Rust Cohle, der wichtigste fiktive Charakter Zweitausendvierzehn, mit seinem texanischem Slang von der Erde als Wüste spricht, von der amerikanischen Provinz als Mondlandschaft, von den armseligen Bewohnern als Fehlern der Evolution, der hat wahrscheinlich sogar Sartre, Camus und Cioran vor freudigem Weltekel im Grab rotieren lassen.
Aber er überstrahlte auch im Meisterwerk „The Wolf Of Wall Street“ alle und alles mit seinem tranceartigen Erfolgs- und Masturbations-Talk und dem wahnwitzigen Indianergeheul und Brustgetrommel. In „Mud“ sorgte er als unberechenbarer, saucooler Outlaw für Gänsehaut und in der Titelrolle des „Killer Joe“ für nackte Panik. Sein unpackbarer, getriebener Ron Woodroof hob „Dallas Buyers Club“ auf eine andere Ebene. Und ich habe jetzt „Magic Mike“ noch gar nicht erwähnt.
Sorry, Matthew McConaughey, als Fanboy muss ich auch nach dem legendären naked bongo playing fragen und mich natürlich erkundigen, wie es meinem spirituellen Ratgeber Rusty im nachtschwarzen All von „Interstellar“ ergehen würde. „I miss Rust Cohle“ sagt er am Ende. Und ich habe das breiteste Grinsen des Planeten, als ich wieder aus dem Interviewzimmer taumle.
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