Erstellt am: 10. 11. 2014 - 16:29 Uhr
Die Flaming Lips als Beatles verkleidet
Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band ist ein Album, das mehrere Jahrzehnte lang als “bestes Album aller Zeiten” durchgereicht wurde, von echten Beatles Fans aber natürlich längst durch Rubber Soul oder Revolver als "bestes Beatles Album" ersetzt wurde.

Warner Bros
Anhören tut sich Sgt. Pepper's eh kaum jemand mehr freiwillig. Das Album mit den Beatles in den bunten Fantasy-Uniformen samt Fantasy Entourage am Cover ist für die Popgeschichte das, was ein Goethe-Faust-Reclamheftl für die Deutschmatura ist (oder war?) – Pflichtlektüre halt. Da reicht auch die Inhaltsangabe.
Wenn Wayne Coyne und seine Rest-Flaming Lips jetzt diesen Urtext der 60er Jahre Popexplosion komplett covern, und dafür auch noch Gäste wie Moby, Foxygen, Wilco, MGMT, Tegan and Sara; Phantogram: J Mascis und natürlich Miley Cyrus verpflichten, klingt das schon fast zu gut ausgedacht.
Man braucht dieses Album namens "With a Little Help From My Fwends" natürlich nicht so dringend wie das gerade gedroppte bizarre Nazi-Chic-Video von Nicki Minaj, um über Pop 2014 mehr zu erfahren. Aber ein bisschen mehr als nur ein elaborierter Witz ist es schon.
Auf dem Original-Album von 1967 balancieren die Beatles kunstvoll zwischen existenziellem Drogen-Freak-Out ("I’m Fixing A Hole") und nostalgisch-britischer Gemütlichkeit ("When I’m Sixtyfour"). Die Flaming Lips interessiert naturgemäß mehr der Freak-Out-Charakter der Platte. Und so beschränkt sich der Zugriff auf die Songs meist auf die gnadenlose Übersteuerung, die immer schon Grundbestandteil der Überwältigungsstrategie der Flaming Lips war. Da ändern auch die zahlreichen Ehrengäste nicht viel, die zwar ein bisschen singen dürfen, aber sonst nichts wesentliches zum Flaming Lips Kosmos beizutragen haben,
Aber da ist auch noch die Sache mit Miley Cyrus. Dass die noch regierende Königin der oberschlauen Hipster-Popfans mit dem alternden Berufs-Weirdo Wayne Coyne was anfangen kann, war schon im Sommer abzusehen, als dieses, völlig bizarre Video erschien, dass von Coyne so beschrieben wird: "The video story is something like this: Moby is an evil, power-hungry cult leader. He wants the world's most valuable (according to our story) psychedelic supernatural possession... John F. Kennedy's brain....the brain contains the original formula for the drug LSD!!!”
Jetzt singt Miley Cyrus „Lucy in the Sky with Diamonds” und den Mittelteil von "A Day in the Life", dem legendären Schlusslied des Sgt. Pepper Albums. Mileys Country-Twang fügt im Gegensatz zu den meisten anderen Gästen auf dem Album dem Ausgangsmaterial tatsächlich etwas Neues hinzu.
Dass Miley, Wayne und dessen Freundin seit einiger Zeit auch ein gemeinsames Tattoo haben, ging ja durch die Weltpresse. Seitdem suche ich nach einer guten Übersetzung des Wortes „cringeworthy“. Vielleicht ist es allerdings sinnvoller, sich durch Miley Cyrus Liste ihrer 10 persönlichen Lieblingssongs aus dem umfangreichen Oeuvre der Flaming Lips durchzuhören.
Hartgesottene versuchen sich am Progrock-Seitenprojekt der Flaming Lips namens „Elektrik Würms“ , die ein Album mit dem fantastischen Titel „Musik, Die Shwer Zu Twerk“ veröffentlicht haben. Ich hätte dann aber bitte gerne wieder ein richtiges Flaming Lips Album.