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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

9. 11. 2014 - 16:37

Die unerschöpflichen Skills des Prinz Pi

Der Song zum Sonntag: Shamir - "On the Regular"

In ihrem Song "Gossip Folks" hat Missy Elliott 2003 einen zentralen lyrischen Motor des HipHop bestens auf den Punkt gebracht: "I don't brag, I mostly boast". Wenn gerade nicht geprahlt wird, dann wird eben angegeben. Dem Rest der Welt verklickert, wer hier aber so wirklich der größte Checker ist.

Das 20-jährige allaround Talent Shamir Bailey stellt sich so auf seiner neuen Single der Welt mit gar nicht bescheidenen Worten vor: "Hi, hi, howdy, howdy, hi, hi! While everyone is minus, you could call me multiply", eröffnet der Musiker, Producer und Sänger aus Las Vegas "On the Regular". So geht das dann auch weiter. Shamir ist stets in Topform, ausgeschlafen und gewitzt. Nicht gerade bloß jetzt zufällig, sondern on the regular.

Shamir

Shamir

Nach einer schönen EP für das coole New Yorker Label Godmode wird Shamir nächstes Jahr ein Album beim großen Indie-Player XL Recordings (The xx, M.I.A., The Horrors u.v.m.) veröffentlichen, mit "On the Regular" wird uns schon einmal vorsorglich mitgeteilt, dass hier ein großspuriger Popstar mit Humor und ganz eigenem Duft durch die Tür kommt.

Nun ist Shamir aber eben nicht das, was man an sich einen "Rapper" nennen würde. Für gewöhnlich eher Sänger, Flüsterer und Haucher, Erfinder von quietschbuntem Dance-Pop, im Kinderzimmer an Spielzeuginstrumenten aus Disco, Punk und House zusammengedoktert. Musik, die früher einmal vielleicht bei DFA erschienen wäre. So sind Shamirs Raps auf "On the Regular" teilweise oft mit Absicht ein wenig ungeschickt und überzuckert: "Guess I'm never-ending, you could call me pi".

Dazu quietscht und hupt eine betont gutgelaunte und verspielte Rummelplatzmusik. Die Kuhglocke bimmelt konstant, das geht jetzt also anscheinend wieder, es pfeift, trillert und zwitschert. Eine hyperaktive Verquickung von Bubblegum-HipHop und Cartoon-House. Die ganz große Flasche Fanta. Das Tanzen eines Gummibandes.

"Yes, yes I'm the best, fuck what you heard / Anything less is obviously absurd" sagt uns Shamir mit großem Selbstverständnis, es kann ja also gar nicht anders sein, dass Shamir einfach der Größte ist, wird da ja wohl niemand bezweifeln wollen. Er spielt das Spiel schon seit immer: "Ever since I was eight I was attached to the mic / Wanted a guitar before I wanted a bike".

Dabei schwingt stets eine Naivität mit, ein Augenzwinkern, die Über-Übertreibung, der Wille zum Quatsch, der die harte Mackerpose bricht. Ein betont selbstsicheres Auftreten, gleichzeitig eine spaßige Selbstbespiegelung und das Abklopfen bekannter Textmuster. Man kann dazu tanzen, es kann ausnahmsweise einmal alles so einfach klingen.