Erstellt am: 5. 11. 2014 - 15:00 Uhr
Lichtgrenze
Vor 25 Jahren, am 9. November 1989, fiel die Berliner Mauer. Zuvor trennte diese Mauer über 28 Jahre lang Berlin in einen Ost- und Westteil. Auf 43km zog sie sich - schwer bewacht - quer durch die Stadt.
Marc Bauder ist Regisseur und Filmemacher, die Doku "Master oft he Universe" sorgte im Vorjahr für Aufmerksamkeit.
Christopher Bauder ist vielfach ausgezeichneter Lichtkünstler, Im Rahmen des Kongresses "vlow!" in Bregenz erzählte er von der "Lichtgrenze"
Christopher Bauer und sein Bruder Marc leben in Stuttgart, als die Mauer fällt. Als sie in 90ern nach Berlin ziehen, ist von der Mauer nur mehr wenig zu sehen. Heute kann Christopher den Mauerverlauf kaum mehr erahnen. Es gäbe - abgesehen von der Gedenkstätte - zwar vereinzelt Markierungen in der Stadt, teilweise sind Pflastersteine verlegt, aber man müsse da schon sehr drauf achten und verliere die auch schnell aus dem Blick.
Also wollten die beiden Brüder eine physische Markierung der Mauer in der Stadt anbringen - im Idealfall auf der ursprünglichen Höhe der Mauer.
Daniel Bueche
Dem harten schweren dunklen Bauwerk der Mauer wollen sie etwas entgegensetzen. Da Christopher viel mit Licht arbeitet war die Idee bald konkret: sie wollten etwas leichtes luftiges - beleuchtete Ballons.
Bereits zum zwanzigjährigen Mauerfalljubiläum haben die Brüder das Projekt angeboten. Aber erst heuer wird es umgesetzt. Ursprünglich sollten einige Freunde und Bekannte Ballons in den Händen halten - 28 Minuten lang - eine Minute für jedes Jahr in dem die Mauer stand. Dann ist das Projekt aber etwas explodiert. Jetzt sind es 8.000 Ballons, die an Stelen angebracht sind. Im Abstand von 2,5 Metern werden weiße Heliumballons auf dem originalen Mauerverlauf stehen - auf einer Strecke von 15,3 km quer durch die Stadt, auf der zentralen Teilung der Stadt: Von der Bornholmer Straße über den Mauerpark und die Gedenkstätte Bernauer Straße, zum Reichstag, weiter zum Brandenburger Tor und Checkpoint Charlie und zur East Side Gallery.
Der Abstand wurde genau berechnet - einerseits wirkt er auf die Weite wie eine Einheit, andererseits können etwa Einsatzfahrzeuge jederzeit durchfahren.
Die Markierung aus Licht hat für Christopher Bauder etwa neutrales, ist inhaltsfrei. Und Licht ziehe die Menschen an wie die Motten. Entlang der Lichtgrenze werden an großen Bildschirmen Videocollagen mit historischem Filmmaterial von Marc Bauder gezeigt und es wird auch Schautafeln geben.
Drei Tage werden die Ballons leuchten und an die Mauer erinnern. Am 9. November um 19 Uhr werden die Ballons, die übrigens zu 100% biologisch abbaubar sein sollen, steigen gelassen. Und zwar manuell - jeder Ballon hat einen Paten bzw. eine Patin. Man kann auch eine kleine Botschaft am Ballon befestigen.
ARD und rbb übertragen die Ballonaktion live im Fernsehen.
Mit einem eigens konstruierten Mechanismus und einem kleinen Schlüssel kann jeder Pate den Ballon steigen lassen. Die Mauer aus Licht wird sich dann im Nichts auflösen.