Erstellt am: 3. 11. 2014 - 16:00 Uhr
"Warteräume"
von Timo Abel-Benini, Innsbruck
Ein kleines Bett, vielleicht noch ein Kühlschrank, ein paar Habseligkeiten in Plastiksäcken um das Bett verteilt. Die Ausstellung „Warteräume“ in einem Frachtcontainer vor dem Tiroler Landestheater in Innsbruck gibt einen berührenden Einblick in den Alltag und das Leben von AsylwerberInnen in Tirol.
„Das Containerwohnheim ist gar nicht das Schlimmste“, erzählt Robert Gander, und Günter Richard Wett ergänzt: „Am Schlimmsten sind diese Gasthäuser, bei denen man schon von außen sieht, dass sie am freien Markt keine Chance mehr hätten“. Und doch haben die beiden Künstler in allen Unterbringungsstätten erlebt, wie die Bewohner mit einfachen Mitteln versuchen, es sich so wohnlich wie möglich zu machen.
In mehr als zwei Jahren Recherche haben Günter Richard Wett und Robert Gander alle 20 Flüchtlingsheime in Tirol besucht. Was als Architekturstudie geplant war, ist eine Ausstellung über das Leben und den Alltag in den Heimen geworden. In mehr als 60 Interviews erzählen Bewohnerinnen und Bewohner ihre Geschichten:
"Warteräume war auch für den FM4 Artivism Award beim Elevate-Festival nominiert. Hier stellen die Künstler in einem Video ihr Projekt selbst vor.
1940 Asylwerber leben derzeit in Tirol. Vielen bleibt nichts anderes übrig, als die Zeit tot zu schlagen. Nicht alle Flüchtlingsunterbringungsstätten sind in der Nähe von Innsbruck oder zumindest größeren Orten, einige sind komplett abgelegen, wie das ehemalige Bergarbeiterheim am Bürglkopf in Fieberbrunn, auf etwa 1.400m Seehöhe, acht Kilometer vom Ortskern entfernt. Das mache den Alltag noch schlimmer, weil man nichts unternehmen kann. „Ein Asylweber, für den gekocht wird, dem bleiben 40 Euro im Monat. Da kann man sich vorstellen, dass nicht viel Geld für Mobilität übrigbleibt“, so Robert Gander.
Am Montag, 3.11. wird das Projekt "Warteräume" in FM4 Connected vorgestellt, am Dienstag, 4.11. in der FM4 Morning-Show.
„Warteräume“ zeigt die Wohn- und Lebenssituation der Flüchtlinge in Tirol, Menschen mit ganz normalen Träumen und Sehnsüchten. „Vielleicht schaffen wir ein Umdenken“, so Günter Richard Wett „wenn die Menschen in den Gemeinden keine Angst mehr davor haben, dass Flüchtlinge bei ihnen untergebracht werden, dann haben wir schon viel erreicht.“
Die Ausstellung „Warteräume“ ist noch bis 9. November vor dem Tiroler Landestheater in Innsbruck zu sehen.