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Natalie Brunner

Appetite for distraction. Moderiert La Boum de Luxe und mehr.

2. 11. 2014 - 14:42

Alte Ananas-Fresse!

Flimmern: Ex-Diktatoren, Rassisten, Sexisten und Raupen. Es war Halloween und die Monster schlagen zurück.

Flimmern

Der assoziative Wochenrückblick von Natalie Brunner

Sie wollen - obwohl entmachtet - auch ihren Teil vom Kuchen. Da wäre zum Beispiel Panamas viel gehasster Ex-Militärdiktator Manuel Noriega. Er forderte Schadenersatz und eine Umsatzbeteiligung an dem Spiel "Call of Duty", weil darin ein Bösewicht vorkommt, der Noriega in mehren Aspekten ähnelt.

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Links Noriega, rechts die "Ananas-Fresse" aus "Call Of Duty"

In "Call Of Duty" wird die Figur alte Ananas-Fresse genannt, ein Name für Noriega, den die BürgerInnen Panamas wegen der vielen Narben im Gesicht des Diktators verwenden. Wie der echte Noriega kooperiert auch die digitale Ananas-Fresse mit der CIA und dem Medelin-Kartell. Noriega wird fallengelassen und entmachtet, weil das Schoßhündchen sich als tollwütiger Zerberus im Blutrausch entpuppt und die Kontrolle über ihn und den Panama-Kanal nicht mehr sicher ist. Noriega war von 1983 bis 1989 in Panama an der Macht.

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Am 20. Dezember 1989 startete unter Bush Senior die Operation "gerechter Anlass", die Noriega in nur vier Tagen entmachtet, nachdem die US-Truppen das Haus des Opern-Liebhabers Noriega durchgehend mit lauter, thematisch spitzfindig ausgewählter Rockmusik beschallt hatten.
Die komplette Playlist to chase Satan und Diktatoren outta earth findet ihr hier im Link. Unter anderem war das dabei:

Noriega ist zur Zeit im Gefängnis El Renacer in Panama inhaftiert, wo der empörte Ex-Diktator offensichtlich "Call Of Duty" zocken kann. Eine Militärinvasion und mehre internationale Verurteilungen als Kriegsverbrecher schön und gut, aber ein auf ihn basierender Videospielcharakter, der böse ist, und dann ach noch keine Tantiemen zahlen, das geht Noriega eindeutig zu weit. Die Klage wurde mittlerweile vom Obersten Gerichtshof in Los Angeles abgewiesen.

Zuerst Empörung und dann Kritik löste letzte Woche ein Video aus, in dem man sieht, wie eine Frau zehn Stunden durch NYC geht und über hundert Mal mehr oder weniger blöd angequatscht wird.

Auf der Webseite von Rob Bliss Creative gibt es übrigens auch ein Video, in dem man sieht, dass man Obdachlosen, alkoholkranken Kriegsveteranen nur die Haare schneiden muss und ihnen einen Anzug anziehen braucht und schon sind sie wieder unterwegs auf der Straße des Erfolgs.

"Hollaback!" heißt die Organisation, die die Aktion initiiert hat, und die Marketing Firma "Rob Bliss Creative" steckt hinter der versteckten Kamera. Auf die Frage, warum man in dem Video ausschließlich afroamerikanische Männer sieht, die die Frau ansprechen, meinte Rob Bliss, der Mann hinter der Kamera folgendes:

"Es gab auch genügend weiße Männer, aber aus irgendeinem Grund war das meistens im Vorbeigehen oder wurde nicht gefilmt." Die gefilmten Szenen mit weißen Männern seien meist zu kurz gewesen oder hätten eine schlechte Bild- oder Tonqualität gehabt. Eine seltsame Erklärung für eine rassistische Realitätsfälschung und ein deutliches Beispiel, wie verschiedene Formen der Unterdrückung ineinander verschränkt sind.

Wenn man sich weigert, tierische Produkte zu konsumieren und nicht an der Ausbeutung von Lebewesen teilnehmen will, sind die zwei ersten Gegenargumente immer, man solle sich doch zuerst um die Menschen kümmern. Worauf man antworten könnte, dass Speziesismus eine Unterdrückungsform analog zu Rassismus und Sexismus ist, und - Argument Nummer zwei - dass auch Pflanzen lebendig sind.

jacob sturm

Eine Studie der Universität von Missouri hat herausgefunden, dass Pflanzen merken, wenn sie gefressen werden und sie versuchen sich dagegen zu wehren. Als Forschungssubjekt diente den Wissenschaftlern eine mit dem Brokkoli verwandte Pflanze namens Ackerschmalwand.

Um festzustellen, ob eine Ackerschmalwand merkt, dass sie gefressen wird, nahmen die Biologen zuerst die Vibrationen auf, die eine Raupe erzeugt, wenn sie ein Blatt dieser Pflanze zerbeißt. Anschließend spielten sie diese Aufnahmen Ackerschmalwandpflanzen vor und stellten dabei fest, dass diese verstärkt Senföle produzieren und in ihre Blätter leiten. Mit diesen Senfölen schützt sich die Pflanze vor Schädlingen, weil die Öle viele Raupen dazu bewegen, wegzukriechen und sich eine andere Mahlzeit zu suchen.