Erstellt am: 2. 11. 2014 - 17:05 Uhr
Dort weitermachen, wo Portishead aufgehört haben
"Es ist nicht Indie und es ist nicht Volksmusik. Metal ist es auch nicht. Dann bleibt eh nicht mehr viel über."
FM4 Soundpark Act des Monats
Sophie Lindinger und Marco Kleebauer sind das Wiener Duo Léyya
Léyya sind auch bei Christian Pausch zu hören in der FM4 Soundpark Nacht von Sonntag auf Montag ab 1 Uhr
So nonchalant beschreibt Marco Kleebauer die Musik von Léyya. Auf seinen brachialen Sound-Skulpturen schimmert Sophie Lindingers fragile Stimme wie der erste Schnee. Kühl, introvertiert und sehnsuchtsvoll. Man denkt sofort an Portishead, eine Band, mit der sie schon oft verglichen worden sind: "Man sagt, wir machen dort weiter, wo Portishead aufgehört haben."
Léyya klingen selbstbewusst und eigenständig, sie überraschen mit Brüchen, ausgefeilten Details und guten Ideen. Die beiden langjährigen Musiker wissen genau, was sie tun und wie sie klingen wollen: "Es soll frisch und neu klingen, denn es ist uns beiden wichtig, dass wir keinen Pop machen, den es schon gibt. Wir wollen eher den Grau-Bereich zwischen Pop und Nicht-Pop, was auch immer der sein mag, treffen."
Leyya
Sophie Lindinger und Marco Kleebauer kennen sich schon lange, in ihrem Heimatort Eferding war die Gruppe musikalischer Jugendlicher eine sehr überschaubare. Sophie hat ihr Leben der Musik verschrieben, bereits im zarten Alter von drei Jahren hat sie die Musikschule besucht und nach der musikalischen Früherziehung Flöte, Gitarre und Klavier gelernt.
Mit elf hat sie ihre ersten Songs geschrieben, bei ihren ersten Konzerten ein paar Jahre später hat sie Marco an der Gitarre und am Schlagzeug begleitet. Der Multi-Instrumentalist kommt eigentlich vom Rock und hat sich wie seine Helden Radiohead von den Gitarren weg hin zur Elektronik bewegt. Beim Versuch, seine Idole wie eben Radiohead oder Flying Lotus und Four Tet zu imitieren, ist er gescheitert, erzählt er im Interview. Aber Scheitern ist immer auch Ansichtssache.
Das Basiswissen für seine Produktionen hat er als Teenager im Popular Musikzweig des BORG Linz gesammelt: "Ohne dem würd ich nicht das machen, was ich jetzt mach. Weil du dort einfach so einen Zugang zu dem Ganzen bekommst, den du allein nicht bekommen würdest. Wir haben gelernt, wie man programmiert und wie man aufnimmt. Der Rest war dann nur noch ein Katzensprung!".
Von Eferding nach Wien war es für die beiden ein größerer Katzensprung. Hier studiert Kleebauer Medien-Musik, also Musik für Film und Werbung. Neben Léyya arbeitet er noch an seinem Solo-Project KarmaArt, das Debüt-Album wird im Jänner 2015 auf dem Wiener Label DuzzDownSan erscheinen.
Die EP "Drowning In Youth" von Léyyakommt Mitte November auf Las Vegas Records raus, das erste Album von Léyya wird im Sommer folgen.
Bei Léyya prallen die unterschiedlichen Welten, aus denen sie kommen, gekonnt aufeinander. Es wirkt wie das Wechselspiel der Gezeiten - Sophies fragiler Gesang und Singer/Songwirter-Melodien werden von der Wucht und Dynamik der Produktion getragen, weggespült oder verschluckt. Diese Gegensätze gehören bei Léyya zusammen wie Ebbe und Flut.
Dabei sind konventionelle Arrangements und Songstrukturen der Feind: "Das macht es zu einem komplexen, aber doch angenehm anhörbaren Stück Musik", findet Marco und Sophie ergänzt: "Wenn wir einen Song machen und der hat einen typischen Aufbau oder der Refrain klingt wie der Vers, dann bringen wir bewusst Umbrüche rein und basteln so lange dran rum, bis es ein Ganzes wird."
Live werden Léyya von Schlagzeuger Alexander "Rudi" Kreisbichler und Bassist Tobias Wörner komplettiert: "Das Songwriting machen wir zu zweit, aber auf der Bühne sind wir zu viert, weil es einfach fetter klingt und mehr Spaß macht", erzählt Sophie und Marco ergänzt: "Die beiden sind super Musiker und ziemlich offen, was es sehr angenehm macht, mit ihnen zu arbeiten. Weil oft sind Musiker in ihrem Ego gekränkt, wenn sie ihr Instrument nicht in der konventionellen Weise spielen müssen und die beiden sind da nicht so."
Am Dienstag, den 18. November, präsentieren Léyya die "Drownin In Youth"-EP im Wiener Fluc. Sollte man sich anschauen, wird groß!