Erstellt am: 31. 10. 2014 - 21:00 Uhr

FM4 Doppelzimmer mit Volker Schlöndorff

Elisabeth Scharang trifft den deutschen Filmemacher zu einer Reise durch die gesamte Nouvelle Vague. Das Interview gibt´s jetzt für 7 Tage on Demand.

Es gibt Ikonen in der Kunst, die von weitem sichtbar in der Weltenlandschaft stehen. Der Film "Die Blechtrommel" ist so eine. Volker Schlöndorff hat damit den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewonnen und sich damit für sein weiteres Schaffen eine hohe Latte gelegt.

Wie er sich daran gerieben hat, ob es ein Scheitern war und was es zu gewinnen gab, das beschreibt der deutsche Regisseur mit seinen eigenen Worten. Ich lese Seite um Seite seiner dicken Autobiografie unter der spanischen Sonne und fühle mich in eine Zeit versetzt, die ich nicht erlebt habe. Ein paar Wochen später warte ich im Hotel Sacher auf unseren lange vereinbarten Interviewtermin.

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Volker Schlöndorff sieht mich nicht an, während ich ihn nach seiner Zeit in einem französischen Internat frage, die ihn wesentlich geprägt hat. Mit leicht gesenktem Kopf sitzt er da und hört unglaublich aufmerksam zu. Und genauso wachsam sind seine Erinnerungen: an einen Jesuitenpater, den er Picasso nannte, und der ihn, Schlöndorff, dazu ermuntert hat, zu schreiben. An die Eliteschule in Paris, wo er neben dem späteren Regisseur Bernard Tavernier in der Schulbank saß, der ihn, den hoch begabten aber finanziell wenig privilegierten ausländischen Schüler, zum Mittagessen nach Hause mitnahm. An die Zeit mit Louis Malle, der damals gerade seinen ersten Film drehte.

Mit Volker Schlöndorff reise ich durch die gesamte Nouvelle Vague: Ein Geschichte über junge Männer, die sich gegenseitig in ihrer Begeisterung und ihrer Arroganz hochschaukeln und dem französischen Film dieser Zeit eine unverkennbare Note verpassen.

Nach Jahren als Regieassistent von Louis Malle bereitet Schlöndorff seinen ersten eigenen Film vor. Seine französischen Freunde raten ihm, dafür wieder zurück nach Deutschland zu gehen und dort seine Geschichten zu erzählen. "Der junge Törless" gilt als der erste internationale Erfolg des sogenannten "Jungen deutschen Films". Es war nach 1945 eine Generation mit Werner Herzog, Rainer Werner Fassbinder und Wim Wenders am Werk, die einen anderen Ton anschlug, der auch außerhalb von Deutschland gehört wurde. Und neben diesen Männern gab es in Schlöndorffs Leben dann auch eine starke Frau.

Die Liebes- und Arbeitsbeziehung mit Margarethe von Trotta, mit der er unter anderem "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" gemacht hatte, schildert der Filmemacher erstaunlich ehrlich: So entschlossen Schlöndorff stets in seiner Arbeit und am Filmset war und ist, so wenig war er es damals in seiner Ehe mit Margarethe von Trotta.

Das Glas Weißwein, das Volker Schlöndorff zu Beginn unseres Gesprächs bestellt hat, ist fast leer. Viele bekannte Namen aus der Filmgeschichte sind während der letzten eineinhalb Stunden als Erinnerungen und Geschichten durch den Raum spaziert. Der von Angela Merkel kommt überraschend, aber die Frage, warum Schlöndorff Merkel öffentlich unterstützt, drängt sich auf; er als klar positionierter Linker der 70iger Jahre.

Volker Schlöndorff im FM4 Doppelzimmer

Das Gespräch mit dem deutschen Filmemacher Volker Schlöndorff hört ihr am 1. November von 13 bis 15 Uhr im FM4 Doppelzimmer und danach für sieben Tage zum Anhören unter fm4.orf.at/7tage.