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Zita Bereuter

Gestalten und Gestaltung. Büchereien und andere Sammelsurien.

23. 10. 2014 - 16:57

Elisabeth Klar: Wie im Wald

Es ist ein Buch für die Couch. Für die eines Psychologen allerdings. Elisabeth Klar zeichnet in ihrem Debüt "Wie im Wald" ein unangenehmes Psychogramm einer Familie. Es gibt Tote, eine Küche voller Blut, eine Mörderin und viele Opfer.

Selbst wenig erfahrene Tatort-SeherInnen wissen: Finden die Kommissare in der Wohnung eines Verdächtigen eine Kinderzeichnung, endet das meistens in einem Missbrauchsfall.

Liest man in einem Roman schon im zweiten Kapitel ganz nebenbei von Handpuppen und fahren wenig später zwei junge Frauen durch einen Wald nach Hause in das "Haus des Puppenspielers", schrillen natürlich die Alarmglocken ...

Buchcover "wie im Wald"

Residenz Verlag

Elisabeth Klar: Wie im Wald. Residenz Verlag 2014

Dass dieser Wald geheimnisvoll, düster und beängstigend sein kann, versteht sich von selbst. In ihrem Debüt "Wie im Wald" zeichnet Elisabeth Klar ein unangenehmes Psychogramm der Familie Ludevik, "deren Herzen immer etwas drückt." Man ist engagiert, hilfsbereit und hat zu den drei Kindern noch eine Pflegetochter aufgenommen - Lisa, gleich alt wie die jüngste Tochter Karin.
Nach außen schien bzw. scheint alles harmonisch und idyllisch, ja fast überfürsorglich. Nach innen aber führen Rollen- und Machtspiele zu unerträglichen Spannungen. "Denn diese Familie, sie weiß alles, und wenn sie an stillen Abenden der Schmerz ganz fest packt, können sie den Mund öffnen und alles herauslassen und im Gesang ihrer Geschichten bleibt kein Raum für Zweifel."
Es gibt Tote, eine Mörderin und viel zu viele Opfer. Es folgen Vorwürfe und Selbstvorwürfe. Man schaut am liebsten nach unten "eine Blickrichtung, die in unserer Familie Tradition zu haben scheint."

Elisabeth Klar

Lukas Beck

Elisabeth Klar gewann 2013 bei Wortlaut, dem FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb, den dritten Platz mit dem Text "An den vielen Ecken" Es ging um eine Frau, die ohne viel Aufhebens immer wieder in Einzelteile zerfällt. Hier ein Daumen, da eine Zehe, dort das Ohr. Im Debütroman ist es genau andersrum. Aus vielen Einzelteilen ergibt sich die Geschichte.

Elisabeth Klar wechselt äußerst geschickt die Erzählpositionen – meist von Karin zu Lisa – beide sind mittlerweile Mitte Zwanzig. Mit Rückblenden und Träumen wird das Geschehene zusammengebaut. Nicht immer weiß man auf Anhieb, wer erzählt, aber Verwirrung, Täuschung und Überspielung gehören zum Alltag dieser Familie. Zu viele Märchen wurden nachgespielt bzw. erzählt.
Umso bedeutender sind Regeln, die aber nicht immer allen klar sind. Es wird zu wenig geredet, aber viel zu viel gekotzt.

Das Lesen kann mitunter anstrengend werden. Und so richtig ins Herz schließen will und kann man keine der Figuren, im Gegenteil.
Und doch.

Elisabeth Klar schafft es, die Spannung bis zum Schluss zu halten.
Wenngleich manche Wiederholungen und Waldszenen auch kürzer funktioniert hätten.

"Wie im Wald" wird am Donnerstag, 23.10. im Literaturhaus in Wien präsentiert - gemeinsam mit dem Buch "zwischen" von Judith Nika Pfeifer.
Beginn ist um 19 Uhr.

Es handelt sich hier um ein Debüt. Und das kann was.
Der verfilmte Roman wäre jedenfalls eine der guten Tatortfolgen.

"Es wird ein eigenwilliger Tatort sein, mit dem Kübel Schmutzwasser in der Küche, den hingestreckten Handpuppen im Wohnzimmer und all diesen Puzzleteilen im Teich."