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Lukas Lottersberger

Lukas Lottersberger

Lukas Lottersberger

Politik, Alltägliches und andere Kuriositäten.

22. 10. 2014 - 06:00

Songs, gesampelt aus Amateurmusikvideos

Kutimans audiovisuelle YouTube-Collage Thru You Too, oder: Der schmale Grat zwischen Copyright Infringement und eigenständigem Werk.

Bereits 2009 war Kollege Trishes merklich angetan von Kutimans erstem „Youtube-Album“ Thru You. Der Israeli Ophir Kutiel, wie Kutiman mit bürgerlichem Namen heißt, sorgte damals für Aufsehen, als er acht Songs veröffentlichte, die aus unzähligen Samples von Usern der katzenverseuchten Videoplattform zusammengebastelt wurden. Das Ergebnis war ausgeklügelter, experimenteller Hiphop. Funk- und Reggae-Einflüsse waren ebenso deutlich hörbar. Das sind auch die Genres, in denen man Kutimans Musik abseits der Youtube-Experimentiererei verortet.

Thru You Too ist fünf Jahre später die Fortsetzung dieses medienverschmelzenden Experiments und begeistert aufs Neue. Der zweite Streich wartet jedoch nicht mehr mit Rap in Handyqualität und kratzigen Hiphop-Beats auf, sondern wirkt balladesker, gefühlvoller. Diese audiovisuelle Collage zeigt einen persönlichen, fast schon intimen Einblick in die Gefühlswelt der ausgesuchten Musikerinnen und Musiker – das trifft vor allem auf die Sängerinnen zu, die mit ihren emotionsgeladenen Songs Erlebtes mit der Welt teilen wollen. Kutiman bietet ihnen mit Thru You Too eine würdevolle Bühne im YouTube-Theater.

Beide Alben sind dem Zeitgeist entsprechende Werke und ein weiteres Beispiel für Crowdsourcing im Netz. Das Konzept ist natürlich nichts Neues und gewiss verwenden auch viele andere Musiker YouTube als Quelle für Samples. Nicht in allen Ländern ist das erlaubt – Stichwort Urheberrecht.

Das Album "Thru You Too" als Playlist auf YouTube

Ophir Kutiel wurde nur von einer der Mitwirkenden aus dem Video kritisiert, sonst erntete in der YouTuber-Sphäre großteils Lorbeeren für Thru You Too. Die Cellistin, die sich beschwerte, konnte nach einem Gespräch mit dem Künstler, in dem er sie über den Hintergrund des Projektes aufklärte, von der Teilnahme am Projekt überzeugt werden. Es zeigt jedoch, in welcher Grauzone sich Musiker, die mit Samples arbeiten, häufig befinden.

Geteilter Erfolg?

Kutiman beteuerte bereits gegenüber verschiedenen Medien, dass für ihn nicht der Profit zähle. Laut seinem Management verdient er an dem Projekt, für das er gute zwei Monate brauchte, kein Geld – das Video wird nicht „monetarisiert“ , also mit Werbung bespielt, die dem Uploader Geld in die Tasche spülen könnte. Natürlich verdienen auch die gesampelten Künstler in der Folge nichts daran.

Zumindest verweist der Komponist in jedem der Videos auf die Mitwirkenden, die somit die Bekanntheit ihrer Kanäle erhöhen können. Eike Kühl von der ZEITonline betonte bereits, dass Kutiman den Usern seine eigene Bekanntheit verdankt. Zu hoffen ist, dass schließlich auch die User von dieser Bekanntheit profitieren.