Erstellt am: 17. 10. 2014 - 11:38 Uhr
The daily Blumenau. Friday Edition, 17-10-14.
The daily blumenau hat Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst.
Und bietet Items aus diesen Themenfeldern.
#fußballjournal14
Die letzten zehn Tage konnte der ÖFB durchfeiern: das Nationalteam gewann beide EM-Quali-Matches und ist Tabellenführer, die U21 (Jg 94/5) seine beiden Tests, die U19 (Jg 96) war ebenso in allen drei Spielen ihrer Vorqualfikation siegreich wie die U17 (Jg 98). Die U17-Damen werden wohl nachziehen. Außerdem wird die alte Burschen-U19 (Jg 95) den Verband nächstes Jahr bei der U20-WM repräsentieren.
Ich will da gar nichts relativieren: das ist alles kein Zufall, sondern Resultat einer insgesamt guten Aufbauarbeit. Auch wenn die U16 (Jg 99) ihre Tests verloren hat; auch wenn U17 und U19 sich gegen Zwerge teilweise mühte, die U21 taktisch noch nicht international konkurrenzfähig ist und der Auswärtssieg des A-Teams in Chisinau kein Ruhmesblatt war: vor allem das Montenegro-Match und der 5:1-Sieg der U19 gegen Deutschland verdienen Beachtung.
Für einen optimalen Jahresausklang ist nach dieser Woche der Freude jetzt nur noch das Qualifikations-Spiel gegen Russland am 15. November offen. Nur: die aktuelle sehr satte Zufriedenheit führt in der Branche dazu, dass man sich schon mit einem Unentschieden als Sieger fühlen würde, weil man auch damit (sehr wahrscheinlich) als Tabellenführer ins Jahr 2015 gehen würde und das schon als die halbe Miete für die Teilnahme an der Euro '16 ansieht.
Diese Annahme ist ebenso trügerisch wie falsch.
Österreich ist in der Momentaufnahme der Tabelle nichts als ein Sitzriese.
Um halbwegs sicher auf den zur Fix-Qualifikation berechtigenden 2. Gruppenplatz zu kommen, wird nämlich mehr nötig sein als gegen die direkte Konkurrenz daheim zu remisieren. Das war ja auch schon zum Auftakt-Match gegen Schweden klar, trotz entsprechenden Mangel-Bewusstseins.
Für Platz 2 in einer europäischen Sechser-Gruppe wie der unseren werden nämlich (wenn man die letzten beiden Exempel, die Quali für die WM '14 und die zur Euro '12 hernimmt) an die 20 Punkte nötig sein (Schnitt 14: 19,5, Schnitt 12: 20,0).
Auf Platz 3 und die Barrage zu spekulieren sollte sich angesichts der sich anbahnenden Überraschungen von selbst verbieten: da könnten womöglich dann Kaliber wie Deutschland, Holland, Portugal, unangenehme Gegner wie die Schweiz, Bosnien oder Griechenland oder gar Serbien lauern.
Mit einem Heim-Remis gegen Russland wären 8 Punkte erreicht, die ein Überwintern ganz vorne zwar garantieren, aber für 2015 dann nichts mehr bedeuten. Denn: selbst wenn die beiden Partien gegen Liechtenstein und das Heimspiel gegen Moldawien gewonnen werden, käme Kollers Team damit "nur" auf 17 Zähler.
Und das wird zu wenig sein.
Auch für den bestplatzierten Gruppen-Dritten, der dem Play-Off entkommt.
Die Hochrechnungen für Schweden und Russland sind da deutlich besser.
Das wiederum bedeutet: in den drei Auswärts-Partien in Russland, Schweden und Montenegro wären durchwegs Remis oder ein Sieg nötig. Beides ist angesichts der letzten Ergebnisse und vor allem der auch in Moldawien gezeigten Auswärts-Schwäche aber very unlikely.
2010 war man in einer ähnlichen Situation: nach zwei Siegen gegen die späteren Gruppenletzten und einem Auswärts-Remis gegen Belgien (!) präsentierte sich das ÖFB-Team als toller Scheinriese - fuhr dann aber im Rest des Turniers nur mehr 5 Punkte ein.
Soll heißen: sich jetzt weiter in Vorsicht zu üben und den diesbezüglich recht konservativen Schlachtplan von Koller (1 Punkt ist sicherer als 3 zu riskieren und dann keinen zu kriegen; die Ausrede nach dem Schweden-Match) zu verfolgen, könnte sich fatal auswirken.
Das ÖFB-Team kann nur mit einem vollen Heim-Erfolg gegen Russland aus der Zitter-Zone. Mit 10 Punkten und enstprechendem Vorsprung (5 vor Russland sowie 2 oder 4 vor Schweden oder 3 vor Montenegro) wäre der psychologische Vorteil bereits ein echter Faktor und auch die 19 oder 20 Punkte in realistischer Reichweite - selbst ohne Auswärtssieg bei den drei Konkurrenten.
Dann - und nur dann - könnte sich das A-Team vom Sitzriesen zu tatsächlicher Größe erheben.