Erstellt am: 16. 10. 2014 - 17:20 Uhr
Trans Gender Moves
"Trans Gender Moves" von Gin Müller & Gorji Marzban läuft von 17. - 23. 10 jeweils um 20 Uhr im brut Konzerthaus.
Begleitend dazu gibt es im Foyer vom brut Konzerthaus eine Ausstellung und am 19.10 eine Podiumsdiskussion.
"Ich wollte immer schon ein Mädchen sein", erzählt Nicole. "Ich wusste nur nicht, wie."
"Ich bin groß, habe normalerweise auch einen Bart. Die Leute lesen mich eher als männlich", sagt Gorji. "Es dauert ein paar Stunden bis sie draufkommen: da stimmt etwas nicht."
"Wenn sie mich kennenlernen, dann glauben die Leute erstmal: Ach, der ist schwul", sagt Tony. "Wenn ich dann sage ich bin trans, glauben sie ich will eine Frau werden. Wenn ich sage, das hab ich schon ausprobiert, dann sind sie erst recht verwirrt!"
Rupert Müller
Nicole, Tony und Gorji stehen bei Trans Gender Moves auf der Bühne. Nicole und Tony sind Transgender, Gorji ist Intersex. Sie erzählen ihre Lebensgeschichten. Die Erzählung, das gemeinsame Nachspüren in der Vergangenheit, steht bei dem Stück im Mittelpunkt. Das Bühnenbild besteht aus weißen Rollos, auf die manchmal Bilder, Hintergründe projiziert werden: ein Innenraum, ein Labor, das Meer.
Nicole ist 77 und hat erst mit 65 beschlossen, als Frau zu leben. Gorji ist 52 und musste seine Intersexualität lange verstecken. Tony ist Mitte dreißig und hat, sobald er konnte, also mit 19, angefangen, Hormone zu nehmen. Trans Gender Moves verhandelt nicht nur das Grenzüberschreiten in Sachen Gender. Es geht um Migrationsgeschichten, von Iran und Frankreich nach Österreich, von Stadt nach Land, um Islamische Revolution und Algerienkrieg.
Rupert Müller
Wie das Stück entstanden ist
Gin Müller hat die Idee zum Stück gemeinsam mit Gorji Marzban entwickelt. "Für mich war es in alle den Jahren bei der Beschäftigung mit Transgender und Intersexualität immer spannend, verschiedene Biografien kennen zu lernen. Denn die Aspekte sind bei allen Menschen einfach so unterschiedlich, wo das herkommt und wie sie damit umgehen."
Ursprünglich hätten die wahren Geschichten der Vorkommenden mehr mit fiktionalen Teilen vermischt sein sollen. Aber die Geschichten waren so stark, dass es im Endeffekt recht nah an der Realität geblieben ist. "Im Text haben wir uns teilweise von der Explizität getrennt", sagt Gorji Marzban. "Wir streifen an der Oberfläche, aber versuchen auch einen Abstand zu schaffen. Auch für das Publikum sollte es als angenehm empfunden werden - nicht zu tragisch oder explizit."
Rupert Müller
Sichtbarkeit
Trans Gender Moves ist eine Art Oral History von Personen, die sich zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten an Geschlechtergrenzen bewegen. Das Stück zeigt wie unterschiedlich Trans- oder Inter-Biografien sein können, dass aber mit Einzelgeschichten trotzdem ein gemeinsames Bild gezeichnet werden kann.
"Gerade ein Theaterstück wie dieses gibt uns die Möglichkeit der Welt oder dem Publikum zu zeigen, dass es hier um Leben und um Personen geht."
Mit dem Stück sollen aber nicht nur spannende Lebensgeschichten erzählt werden. Es geht um das Sichtbarmachen von Lebensweisen abseits der Pole "Mann" und "Frau".