Erstellt am: 16. 10. 2014 - 15:50 Uhr
HBO als Videostreaming-Angebot
"Game of Thrones", "True Blood", "Six Feet Under" - einige der interessantesten und aufwändigsten Fernsehserien der letzten Jahre wurden von HBO produziert. Bisher positionierte sich der amerikanische Fernsehsender aber als reines Pay-TV-Angebot (mit Ausnahme des skandinavischen Versuchsballons HBO Nordic). Das soll jetzt anders werden: HBO hat angekündigt, ab nächstem Jahr ein Internet-Videoportal in den USA zu betreiben, längerfristig auch weltweit. Ein Schwenk, der erneut die radikale Veränderung des Mediums Fernsehen demonstriert.
Die Manager von HBO sehen endlich ein, dass viele Zuschauer die neue "Game of Thrones"-Episode, wenn sie am Tag der Fernsehausstrahlung nicht auch auch offiziell im Internet gestreamt wird, eben über einen Bit-Torrent-Tracker herunterladen. Und: Die Strategie "Pay TV only" ergibt im Jahr 2014 wohl wenig Sinn, wenn man dabei auf das Internetportal Netflix schielen muss, das mit Streams mehr Geld scheffelt.
Netflix wächst weltweit
Netflix ist weltweit auf Expansionskurs. Die Firma hat Mitbewerber wie Hulu, iTunes oder Xbox Live weit hinter sich gelassen. Netflix produziert immer mehr eigene Serien; "House of Cards" und "Orange is the New Black" waren nur der Anfang, die Zahl der Eigenproduktionen soll 2015 gewaltig in die Höhe geschraubt werden. Wohl auch deshalb läuten bei HBO die Alarmglocken.
Der dynamische Videostreaming-Markt ist auch für den jetzigen Platzhirschen Netflix nicht einfach: In den vergangenen Tagen ist der Aktienkurs kurzzeitig um 25% eingebrochen. Der Grund: Netflix hatte mit 3,7 Millionen neuen Usern im dritten Quartal gerechnet, jetzt sind es aber doch "nur" 3 Millionen. Aktienbesitzer und Spekulanten reagieren eben empfindlich auf nicht erfüllte Versprechen.
Vergrämte Kabel-Anbieter
Empfindlich reagieren werden in den USA allerdings auch die Kabel-TV-Anbieter auf die Ankündigung von HBO, in Zukunft via Internet zu streamen. In Amerika ist Kabelfernsehen weit verbreitet und monatliche Gebühren von 70 bis 100 Dollar dafür sind normal. Qualitativ hochwertige Pay-TV-Sender wie HBO dienen dabei als Zugpferd. Doch die Konsumgewohnheiten ändern sich. Immer mehr Zuschauer entscheiden sich, aufs Kabelfernsehen zu verzichten und stattdessen nur noch einen Internetanschluss zu bezahlen. Der Sender HBO riskiert mit der Expansion aufs Internet also, es sich mit seinen besten Kunden - den Kabel-TV-Anbietern - zu verscherzen.
Um diese nicht zu sehr zu verärgern, könnte HBO beschließen, Serien im Internet verzögert anzubieten oder nur ältere Serien zu spielen. Beim skandinavischen Experiment HBO Nordic ist man mit dieser Strategie allerdings gescheitert.
Alternativen?
Trotz des Medienrummels rund um Netflix, HBO und Konsorten: Auch abseits des Mainstreams gibt es interessante Videostreaming-Sites: Sie bieten oft Indiefilme und andere Nischenware an, die man nicht einmal in den gängigen Bit-Torrent-Suchmaschinen finden könnte. Ein solches Angebot ist etwa die österreichische Website Flimmit. Neben Filmen und Serien aus dem deutschen Sprachraum gibt es dort auch Spezialbereiche für Filmfestivals wie Berlinale und Cannes, es gibt Dokumentarfilme wie „Operation Spring“ (über umstrittene Ermittlungsmethoden der Polizei) oder auch einfach alte Folgen von "Wir sind Kaiser".