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Lukas Lottersberger

Lukas Lottersberger

Lukas Lottersberger

Politik, Alltägliches und andere Kuriositäten.

15. 10. 2014 - 15:55

Wie visualisiert man 19 Milliarden Euro?

Zum Beispiel, indem man zeigt, was man mit dem Geld für die Hypo-Rettung alles hätte bauen können: Eine ganze Stadt mit Parkour-Treppe, smoothen Fahrradparkplätzen und Wassertaxis.

Was kann man sich mit 19 Milliarden Euro alles kaufen? Man könnte einen kleineren multinationalen Konzern feindlich übernehmen. Vielleicht bliebe auch noch Geld für ein paar schnelle Autos und schicke Mansions in Beverly Hills oder Apartments auf der 5th Avenue. Oder: Man baut gleich eine neue Stadt, in der Nachhaltigkeit und Fortschritt höchste Priorität haben – das dachten sich zumindest einige Studierende der TU Wien. Architektur-, Bauingenieurswesen-, Raumplanungs- und Informatikstudierende machten es sich zum Ziel, eine Stadt zu modellieren, die mit dem versickerten Geld der Hypo-Rettung gebaut werden könnte.

Hypotopia vor der Wiener Karlskirche

Radio FM4 / Philipp Naderer

Hypotopia war geboren: Eine fiktive Stadt, die in den letzten Tagen im trockengelegten Teichbecken am Karlsplatz im Maßstab 1:100 aufgebaut wurde und veranschaulichen soll, wie eine moderne Großstadt mit einem Budget von 19 Milliarden Euro gestaltet werden könnte. Wäre die Stadt real, wäre sie etwas größer als Klagenfurt. Verstanden? Genau.

Nach dem Hypo-Skandal gab es „eigentlich so gut wie keinen Protest aus der Bevölkerung“, erklärt Lukas Zeilbauer, Initiator des Projektes Hypotopia – Die Milliardenstadt. Es ist in der Tat schwierig für einen Laien in so großen Zahlen zu denken. Daher haben Lukas und seine Kolleginnen und Kollegen den Versuch gewagt „diesen enormen Geldbetrag zu visualisieren, damit die Leute eine Vorstellung davon bekommen, was mit Steuergeldern eigentlich passieren könnte.“ Mittels Kostenkennwerten aus Datenbanken wurde ermittelt, was mit diesem Betrag machbar wäre. Das Ergebnis beeindruckt – nachhaltig.

Parkour-Treppen und Stadtbauern

Die Studierenden haben dabei nicht nur den städtebaulichen und raumplanerischen Aspekt durchdacht, sondern auch zahlreiche Ideen für Nahverkehr, Bildung, Freizeitgestaltung, Energie- und Lebensmittelversorgung erarbeitet. Hypotopia ist autofrei (abgesehen von öffentlichem Verkehr, Transport und Blaulichtorganisationen), Strom kommt vor allem aus alternativen Energiequellen (Photovoltaik, Wind, etc.), Landwirtschaft und Selbstversorgung im urbanen Rahmen soll mittels „Vertical Farming“ und Gemeinschaftsgärten ermöglicht werden.

Beeindruckend ist auch die Idee einer Parkour-Treppe, die einerseits als überdimensioniertes urbanes Turngerät dienen soll, aber auch Raum für Public Viewing und Veranstaltungen bietet. Im Detail kann man sich die zahlreichen innovativen Konzepte auf milliardenstadt.at ansehen.

Ausstellung und begleitende Vorträge

Die Ausstellung zur Milliardenstadt wird am 15. Oktober um 18 Uhr feierlich vor der Wiener Karlskirche eröffnet.

Das Projekt wurde durch Sachspenden und freiwilliger Mitarbeit ermöglicht. Von 15. Oktober bis 1. November zeigt eine Ausstellung die Ideen von Hypotopia und man kann sich selbst ein Bild machen, wie 19 Milliarden Euro eingesetzt werden können. Das Modell ist begehbar und bis zum Ende der mehrwöchigen Ausstellung gibt es nahezu täglich Vorträge, die sich mit den Themen Stadtplanung, Wirtschaft, aber auch mit dem Bankskandal beschäftigen. Danach wird die Modellstadt langsam dem kommenden Weihnachtsmarkt weichen müssen und wandelt sich zum Ponyhof – naja, fast. Streichelzoo.