Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "The daily Blumenau. Extra Edition, 12-10-14."

Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

12. 10. 2014 - 22:29

The daily Blumenau. Extra Edition, 12-10-14.

Der erste Sieg seit Langem, der... Oder: Mehr Zuversicht als Beanstandung, Elch und Pflicht erledigt und egal, dass der Gegner viel zugelassen hat. #AUTvsMNE

The daily blumenau hat Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst.
Und bietet Items aus diesen Themenfeldern.

Hier das Programm-Heft die Preview zum heutigen Match.

Das war der Auftritt der ÖFB-Auswahl in Moldawien; das die Nachlese dazu.

-------------------

Der ÖFB-Kader für heute gegen Montenegro

Tor: Robert Almer (Hannover/D), Heinz Lindner (Austria), Ramazan Özcan (Ingolstadt/D). Auf Abruf: Thomas Gebauer (Ried), Cican Stankovic (Grödig).

Abwehr: György Garics (Bologna/ITA), Florian Klein (VfB Stuttgart/D), Aleksandar Dragovic (Dynamo Kiew/UKR), Sebastian Prödl (Werder Bremen/D), Kevin Wimmer (Köln/D), Martin Hinteregger (Salzburg), Christian Fuchs (Schalke/D), Markus Suttner (Austria). Auf Abruf: Christopher Trimmel (Union Berlin/D), Christopher Dibon (Rapid), Andreas Ulmer (Salzburg).

Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/D), Julian Baumgartlinger (Mainz/D), Stefan Ilsanker, Christoph Leitgeb, Valentino Lazaro, Marcel Sabitzer (Salzburg), Martin Harnik (VfB Stuttgart/D), Marko Arnautovic (Stoke/ENG), Zlatko Junuzovic (Werder Bremen/D). Auf Abruf: Veli Kavlak (Besiktas/TUR), Andreas Ivanschitz (Levante/ESP), Jakob Jantscher (Luzern/SUI), Michael Liendl (Fortuna Düsseldorf/D)

Angriff: Lukas Hinterseer (Ingolstadt/D), Rubin Okotie (1860 München/D). Nachnominiert: Andreas Weimann (Aston Villa/ ENG). Auf Abruf: Philipp Hosiner (Rennes/FRA).

Gesperrt: Marc Janko (Sydney/AUS)

Verletzt/krank: Philipp Zulechner (Freiburg/D)
Rücktritt: Martin Stranzl (Gladbach/D), Alexander Manninger (Augsburg/D).
Unangefragt: Moritz Leitner (VfB Stuttgart/D), Jonathan Schmid (Freiburg/D), Anel Hadzic (Sturm), Ashley Barnes (Burnley/ENG)

Out: Mika Gspurning (Platanias/GRE), Michael Langer (Valerenga/NOR), Dejan Stojanovic (Bologna/ITA); Thomas Piermayr (Colorado/USA), Georg Teigl (Leipzig/D), Patrick Farkas (SV Mattersburg), Markus Berger (Ural/RUS), Franz Schiemer (Salzburg), Emanuel Pogatetz (Columbus/USA), Manuel Ortlechner (Austria), Tanju Kayhan (Karabük/TUR); Yasin Pehlivan (Bursaspor/ TUR), Stefan Kulovits (Sandhausen/D), Raphael Holzhauser (VfB Stuttgart/D), Marcel Büchel (Bologna/ITA), Guido Burgstaller (Cardiff/ENG), Ümit Korkmaz (Rize/TUR), Marcel Ritzmaier (PSV Eindhoven/NED), Alexander Grünwald, Alexander Gorgon, Daniel Royer (Austria), Daniel Beichler, Marko Stankovic (Sturm), Robert Zulj (Fürth/D); Erwin Hoffer (Fortuna Düsseldorf/D), Deni Alar (Rapid), Darko Bodul (Odense/DEN), Atdhe Nuhiu (Sheffield Wed./ENG), Rene Gartler (Sandhausen/D), Martin Pusic (Esbjerg/DEN), Marco Djuricin (Sturm).

-------------------

Branko Brnovic' Montenegro für heute:

Tor: Mladen Bozovic (Dzerzhinsk/RUS/36), Vukasin Poleksic (Pecsi/UNG)

Abwehr: Stefan Savic (Fiorentina/ITA), Marko Basa (Lille/FRA), Zarko Tomasevic (Kortrijk/BEL), Vladimir Volkov (Partizan Belgrad/SRB), Marko Vesovic (Rijeka/CRO), Milan Jovanovic (Padideh Khorasan/IRI), Sasa Balic (Met.Saporoschje/UKR), Marko Simic (Kayserispor/ TUR), Savo Pavicevic (Roter Stern Belgrad/SRB)

Mittelfeld: Elsad Zverotic (Fulham/ENG), Nemanja Nikolic (Din. Minsk/BLR), Marko Bakic (Spezia/ITA), Simon Vukcevic (Levadiakos/GRE), Vladimir Boljevic (Larnaka/CYP), Vladimir Jovovic (Sutjeska Niksic), Petar Grbic (Partizan Belgrad/SRB), Vladimir Bozovic (Mordovia Saransk/RUS)

Angriff: Stefan Jovetic (Manchester City/ENG), Mirko Vucinic (Al Jazira/VAE), Fatos Beciraj (Changchun/CHN), Dejan Damjanovic (Beijing Guoan/CHN).

Out: Srđan Blažić (Lamia/GRE); Ivan Kecojević (Zürich/SUI), Nikola Drinčić (Partizan Belgrad/SRB), Nikola Vukčević (Braga/POR), Darko Zorić (AEK/GRE), Aleksandar Boljević (PSV/NED), Filip Kasalica (Hyundai/KOR), Luka Đorđević (Sampdoria/ITA)

Nachträgliche Anmerkungen eines Stadionbesuchers, der sonst live vorm TV bloggend Taktik und Strategie analysiert. 10 Kapitel zu Österreich - Montenegro 1:0 #fußballjournal14

1

Ein völlig verdienter Erfolg. Und: den Elchtest bestanden, die Woche der Pflicht überlebt.

Früher hätte das ÖFB-Team bei solchen Spielen noch Punkte abgegeben, durch noch größere Unachtsamkeit in der Schluss-Phase bzw. Einbrüche. Aktuell ist die Mannschaft so stark, dass sie sowas gewinnen kann.

Selbstverständlich gab es Kipp-Punkte. Und natürlich gehört immer auch ein Gegner mit seiner Formkurve (und heute war es einer, dem vieles schon im Ansatz misslang) dazu.

Das schnelle direkte Vorwärts-Kombinieren (und zwar egal ob nach gegnerischem Ballverlust oder mittels klug über die Sechser eingeleiteter Eigen-Aktion) war jedenfalls schon lange nicht mehr so häufig präsent und auch so gut anzusehen.

Trotzdem ist dieser Sieg der erste seit nun bereits geraumer Zeit, bei dem die Zuversichts-Elemente stärker zum Vorschein treten als die Befürchtungen angesichts eklatanter Problemzonen oder Schwächen.

2

Ich hab's hier im Programmheft als Möglichkeit angesprochen und nicht für realistisch gehalten. Dass das ÖFB-Team heute zb "ein überlegt aufgezogenes Pass-Spiel, das dem Gegner den Giftzahn zieht oder einen überfallsartiger Angriffswirbel nötig" hätte. Das mit dem Passspiel hatte gegen Moldawien sowas von nicht geklappt und der überfallsartige Wirbel war 2013 zum letzten Mal zu sehen gewesen - heute war eine formschöne Mischung aus beiden Elementen vorhanden; und so bekam das Nationalteam das Spiel in die Hand - recht schnell und mit nur geringer Gefahr es jemals wirklich abzugeben.

3

Das hat auch einen taktischen Grund.
So wie gegen Moldawien waren es die beiden aktuell besten Spieler des ÖFB, die beiden Sechser Baumgartlinger und Alaba, die den Aufbau in die Hand nahmen. Im Gegensatz zu früheren Matches, wo auch die Innenverteidiger (und das können eigentlich nur Hinteregger und Dragovic so richtig gut) mit öffnenden Passes präsent waren, lag der Job diesmal bei den beiden Chefs, die sich das 50:50 teilten.
Bei Spieleröffnung formierte sich das ÖFB-Team also in einem ungemein druckvollen 3-3-4, mit einem der beiden Sechser zwischen den Innenverteidigern, dem anderen in der Etappe davor, zwischen den beiden weit aufgerückten Außenverteidigern, und einer variablen Vierer-Offensive (mit Junuzovic oft auf einer Höhe mit Okotie - was angesichts dessen Beweglichkeit leichter/besser als mit Janko klappt).
Damit zwang Marcel Kollers Matchplan die montenegrinische Vierer-Abwehr hinten rein und in ein sehr starres Grundsystem.

4

Für eine gute Vorstellung braucht es auch einen Gegner, der schon im Vorfeld Fehler macht und dem auch im Spiel nichts gelingt. Brnovic' Montenegro kann deutlich mehr - heute hat es nichts davon gezeigt.
Es begann damit, dass mit Jovetic und Damjanovic die beiden (rein optisch, das ist zugegeben hochsubjektiv) gefährlichsten Offensiv-Kräfte nicht aufgeboten wurden. Bei Jovetic ist es aktuell eine Frage der Fitness, trotzdem brachte seine Hereinnahme in Halbzeit 2 deutlich mehr Gefahr. Aber Linksaußen Bozovic, für den Damjanovic deutlich zu spät kam, was das gesamte Spiel über eine Vorgabe. Auch der wuselige Jovovic, der recht spät für den laffen Zverotic kam, wäre eine deutliche bessere Startformationswahl gewesen. Und dass rechts Fatos Beciraj seinen wenig gestählten Körper das gesamte Match derart langsam über den Platz schleppte, macht das Bild nicht besser.

Brnovic hatte sich für ein Hybrid-System entschieden: 4-4-1-1 in der Defensive, 4-2-4 im Angriffsfall. Weil aber seine Abwehr und die zwei lauwarm agierenden Defensiv-Zentralen davor sich in ein unendlich statisches Spiel zwingen ließen, hatte er so gut wie keine Variationsbreite. Bis auf eine Standard-Situation hatte etwa der hochgelobte Rechtsverteidiger Stefan Savic nur exakt eine Szene, in der er offensiv tätig werden konnte.

Zur Erstarrung (die wirkte als wäre das Team von Werner Gregoritsch gecoacht) und dem personellen Griff in den Gatsch kamen auch noch zu wenig Nachdruck bei Bällen in die Spitze. Der altersmüde wirkende Vucinic ließ alle Bälle prallen, aber nur wenige davon gezielt. Erst als Jovetic den wenig sichtbaren Vukcevic ersetzte wurde es ein wenig besser - allerdings stand der ManCity-Angreifer meist zu weit links und somit Bozovic auf den Zehen.

5

Es wäre also nicht wirklich gerecht gewesen wenn eine an diesem Abend auf so vielen Linien versagende Truppe noch den Ausgleich geschafft hätte. Wiewohl die Chancen, die Szenen, die Hunderprozentigen da waren.

Allerdings hatte das ÖFB-Team davon die etwa dreifache Menge. Dass Rubin Okotie einen eher nicht so selbstverständlichen Ball zum einzigen Tor verwertete verdient Respekt der Art wie man ihn vor Mark Janko, dem Knipser hat.

Dass vor allem Harnik und in der Schlussphase Hinterseer die großen Vernebler waren, hat mit Harniks Verunsicherung im Verein und des Sängers Neffen komplett anderer Rolle in seinem Klub zu tun. Und es ist schon okay, dass der Sieger im Janko-Ersatzmann-Spiel (wie hier im August schon erahnt) der neue 60er-Knipser ist.

6

Was dringend abzustellen wäre, damit es keine Zitterpartie werden muss, und das Spiel des ÖFB-Teams auch gar nicht mehr in die Gefahr kommt, sich ein dummes Gegentor einzufangen und dann mit einem mauen Punkt unter die Dusche gehen zu müssen:

a) allzu frühes Ergebnis-Halten. Das ist auch peinlich, auch wenn Alaba und Co die Zeitschinderei beim Corner-Ausführen mit einer Audience-Participation-Party verschleiern konnten.

b) gegenwehrloses Hinnehmen von gewaltigen Druckphasen nach einem Führungstor.

c) zu lang währende Hilflosigkeit nach taktischen Neuerungen beim Gegner. Dass Montenegro zu Beginn von Halbzeit 2 mit superscharfen Pressing (zwei Leute auf Tormann Almer, zwei Nachrücker auf die Innenverteidiger etc) ankam, wurde erst nach einer minutenlangen Schrecksekunde durch geschicktere Staffelung kompensiert.

d) Gegner-Erkenntnisse nicht aufs eigene Spiel anwenden zu können. So wollte man zb gegen Moldawien zwischen deren zu weit auseinanderstehende Linien kommen. Was deutlich zu wenig oft gelang, Und genau diese Räume ließ man heute, gegen Montenegro, selber zu weit zu offen. Es ist nur der Tages-Schwäche des Angriffs zu verdanken, dass das nicht öfter genutzt wurde.

7

Zum ersten Mal seit langer Zeit (und es ist kein Zufall, dass diese Formulierung heute öfter vorkommt) hat Marcel Koller sicher und richtig, nicht zu früh und nicht zu spät und keinesfalls zu zögerlich gewechselt. Gut, er hatte auch die Führung im Rücken, die ihm das erlaubte.
Trotzdem: Arnautovic (siehe dazu Punkt 8) rechtzeitig raus, ehe er nur noch den sterbenden Schwan mimen konnte. Als Ilsanker nach 75 Minuten statt Junuzovic kam, bedeutete das kein Dichtmachen - es ermöglichte Alaba eine Fast-Zehner-Position vornedrin zu spielen, was nicht so schlecht gelang. Und auch die Okotie/Lazaro/Hinterseer-Rochade, die final eine gänzlich neue Offensive-Four-Reihe generierte, war folgerichtig eingesetzt.

Warum Okotie die bessere Wahl für die vorderste Position war, zeigte Hinterseer in der Schlussphase selber vor.

8

Marko Arnautovic ist das Gegenteil einer TV-Moderatorin. Die werden nämlich von der Fernseh-Linse ausladender gemacht als sie sind. MA7 hingegen kriegt durch die Kamera Beweglichkeits-Plus-Punkte. Im Stadion sieht alles, was der Flügelspieler macht automatisch patziger aus. Auch wenn er in gutem Tempo daherkommt, wirkt er langsam, auch wenn er sich bemüht, kommt die Körperspannung arrogant rüber.
Ich kann jeden Coach, den es wahnsinnig macht Arnautovic live zuzusehen, verstehen. Tipp: Schaut ihn euch einmal im TV an, das relativiert diese optischen Täuschungen, die auf körperliche Eigenheiten oder auch die Hosen-Passform zurückzuführen sind.

Arnautovic war bis er gegen Ende von Halbzeit 1 nach einem Foulspiel ein Aua bekam und danach keine Lust mehr hatte, der (nach Alaba und Baumgartlinger) drittbeste Mann am Platz. Er konnte seine Seite mehrmals so arg aufreißen, dass sie das restliche Spiel über ruhig blieb. Das entscheidende Tor ist mehrheitlich ihm zu verdanken - er setzt auf unmögliche Art einem unmöglichen Ball nach, kriegt ihn trotzdem noch halbwegs gezielt in die Mitte und batsch.

9

LänderMatch im Stadion - ist schon lustig. Das Publikum kudert sich weg, weil bei der Hymnen-Stelle mit den Töchtern und Söhnen jeder was anderes (die meisten was gutgemeintes, aber falsches) singen und dieses kollektive Versagen deutlich mehr Schmäh hat als darüber einen Lederhosen-Wickel zu beginnen. Und die armselige T-Shirt-Kanone als Pausen-Show hat Simpsons-Niveau.

10

Match-Facts:
Österreich in Rot-Schwarz mit
1 Robert Almer; 17 Klein, 3 Dragovic, 4 Hinteregger, 5 Christian Fuchs (K); 14 Baumgartlinger, 8 Alaba; 11 Harnik, 10 Junuzovic (77. 6 Ilsanker), 7 Arnautovic (63. 19 Hinterseer); 9 Okotie (83. 22 Lazaro)

Das ist das klassische 4-2-3-1.
Im Aufbau wird es zum 3-3-4: ein Sechser schiebt sich zwischen die beiden IV, der zweite bleibt zwischen den aufrückenden AVs, Junuzovic und Okotie sind mit den Flügeln auf einer Linie.

Hinterseer ersetzt zunächst Arnautovic als linken Flügel, rochiert aber viel mit Harnik.
Ilsanker rückt neben Baumgartlinger auf die linke Sechser-Position, Alaba wirkt dafür als falscher Zehner auf der Junuzovic-Position (naja, fast, ein bissl dezenter geht er's an).
Nach der Lazaro-Hereinnahme spielt der junge Salzburger links, rochiert aber viel mit Harnik, Hinterseer gibt den Mittelstürmer.

Montenegro in weiß spielt mit
1 Poleksic, 15 Savic, 23 Simic, 5 Basa, 3 Volkov - 20 Nikolic, 17 Zverotic (70. 16 Jovovic); 11 Beciraj, 7 Vukcevic (2H 8 Jovetic), 9 Vucinic, 19 Bozovic (76. 14 Damjanovic).

Letztlich startet Brnovic in diesem 4-2-4. Im Defensiv-Fall zieht man sich auf ein 4-4-1-1 zurück, mit Beciraj rechts und Bozovic links in einer Vierer-Kette im Mittelfeld, sowie Vukcevic als hängender Spitze und Vucinic als vorderstem Prellbock.

In Halbzeit 2 macht die Hereinnahme von Jovetic auch die Defensiv-Formation offensiver, Montenegro steht da in einem 4-4-2. Jovetic drängt stark nach links, was Bozovic nach fahriger macht.
Die Hereinnnahme von Jovovic bringt keine taktische Veränderung, der neue Mann (ein Box-to-Box-Spieler) traut sich aber nach vorne mehr zu.
Damjanovic gibt einen echten linken Flügel, Jovetic rückt mehr in die Mitte.