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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

12. 10. 2014 - 15:35

The daily Blumenau. Sunday Edition, 12-10-14.

Akt 2 im Oktober der Pflicht: der Elchtest gegen das undurchschaubare Montenegro. Eine Preview. #fußballjournal14

The daily blumenau hat Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst.
Und bietet Items aus diesen Themenfeldern.

Das war der Auftritt der ÖFB-Auswahl in Moldawien; das die Nachlese dazu.

Hier seitlich rechts der ÖFB-Kader. Einzige Änderung: Janko ist gsperrt, Weimann wurde nachnominiert.

Branko Brnovic' Montenegro für heute:

Tor: Mladen Bozovic (Dzerzhinsk/RUS/36), Vukasin Poleksic (Pecsi/UNG)

Abwehr: Stefan Savic (Fiorentina/ITA), Marko Basa (Lille/FRA), Zarko Tomasevic (Kortrijk/BEL), Vladimir Volkov (Partizan Belgrad/SRB), Marko Vesovic (Rijeka/CRO), Milan Jovanovic (Padideh Khorasan/IRI), Sasa Balic (Met.Saporoschje/UKR), Marko Simic (Kayserispor/ TUR), Savo Pavicevic (Roter Stern Belgrad/SRB)

Mittelfeld: Elsad Zverotic (Fulham/ENG), Nemanja Nikolic (Din. Minsk/BLR), Marko Bakic (Spezia/ITA), Simon Vukcevic (Levadiakos/GRE), Vladimir Boljevic (Larnaka/CYP), Vladimir Jovovic (Sutjeska Niksic), Petar Grbic (Partizan Belgrad/SRB), Vladimir Bozovic (Mordovia Saransk/RUS)

Angriff: Stefan Jovetic (Manchester City/ENG), Mirko Vucinic (Al Jazira/VAE), Fatos Beciraj (Changchun/CHN), Dejan Damjanovic (Beijing Guoan/CHN).

Out: Srđan Blažić (Lamia/GRE); Ivan Kecojević (Zürich/SUI), Nikola Drinčić (Partizan Belgrad/SRB), Nikola Vukčević (Braga/POR), Darko Zorić (AEK/GRE), Aleksandar Boljević (PSV/NED), Filip Kasalica (Hyundai/KOR), Luka Đorđević (Sampdoria/ITA) uam

Auf das ÖFB-Team wartet heute ein mühsamer Job. Es gilt, sich innerhalb von nur wenigen Stunden völlig umzuorientieren: vom Auswärts-Match, das man als Favorit trotzdem selber gestalten muss, zum Heimspiel gegen einen Kontrahenten auf Augenhöhe. Der noch dazu anders auftreten wird, als zu erwarten stand.

Montenegro ist - allen, die die junge Nation oder ihre Nationalmannschaft mit Moldawien oder Mazedonien verwechseln - aktuell stärker als Serbien. Montenegro hat in den beiden letzten Qualifikations-Tournieren (und in seiner jungen unabhängigen Geschichte gab es derer erst drei) zweimal Gruppensieger England zur Weißglut gebracht, sich einmal als Gruppen-Zweiter in die Playoffs qualifiziert und Kaliber wie die Schweiz oder Polen hinter sich gelassen. Montenegro hat da also deutlich mehr zusammengebracht als Österreich.

In Wien wird die Mannschaft von Verbandspräsident Dejan Savicevic alles daran setzen, sich die beiden vor drei drei Tagen in Vaduz verlorene Punkte zurückzuholen, bei den offiziellen Ansagen schwindelt man. Denn Montenegro hat einen klaren Tournierplan, der ganz konkret auf Platz 2 abzielt - anders als Österreich, das gar keinen Plan verfolgt. Zumindest offiziell. Und damit ist man auch nicht so schlecht beraten.

In Wahrheit müsste die Ansage nämlich "10 Punkte aus den vier 2014er-Spielen" lauten. 2015 sind die direkten Konkurrenten nämlich allesamt in der Fremde zu besuchen, nur noch Liechtenstein und die Moldauer kommen nach Wien. Da gilt dann die Eichhörnchen-Strategie.

Dass der ÖFB und Koller nix vorgeben und so tun als wäre alles easypeasy, hat damit zu tun, dass man einem (immer noch) vergleichsweise unerfahrenen Team nicht zu viel Druck machen will. Und auch damit, dass man ein bisserl (zu sehr) mit den Umfallern der anderen spekuliert.

Insofern ist das Montenegro-Match heute ein echter Elchtest: starker Gegner, durchaus viel Druck, ein Muss-Sieg, obwohl das niemand zugeben wird.

Die Stärke der Mannschaft von Branko Brnovic (der als junger Spieler Teil der letzten Yugo-Nationalmannschaft war, die wegen des Zerfalls nicht mehr an der Euro 92 teilnehmen konnte, die dann Dänemark, das Team, das sie in der Quali deutlich hinter sich ließen, gewann) ist nicht so sehr ihre personelle Qualität, sondern die Zusammengespieltheit und die strategische Variationsbreite.

Die Tatsache, dass mit Milan Jovanovic ein in der Bundesliga (bei Rapid) höchst durchschnittlich agierender Innenverteidiger (der jetzt im Iran kickt) immer noch sein Back-Up-Leiberl hat oder der Fakt, dass Branko Boskovic auch noch in seiner zweiten, matten Rapid-Ära nominiert wurde, zeigt, dass Österreich hier deutlich besser besetzt ist.

Was Brnovic und seine Assistenten aus dem Kader herausholen, ist nur dann bemerkenswert, wenn man die Schule, die die allermeisten dieser Kicker durchlaufen haben, außer Acht lässt: die immer noch nach den Prinzipien der alten jugoslawischen Coaching-Lehre (Stichwort: Osim) ausgebildeten Kicker sind vor allem technisch und taktisch hervorragend geschult. Und vor allem in letzterem Bereich Österreich immer noch Jahre voraus. Team Montenegro kann in einem Match problemlos von Plan A auf Plan B und von dort nach Plan C switchen, nahtlos von einem 4-2-3-1 auf ein 4-4-2 oder ein 4-2-4 übergehen.

Und genau hier hat Montenegro gegenüber Österreich große Vorteile. Und da das heutige Match anders angelegt wird als zuvor zu erwarten war (und als es Koller und seine Assistenten/Scouts eingeschätzt haben) kommt dieser Vorteil speziell zum Tragen. Brnovic will (braucht) einen Auswärtssieg und wird sich etwas überlegen; und wenn ein Weltfußball-Zwerg Moldawien seinen Matchplan speziell auf Österreichs Team (und seine durchaus offensichtlichen) Schwächen ausrichten kann, dann kann das Montenegro schon lange.

Umgekehrt wüsste ich nicht, was sich Koller Besonderes einfallen lassen könnte. Sein Team kann jetzt "Konter als unterlegenes Team", "Offensiv-Pressing als spritzigere Mannschaft" und ein lasches "Abwarte-Mittelfeld-Pressing". Nichts davon wird heute zum Erfolg führen; heute wären zb ein überlegt aufgezogenes Paß-Spiel, das dem Gegner den Giftzahn zieht oder ein überfallsartiger Angriffswirbel nötig. Ersteres kann Kollers Team gerade nicht, zweiteres hat es schon lange nicht mehr geübt. Wenn man sich tatsächlich auf eine Hängepartie einstellt, Montenegro also extra abwartend/passiv erwartet, könnte man sich arg täuschen.
Es muss also ein anderer Dreh her - ich bin gespannt.

In eigener Sache:

Heute gibt es (erstmals seit ewig) KEINE strategisch-taktische Live-Begeleitung.
Der Grund ist einfach: ich bin im Stadion, als ganz normaler Zuschauer (das hat sich patenkindtechnisch so ergeben) und lass' das Ganze wieder einmal mitsamt allen Umfeldeinflüssen auf mich wirken. Und nein, ich werd' meine Beobachtungs-Zeit nicht mit Tweets oderr Status-Meldungen verplempern.
Die Analyse folgt wenn ich wieder daheim bin.
Auch hier also einmal ein anderer Dreh - ich bin gespannt.