Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Counting the days: Elevate Festival 2014"

Katharina Seidler

Raschelnde Buchseiten und ratternde Beats, von Glitzerkugeln und Laserlichtern: Geschichten aus der Discommunity.

16. 10. 2014 - 11:01

Counting the days: Elevate Festival 2014

Das jährliche Herbsthighlight in Sachen Club- und elektronische Musik aller Art: Musikvorschau auf das Elevate Festival.

Eine Woche noch, dann fängt es in den gepflasterten Gassen in Graz zwischen Hauptplatz und Schlossberg wieder an zu wuseln. Die Würstelstände rund um den Erzherzog-Johann-Brunnen verkaufen mehr Mitternachtspommes und Dosenbiere als sonst und die Mitarbeiter der Tagestreffpunkte von Tribeka bis Café Erde müssen wahrscheinlich Extraschichten einlegen, um der Bagel-, Kaffee-, Bärenmilch- und Kuchennachfrage gerecht zu werden.

Elevate 2014 Banner

Elevate Festival

Das Elevate Festival wird Zehn und hat nichts von seiner Relevanz als Plattform für elektronische - "dem Club zugeneigte" - Musik, sowie für experimentelle Klangkunst, Diskurs und Aktivismus verloren. Das diesjährige Festival wird, genau wie bei der Elevate-Premiere im Jahr 2005, der mexikanische Universitätsprofessor John Holloway mit einer Rede über "Krise, Bewegungen und Hoffnung" eröffnen.

Neben einer Vorschau auf das Diskursprogramm hält der Eröffnungsabend auch bereits einen der musikalischen Höhepunkte des Lineups bereit, und zwar den Auftritt der britischen Poetin, Dramaturgin, Spoken-Word-Künstlerin und Musikern Kate Tempest. Im Mai dieses Jahres hat die mehrfache Literaturpreisträgerin ihr Debütalbum "Everybody Down" bei der britischen Hip Hop-Labelinstanz Big Dada herausgebracht, ein zwölf Kapitel umfassendes, wortgewaltiges Meisterwerk des Story Rhymes aus der Londoner Vorstadt.

Die Bühne im Dom im Berg wird daraufhin am Freitag bereits zum zweiten Mal von einem Mann kuratiert, der an aktuellen Ästhetiken der, ja, global gültigen Clubmusik oft jeweils zu guten Teilen mitbeteiligt ist: Kode9. Sein Label Hyperdub feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen, und die Compilation, die zu diesem Jubiläum erscheint, muss überhaupt vierteilig sein, um die musikalische Bandbreite des Hyperdub-Rosters adäquat abzubilden - zwischen Dancefloor und Ambient, Songwriting und Sounddesign, Bass Music, Techno, Garage oder konzeptueller Electronica haben seine Künstlerinnen und Künstlern Freiheit und Luft und finden so immer wieder einen idealen Nährboden für visionäre Soundentwürfe.

In der Freitagnacht des Elevate ist das Label mit Mala, Ikonika, dem Hyperdub-Radioshowhost Scratcha DVA, Cooly G und Kode9 selbst vertreten, deren Sets von den Belgrader DJ Rashad-Associates Feloneezy & Jackie Dagger eingerahmt werden.

Mit dem Booking von guten Menschen wie Aurora Halal, Rebekah Aff, Torn Hawk oder - schon länger im Game - Traxx stehen wie jedes Jahr wieder Acts auf dem Elevate-Programm, deren Namen sich vielleicht bis in die hintersten Winkel der Clubs noch nicht herumgesprochen haben, die zwischen den ewigen Polen Chicago und Detroit, New York, Berlin und den jeweiligen clubmusikalischen Eigenheiten dieser Städte nach tiefer liegenden Schichten und ungekannten Verbindungen, Anknüpfungspunkten mit Pop, visueller Kunst, Ambient, Acid, Electronica und anderen neuen Schönheiten suchen. Man wird spätestens in einem Jahr sagen wollen, dass man dabei gewesen ist.

Auch für allerlei schönen Krach, für industrielles Fauchen, noisige Gitarren und seelenzerfurchende Dröhnungen ist am Elevate 2014 wieder reichlich Platz, wenn etwa das steirische Label Rock is hell bei seinem freitäglichen Showcase im Dungeon neben lokalen Heldinnen und Helden von Broken.Heart.Collector bis Fuckhead auch die trommelgewaltigen, britisch-amerikanischen Post-Psychelediker Shit and Shine auf die Bühne hievt. Sebastian Gainsborough alias Vessel klopft menschenfeindliche Zeitlupenbeats zwischen Noise, Dub und Drone aus seinen Geräten, der finnische Altmeister des Abstrakten Mika Vainio verrichtet ebenso sein dunkles Werk.

Der amerikanische Drummer und frühere Noise-Musiker Ren Schofield führt Superlabels wie Morphine Records, Liberation Technologies oder den Mego-Ableger Spectrum Spools im Katalog und fusioniert unter seinem Alter Ego Container Techno mit Wave und Electro. Aux 88 aus Detroit - Is It Man Or Machine? - exerzieren die roboterhaften Ursprünge von Electro und Techno vor, Elektro Guzzi präsentieren sich mit ihrem aktuellen Album "Observatory" im Gepäck erneut als sich ewig morphende, atmende Musikmaschine, der New Yorker Fred P aka Black Jazz Consortium forscht in den organischen, soulig-knisternden Gebieten von House.

Während auf vielen Festivalbühnen und Dancefloors, in Radiostationen und Köpfen die Verschmelzung von Hip Hop, R'n'B und Bass Music in Form der aufdringlich Grellheit von Trap noch immer kein Ende finden will, besinnt man sich seit einiger Zeit andernorts wieder auf die harten, schnellen, "real-en" Wurzeln der steppigen Spielarten von Clubmusik. Jungle ist mit all seiner Roh- und Direktheit gerade wieder auf dem Vormarsch und bekommt am Elevatesamstag im Tunnel mit Sets von Breakbeat-Pionier Source Direct oder UK-Aufsteiger Tessela eine Plattform. And then some. Wir sind bereit.

Festivalpässe gewinnen!

Elevate 2014

Das Festival für Musik, Kunst & politischen Diskurs

23.-26.Oktober 2014, Graz

Alles dazu auch auf fm4.orf.at/elevate2014 und 2014.elevate.at.

Wir haben 2x2 Festivalpässe verlost unter allen, die uns folgende Frage beantworten konnten:

Steve Goodman hat in der Vergangenheit bereits einmal eine Bühne beim Elevate Festival kuratiert. Welche Acts des heurigen Lineups standen damals bereits auf dem Programm?

Richtige Antwort: er selbst als Kode9, Ikonika und Cooly G

Die GewinnerInnen wurden per Email informiert, vielen Dank fürs Mitmachen!