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Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

9. 10. 2014 - 13:29

Hozier: Junger Mann singt den Blues

Der Ire Andrew "Hozier" Byrne erzeugt auf seinem Debütalbum, das ebenfalls "Hozier" heißt, Gänsehaut.

Hozier spielte vergangenen August beim FM4 Frequency Festival in St. Pölten. Er tat dies nachmittags auf der Green Stage, und diejenigen unter uns, die sich diesen Termin extra freihielten, waren begeistert. Ich habe Hozier leider nicht gesehen, weil gerade ein anderer Künstler zu dieser Zeit interviewt werden wollte/musste/durfte. Aber FM4-Mann Oliver Lingens war hellauf begeistert von Andrew "Hozier" Byrne, diesem aufs erste eher unscheinbar wirkenden jungen Mann aus Irland. Live hat Hozier eine komplette Band, ein Quintett, samt Cello und Sythsesizer. Obwohl auch von Funk und HipHop beeinflusst, übertreibt es Hozier auch live nicht mit dem "groovy"-Sein.

Andrew Hozier-Byrne nennt sich Hozier, weil ihn seine Freunde in der Schule meist "Hozier" gerufen haben.

If The Heavens Ever Speak

Singer/Songwriter sind mein allergrößter Einfluss, sagte Hozier dann im FM4-Interview beim Frequency. Der Begriff ist bei ihm ziemlich weit, beschränkt sich nicht nur auf die folkige Variante, der man Singer/Songwriter ja gewöhnlich zuallererst zurechnet, sondern auch etwa auf den Blues. Als allergrößten Einfluss, als seine liebste Stimme aller Zeiten, gibt Hozier keine Geringere als Billie Holiday an. Die jung verstorbene US-Jazzsängerin hat er oft über Monate hinweg gehört, nur ihre Lieder, sonst nichts und niemanden.

Hozier ist mit "Take Me To church" kürzlich auch in die österreichischen Verkaufscharts eingestiegen.

Um sich grob vorstellen zu können, wie dieser Hozier klingt: Er ist salopp gesagt der interessantere George Ezra. Der Ex-Musikstudent und ehemalige Chorsänger - mit dem irischen Nationalchor Anúna tourte er auch außerhalb von Irland - aus dem schönen County Wicklow, südlich von Dublin gelegen, scheut in seinen Songs auch vor Themen wie Kritik an der katholischen Kirche nicht zurück. "Take Me To Church" heisst jener Song, der Hozier in Irland und Großbritannien, und auch darüber hinaus, bekannt gemacht hat. "I'll tell you my sins, and you can sharpen your knives", heißt es da etwa. Im Video zu "Take Me To Church" nimmt sich Andrew Hozier Byrne dann gleich noch eines anderen Themas an, das ihn bewegt: Attacken gegen Homosexuelle, sogenannte "hate crimes", wie sie etwa vermehrt heute in Russland stattfinden.

Zwei Songs am Hozier-Album - "Sedated" und "Angel Of Small Death & The Codeine Scene" - haben - wie zumindest die Titel vermuten lassen - einen Drogen-Bezug.

Andrew "Hozier" Byrne: "I suppose drugs are an integral part of living today. Whether you like it or not, whether it´s a good thing or not. 'Sedated' is about escapism and addiction, but "Angel" doesn´t deal too heavily with themes of drug use. It´s more of a story song, one of the more fun songs on the album, but, yeah, drugs are everywhere."

Albumcover Hozier irischer Sänger 2014

Island/Universal

"Hozier" von Hozier ist bei Island Records erschienen.

Weitere Songs

... am Debutalbum von Hozier sind etwa das druckvolle "Jackie & Wilson", dessen Titel wohl in Richtung die Soul-Legende Jackie Wilson geht, oder das unverschämt old-school-poppige "Someone New", das in voller Instrumentierung noch einen Zahn zulegt zur Akustik-Version, die man bisher vielleicht kannte. "Lilac Wine", pardon "Cherry Wine" - ersterer ist ja ein Nina Simone Titel, beschließt das Hozier-Album in einer subtilen Live-Version: "Oh, mama, don´t fuss over me", singt Andrew "Hozier" Byrne hier, bevor er den "sweetest cherry wine" konsumiert. Davor gibt es noch ein weiteres Highlight auf diesem schönen Debutalbum: das intensive "In A Week", bei dem Hozier mit der irischen Musikerin Karen Cowley im Duett singt: "I have never known hunger like these insects that feast on me." Gänsehaut.