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Natalie Brunner

Appetite for distraction. Moderiert La Boum de Luxe und mehr.

8. 10. 2014 - 18:30

Ekstase auf Eis

Star Climbing von Zoot Woman. Von einem Leben mit leeren Serotonindrüsen.

Das Bild und die Soundästhetik, mit der wir Zoot Woman in Verbindung bringen, hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel und etwas Staub in den Rillen. Damals nannte man diese, mit 80er-Referenzen ausgestopfte Musik, wie soviel anderes auch, Electro Clash. Geclasht hat bei Zoot Woman immer schon wenig, eher geschmeichelt und geschniegelt wie geronnene Vaseline.

Zoot Woman ist die Band von Stuart Price, und Mr. Price kann viele und diverse Soundvorstellungen erschaffen und auch bedienen.

Selbst hat er unter dem Namen Les Rythmes Digitales Endorphine und Transformer zum Grooven gebracht. Seiner Nummer Jacques Your Body ist ein Millionenfach verkaufter Audiovirus. Eine Werbung aus der Prä-Finanzkrisen-Zeit, als Spaß noch nicht von Sicherheit als Konsumargument abgelöst worden war, machte die Nummer zum globalen Hit.

Als Produzent hat Stuart Industrie Jabba the Hutts wie zum Beispiel Madonna, Brittney, Gwen Steffani, Depeche Mode und The Killers produziert und geremixt.
Diese Vita lässt mich schließen, dass in den Venen von Zoot Woman nicht das Blut und die Seele dieses Musikers fließt, sondern dass es ein wiederbelebtes Projekt ist, welches uns auf eine Möbiusschleifen - Acherbahnfahrt mitnimmt: Zoot Woman veröffentlichen auf Star Climbing im Jahr 2014 Musik die so klingt, wie man Anfang des Jahrtausend die 80er Jahre reimaginierte. Simon Reynolds stehe uns bei!

Illusionen, Desillusionen, Glamour und Depressionen

Stuart Price hält mit Zoot Woman Kollegen Adam Blake Audienz in Berlin und sie erklären, dass sie nicht das gleiche Album immer und immer wieder machen wollen, sondern versuchen die Essenz der Band zu intensivieren.

Das Verhältnis zu Musik sei wie eine Liebesbeziehung, erklärt mir Adam Blake. Ich muss einhaken, das klingt mir ein bisschen zu sehr nach Standard-Pseudo-Bedeutsamer-Interviewfloskel: „Ich hab mich noch nie von Musik getrennt, ihr gesagt dass sie sich von jetzt an selbst ficken kann, gebrüllt, nimm deine Klänge und geh, sie angemotzt endlich ruhig zu sein, oder sie gebeten, nicht allzu viel auf mich zu projizieren.“

zootwoman

Jeder Pillhead und Weekend Warrior weiß, irgendwann sind die Serotonindrüsen ausgequetscht und dann kommt nichts mehr nach an Glück und Gefühlen. Zoot Woman erzählen mir, dass sie versuchen die Euphorie, die sie als Teenager und junge Menschen gepuscht hat anzuzapfen und in ihre Musik aus der Erinnerung an Emotionen zu rekreieren. Weil: die Unmittelbarkeit des Gefühles ist lange verloren. Und da wären wir wieder gefangen in der nächsten Möbiusschleifen-Achterbahn, erzeugt von Zoot Woman.