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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

5. 10. 2014 - 16:27

Der Ursprung und die Lösung aller Probleme

Der Song zum Sonntag: Future Brown - "Wanna Party"

Es gehe, so hört man es hinten aus den öden Ecken kommen, gar nicht mehr um die Musik, die Kunst, sondern bloß um die stumpfe Feierei. Nicht das feinsinnige Aufsaugen interessant aneinandergereihter Töne oder das Verbreiten kultureller Messages, sondern bloß um das Befüllen des Körpers mit Alkohol, komischen Substanzen und dem anschließenden Abgehen.

Das Allstar-Producer-Team Future Brown besingt in seiner Single mit dem unzweideutigen Titel "Wanna Party" das Abenteuer "Nachtleben" in all seiner billigen Pracht und Niedertracht. Future Brown sind, das sagt schon der Projektname, die Zukunft. Nicht wesentlich weniger als ein funkelnder, aufsehenerregender und - diesmal aber wirklich - in ein besseres Morgen weisender Entwurf von globaler Popmusik wird mit den demnächst bei Warp Records erscheinenden 12-Inches des Quartetts erwartet.

Future Brown

Future Brown

Die vier Mitglieder von Future Brown haben in der jüngeren Vergangenheit elektronisch betriebenen Dancefloor wie Laptop-Avantgarde mit neuem Leben betankt: Ein Mann namens J-Cush vor allem als versatiler DJ, das kalifornische Duo Nguzunguzu ebenfalls als Plattendreher und als Produzenten einer wilden Verschmelzungsmusik zwischen R'n'B, Trap, Reggaeton, Grime, Footwork, Afropop und fünfhundert Dingen mehr. Sowie, am prominentesten, Fatima Al Quadiri, die zwischen Galerie und Installation, Medienkunst, Club und Kommentar zu Lifestyle und Kulturimperialismus die Welten auflöst.

Ihr Track "Wanna Party" lebt schon seit geraumer Zeit im Internet, kurz vor dem anstehenden, echten Durchbruch mit starkem Label im Rücken haben Future Brown ihn noch einmal ausgegraben. Aufpoliert und neben den Wortspenden der aus Chicago stammenden Sängerin Tink, die schon von Anfang an auf dem Stück zu hören war, um eine Strophe der Rapperin 3D Na'Tee aus New Orleans erweitert.

Zeilen wie "Don't you/ Want to Party?/ Put some Liquor/ In your Body?" gibt es in diesem Stück zu hören, oder auch "Fuck this club, let's get druuunk." Wieder mal nichts los, DJ schlecht, Leute doof. Wir müssen uns die Euphorie anderweitig zuführen. Diese universellen, schlichten Gedanken des Ennui und der Realitätsflucht werden einerseits kunstvoll vorgetragen und andererseits von einer ausgeklügelten Produktion begleitet.

Fatima Al Quadiri tritt kommenden Freitag im Rahmen der Veranstaltungsreihe BLISS im Wiener Museumsquartier auf.

Geisterhafte Glockensounds, ein schwindlig machendes, kinderliedhaftes Motiv aus dem Synthesizer, Claps, heiße Salven an der Hi-Hat. Hyperslicke Clubmusik, die im dunklen Herzen einer längst verlassenen Abtei ersonnen worden sein muss. Die Jugend von heute, die Welt muss wohl zugrunde gehen. Zum Glück kommen morgen Future Brown und verbinden hässlichen Alltag und heilsversprechende Science-Fiction.