Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "The daily Blumenau. Thursday Edition, 02-10-14. "

Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

2. 10. 2014 - 13:26

The daily Blumenau. Thursday Edition, 02-10-14.

Das Übergangsloch und andere Nachwuchs-Probleme im österreichischen Fußball.

The daily blumenau hat Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst.
Und bietet Items aus diesen Themenfeldern.

-----------------------

Der Kader der neuen U21 (Jahrgang 94 und jünger) für den Test gegen DR Congo am 12. 10.:

Tor: Markus Kuster (Mattersburg), Andreas Leitner (Admira). Auf Abruf: Daniel Bachmann (Wrexham/ENG).

Abwehr: Philipp Mwene (VfB Stuttgart/D), David Stec (St. Pölten), Lukas Jäger (Altach), Lukas Gugganig (Liefering), Florian Sittsam (Horn), Christoph Martschinko (Grödig), Patrick Wessely (Admira). Auf Abruf: Ylli Sallahi (FC Bayern München/D), Francesco Lovric (VfB Stuttgart/D), Philipp Wiesinger (Liefering).

Mittelfeld: Christian Gartner (Fortuna Düsseldorf/D), Roman Kerschbaum, Alessandro Schöpf (Nürnberg/D), Sebastian Wimmer (Horn), Stefan Schwendinger (WAC), Dominik Wydra, Louis Schaub (Rapid), Thomas Murg (Ried), Sinan Bytyqi (Manchester City/ENG), Nikola Dovedan (LASK). Auf Abruf: Thomas Burghuber (Ried), Peter Michorl (LASK), Gerald Nutz (KSV), Bernhard Luxbacher (St. Pölten), Sven Sprangler (Mattersburg).

Angriff: Florian Grillitsch (Werder Bremen/D), Kevin Friesenbichler (Lechia Gdansk/POL), Michael Gregoritsch (Bochum/D). Auf Abruf: Markus Blutsch (LASK), Jakob Kreuzer (Ried).

Beim A-Team: Marcel Sabitzer, Valentino Lazaro (Salzburg).

Verletzt: Ivan Lucic (Bayern/D), Daniel Geissler (Schalke/D). Im Projekt 12, aber wohl ohne Chance: Christian Derflinger (HSV/D).

Out: Tino Casali (Austria), Reuf Durakovic (Ried), Patrick Puchegger (Bayern/D), Jonathan Scherzer (Augsburg/D), Sandro Djuric, Bernd Gschweidl (Grödig), Stefan Savic, Martin Rasner, Michael Brandner, Alexander Joppich (Liefering), Andreas Kuen (Rapid), Alexander Taschner (Mattersburg), Valentin Grubeck (Horn), Erman Bevab (Sturm), Tomasz Zajac (Wisla Krakau/POL), Luka Sliskovic (Luzern/SUI) ...

#fußballjournal14

Nächste Woche trifft sich die neue U21 für ein Testspiel - es sind die Jahrgänge 94/95, die dafür herangezogen werden, denn im Gegensatz zum DFB oder zur Schweiz spart sich der ÖFB eine U20-Mannschaft.

Die bisher berufenen Jahrgänge 92 und 93 fallen nach dem wenig rühmlichen Aus in der EM-Quali unter Werner Gregoritsch in das berühmte Übergangsloch, das Österreichs Fußball seit Jahren schwächt.
Denn: so gut der Nachwuchs agiert (gut unterwegs bei U17 und U19, was ja dann auch zu U20-WM-Teilnahmen führt, keine Selbstverständlichkeit sowas... ) so wenig funktioniert der Transmissions-Riemen in Richtung Erwachsenen-Fußball. Das beginnt beim U21-Team, das sich noch nie für irgendwas qualifizieren konnte und endet beim A-Team, das sich da bekanntlich auch schwer tut. Dazwischen liegt ein breites Einsatzgebiet in der jungen Talenten vorbehaltenen, aber deutlich zu schwachen 1. Liga, einer Bundesliga, die sich selber immer noch nicht als Ausbildungsliga sehen mag - in diesem Zusammenhang sind die internationalen Vergleiche etwa die Gercalius mit Rumänien oder die Andreas Dobers in der Kronenzeitung über Zypern, durchaus wertvoll. Und die (noch neue) Tendenz, nicht bis 22 oder 23 zu warten um vom Ausland "entdeckt" zu werden, sondern von sich aus raus zu wollen.

Was von 92 und 93 bleibt...

Das, was von den Jahrgängen 92 und 93 aktuell überbleibt, spricht für dieses Wahrnehmen der Eigenverantwortung. Denn bis auf die große Ausnahme Alaba (der ebenso wie Dragovic/91 vor ihm und Sabitzer/94 und Lazaro/96 nach ihm) als Ausnahme-Talent schon früh aus den Nachwuchs-Schmieden herausgenommen und sofort in den Erwachsenen-Bereich transferiert wurde, sind nur drei Nachrücker dieser Jahrgänge halbwegs auf Kurs: Martin Hinteregger, Kevin Wimmer und Cican Stankovic.

Letzterer wurde vom ÖFB erst berufen, als es nicht mehr anders ging (er ist auch kein Mitglied im Projekt 12-Förderprogramm), auch Wimmer war erst ab der U21. Nur (ausgerechnet der schwierige) Hinteregger ist ein Produkt der Nachwuchs-Schule.

Viele andere aus diesen Jahrgängen hängen nun, nach dem U21-Team ÖFBtechnisch völlig in der Luft: Robert Zulj etwa, Marco Djuricin oder Kapitän Patrick Farkas, drei Spieler, denen allenthalben mehr zugetraut wird. Marcel Ritzmaier hat immerhin die Möglichkeit, sich bei einem holländischen Spitzenverein zu beweisen, Raphael Holzhauser hat erst einmal verkackt, Lukas Spendlhofer hofft, von Inter Mailand zurückgeholt zu werden. Florian Kainz ist ebenso wie Daniel Offenbacher oder Marcel Ziegl in einer kritischen Phase, Sturmtalente wie Sohn Vastic und Sohn Prosenik müssen jetzt liefern. Andere, wie Christoph Knasmüllner, dem Experten mehr Talent als Alaba zugestanden, gelten bereits als gescheitert.
Die vielen Torleute (Stojanovic, Hendl, Radlinger, Strebinger... ) haben traditionell mehr Zeit zur Entwicklung - trotzdem könnte ich ein weiteres Dutzend Namen von Spielern aufzählen, die noch vor kurzem als großes Versprechen galten und innerhalb von kurzer Zeit abgeschrieben wurden. Kevin Stöger oder Gernot Trauner etwa, die ebenso wie Radlinger, Strebinger, Hinteregger, Wimmer, Farkas, Djuricin, Kainz, Zulj, Offenbacher, Ritzmaier, Vastic und Spendlhofer Perspektiv-Spieler im Projekt 12 sind.

Wo das Übergangsloch schon Tradition hat

Das Versinken im Übergangsloch hat Tradition und auch Methode. Auch, weil die Problemzone allen bekannt und bewusst ist und es trotzdem gar kein Konzept, keinerlei Gegenwehr von ÖFB und Vereinen gibt - man schiebt sich die Verantwortung gegenseitig zu und bleibt unbeteiligter Beobachter.

Dabei ist auch das subtile Heranführen ans A-Team keine Garantie für nix. Eine ganze Garde von Jungstars aus den Jahrgängen 88-90 (Beichler, Margreitter, Jantscher, Royer, Drazan), denen allesamt eine Stammplatz-Karriere vorausgesagt wurde, hat es nicht geschafft, ist ebenfalls im Übergangsloch verschwunden. Und auch wenn man in diesen Fällen jeweils ganz konkret die Knackpunkte (falsche Wechselentscheidungen, nicht genug Biss fürs Ausland, Verletzungs-Pech etc.) herausarbeiten kann: mir ist das Gerede von der "natürlichen Selektion" nicht etwa zu darwinesk, sondern zu verantwortungslos.

Das Resultat ist dann nämlich ein achselzuckender Teamchef, der meint, auf mehr als den personellen Grundstock, den er sich bislang erarbeitet hat, könne er eben nicht zurückgreifen. Subtext: weil die anderen zu schlecht ausgebildet sind bzw. moderne Ideen und taktische Besonderheiten nicht schnell genug erlernen können.

Im übrigen wird der Projekt 12-Kader immer wieder "bereinigt": so flogen Hozhauser und Ziegl nach ihrer U21-Suspendierung raus. Wegen Erfolglosigkeit wurden Maak, Rath oder Tobias Kainz gestrichen, out sind auch Ex-Legionäre wie Markoutz, Madlmayr oder Penz und der langzeitverletzte David Domej. Neu dazugeholt wurden der grässlich übersehene Allesandro Schöpf und einige ganz Junge wie Bytyqi, Lucic oder Grillitsch sowie die Supertalente Peric, Konrad Laimer und Sandi Lovric.

Was dagegen unternommen werden könnte

In einer besseren Welt wäre es der Verband, der neben der großartigen Förder-Arbeit im Challange/Projekt12-Kader so etwas wie ein Perspektiv-Team zusammenrufen würde, eine Art U23, in der die vom Übergangsloch Bedrohten die Ideen der ÖFB-Coaches so vermittelt bekommen, dass sie problemlos einsteigen können; was ihnen auch für die Arbeit in ihren Vereinen nicht schaden kann. Bei einigen europäischen Nationen (allen voran Italien) gibt es vergleichbare Modelle.

Für Österreich wird es ein frommer Wunsch bleiben: hierzulande kann man sich ja (wie oben erwähnt) schon keine U20 leisten. Ob auch die gemeinsame strategische Philosophie, das identische Spielsystem von U15 bis zur A-Mannschaft rauf, funktionieren oder nur ein frommer Wunsch bleiben wird, weil die Spielanlagen der ÖFB-Nachwuchs-Coaches allzu unterschiedlich sind, wird die neue U21 exemplarisch vorzeigen.