Erstellt am: 2. 10. 2014 - 16:00 Uhr
Extraleben: True Gamer
FM4 Extraleben hören!
"True Gamer":
Conny Lee, Robert Glashüttner und Rainer Sigl versuchen der Frage nachzugehen, was einen zum "echten Spieler" macht - und ob das überhaupt noch Relevanz hat. Am Donnerstag, 2. Oktober von 21 bis 22 Uhr in der FM4 Homebase, danach 7 Tage on Demand.
Na was jetzt: Ist "der Gamer" jetzt in der Mitte der Gesellschaft angekommen, ist er zum Großteil inzwischen weiblich oder muss man gar seinen Tod verkünden, wie es vor kurzem an manchen Orten zu lesen war? Und vor allem: Wieso ist es überhaupt relevant, sich über die Wahl seines liebsten Unterhaltungsprodukts zu definieren? Bei Computerspielen hat sich erst kürzlich im Gefolge des Rummels um #Gamergate ein weiteres Mal der Kampf ums "richtige" Spielen entzündet, und vor allem um die Deutungshoheit, was denn sowohl die "richtigen", "echten" Spieler und die dementsprechend einzig "wahren Spiele" sein sollen.
N00bs, Casuals, Mid-Core, Hardcore...
Denn natürlich machen die verspielte Zeit, die Leidenschaft für das Hobby und auch die Art der Spiele den richtigen "Gamer" aus. Ironischerweise ist es allerdings allem Anschein nach im Medium Spiel exakt andersherum als in anderen Medien: Denn während sich "Cineasten" und "Bibliophile" voll Passion auf die Ränder, die Außenseiter und die Avantgarde der Medien Buch und Film stürzen, ist der "True Gamer" in den allermeisten Fällen mit beiden Füßen fest im Mainstream - und stolz darauf. Von "GTA" über "Call of Duty" bis hin zum jeweils angesagten Blockbuster der Stunde ist der Konsum der Millionenseller auf jeden Fall ein Indikator dafür, wie sehr man sich selbst als "Gamer" betrachtet - so gesehen ist das Branding der Fanboy- (und -girl-)Gemeinde als einzig wahre Kundschaft ein besonders cleverer Marketingtrick der Branche.
AAA und Schmusepop
Dabei, so könnte man ätzen, verliert genau dieses AAA- Segment der Branche trotz Millionenverkäufen zumindest an kritischer Relevanz: "Assassin's Creed" etwa, die millionenschwere Hochglanzreihe, die in ihrer Ausrichtung eindeutig auf das klassische "Gamer"-Publikum zugeschnitten ist, sei inzwischen in etwa das Spielependant zu Michael Bolton - so urteilte zumindest der Rock,Paper,Shotgun-Autor Graham Smith vor kurzem: Natürlich verkaufe sich jede Neuauflage, natürlich jubeln die Fans - doch an Innovationen oder gar revolutionären Weiterentwicklungen hin zum Neuen sei weder beim Pop-Superstar noch bei der Assassins-Saga zu denken.
Dass zum Beispiel auch "Destiny", das "teuerste Spiel aller Zeiten", bei Release bei der Kritik mehrheitlich floppte, von der Spielerschaft aber dennoch millionenfach gekauft wurde, ist ein weiterer Indikator dafür, dass sich im Medium eben inzwischen an anderen Orten als im AAA Innovationen durchsetzen, die zumindest bei den neuigkeitshungrigen Journalisten besser ankommen.
New Line Cinema
Zornige Kernklientel
Mobile Gaming ist seit Jahren ein großes Ding, Casual-Spiele erweitern die Spielerschaft weit über die angestammte Klientel hinaus und dann wird allzu oft jede Kritik am "eigenen" Medium als Angriff oder gar Zensur interpretiert - es ist sicher schmerzhaft für die Bewohner eines früher nur Insidern zugänglichen Mediums, wenn sich die gewohnten Räumlichkeiten plötzlich mit Fremden füllen.
Der #Gamergate-Aufruhr ist dabei allerdings nur der spielespezifische Sturm im Wasserglas, denn tatsächlich gibt es aus verblüffend ähnlichen Gründen auch in anderen Medien ebensolche "Kulturkriege", in denen um die Deutungshoheit gestritten wird. So tobt etwa auch im Bereich der Comics oder in der Science-Fiction-/Fantasy-Literaturszene ein ganz ähnlicher "Culture War", in dem sich die ehemaligen "Ureinwohner" - nicht zufällig meist, aber nicht ausschließlich männlich, jung, weiß - gegen die angeblichen Schattenseiten der zunehmenden Popularität "ihrer" ehemaligen Reservate zur Wehr setzen.
Gamer werden ist nicht schwer - Gamer sein dagegen sehr?
Muss Computerspielen tatsächlich der eigene Lebensmittelpunkt sein, damit man sich als "Gamer" bezeichnen darf? Ben Kuchera, Games-Journalist und fünffacher Familienvater, musste in einem kürzlich erschienenen Artikel extra betonen, dass Gaming "nicht die wichtigste Sache in seinem Leben" sei. Aber ist das bei jenen, die sich stolz und auch ein bisschen trotzig als "True Gamer" bezeichnen, nicht auch selbstverständlich so - oder sollte es zumindest nicht so sein?
Diese und viele weitere Fragen versuchen Conny Lee, Robert Glashüttner und Rainer Sigl auf der Computerspielcouch zu beantworten - in einem "Extraleben" zum Thema "True Gamer" am Donnerstag, den 2. Oktober von 21 bis 22 Uhr in der FM4 Homebase und danach 7 Tage on demand.