Erstellt am: 25. 9. 2014 - 15:13 Uhr
Klarsex reden
FM4 macht Schule
Zentralmatura, Schulschwänzen und was bei euch in der Klasse so abgeht auf
Roter Kopf vom Biologielehrer und medizinische Darstellungen von Geschlechtsorganen? Oder doch lieber Porno am Handy oder mit FreundInnen reden? Schule scheint unter Schülerinnen und Schülern nicht die beliebteste Informationsquelle in punkto Sex und Sexualität zu sein.
"Wenn alte Leute über Sex reden, dann denken sich die die Jungen: 'Iiih, das will ich gar nicht so genau wissen'", fasst ein Schüler die Bedenken junger Menschen gegenüber Sexualkunde in der Schule zusammen.
LehrerInnen und Sex
Dieses Problem hat auch die Bundesjugendvertretung (BJV) erkannt und die Kampagne RDN WR KLRSEX gestartet. Sie finden, dass Sexualkunde - schon alleine an dem Wort stören sie sich - in der Schule zu wenig weit geht.
BJV
Vorsitzende Laura Schoch meint: "Es gibt Lehrerinnen und Lehrer, die haben überhaupt kein Problem mit dem Sexualunterricht. Aber es gibt auch welche, die können das nicht. Das ist auch kein Wunder, weil die wurden ja zu einem ganz andere Zeitpunkt aufgeklärt, wo die gesellschaftliche Situation noch eine ganz andere war."
Der Sexualkundeunterricht wird in Österreich durch einen Erlass aus dem Jahr 1990 geregelt. Darin ist festgehalten, dass Sexualkunde in Österreich zum ersten Mal in der vierten Klasse Volksschule stattfindet - da geht es im Sachunterricht darum, wo die Babys herkommen. Und einmal in der achten Schulstufe (also zum Beispiel der vierten Klasse Mittelschule oder Gymnasium). Fixiert ist in diesem Erlass auch, dass Sexualität auf alle Fälle in den Fächern Biologie und in Religion behandelt werden muss. "Da gibt’s dann auf der einen Seite dieses naturwissenschaftliche Faktenwissen und auf der anderen Seite Moralvostellungen, die vielleicht nicht für alle passen", so Laura Schoch.
Auch Wolfgang Kostenwein vom Institut für Sexualpädagogik kritisiert am Schulunterricht, dass meistens alles andere, aber nicht Sex, also Begehren und Lust, thematisiert werden: "Man spricht dann viel über Krankheiten, da gibt’s dann zum Beispiel AIDS-Workshops oder es geht um Verhütung. Nicht, dass das nicht auch wichtig wäre, aber niemand macht Sex wegen der Verhütung!"
BJV
Umfassende Sexualpädagogik
Die Bundesjugendvertretung hätte gerne, dass an Schulen umfassendere Sexualpädagogik angeboten wird, die sich nicht nur auf diese zwei Aspekte konzentriert. Und dass das von externen Personen gemacht wird. Lehrerinnen und Lehrer wären Autoritätspersonen, die im einen Moment Noten verteilen, und im nächsten soll man mit ihnen das Intimleben besprechen.
Wolfgang Kostenwein bietet jetzt schon solche Sexualpädagogik-Workshops für Schulen an. Er erzählt: "Das ist oft sehr punktuell. Das heißt, wir müssen in wenigen Stunden so viel wie möglich herausholen." Dafür müssen die PädagogInnen eine Atmosphäre schaffen, wo die Jugendlichen mit ihren Problemen und Wünschen herausrücken können. Besser wäre es, wenn es öfter und nicht nur punktuell diese Sexualpädagogik gäbe, und wenn das alles schon viel früher ansetzen würde.
Deine Wünsche auf der Postkarte
Eine umfassendere Sexualpädagogik, das ist nur einer der Forderungen der Bundesjugendvertretung. Derzeit verteilt sie Postkarten, die man kostenlos und anonym an sie zurückschicken kann: Auf den Postkarten gibt's Ankreuzmöglichkeiten, was junge Menschen wollen: zum Beispiel günstigere Verhütungsmittel oder anderen Aufklärungsunterricht. Aber auch einen freien Platz, wo sie hinschreiben können, was sie wollen.
"Ich nehme an, da wird nicht nur total gescheites Zeug zurückkommen", sagt Laura Schoch, von der Bundesjugendvertretung, "sondern auch viel Provokation." Aber der Rest wird in Forderungen zusammengefasst und an die Regierung übergeben.