Erstellt am: 24. 9. 2014 - 14:32 Uhr
Nick Caves "Museum of Important Shit"
Die größten Erinnerungen hängen manchmal an den kleinsten Dingen: Ich habe in meiner Geldtasche zum Beispiel ein karminroten Mosaiksteinchen, das mich an einen Urlaub erinnert. Seit meiner Kindheit habe ich die Angewohnheit nicht abgelegt, Steinchen, Muscheln oder andere Dinge einzusammeln, sie in meine Hosen- oder Jackentaschen zu stecken und sie dann wiederzufinden und mich an Ausflüge oder Reisen zu erinnern.
Irmi Wutscher
Andere Menschen heben Konzerttickets auf - weil es für sie wichtige Konzerte wichtiger Bands waren oder weil sie vielleicht wichtige Menschen auf diesen Konzerten kennen gelernt haben. Meine Oma wiederum hebt Sektkorken auf, notiert sich darauf Datum und Festivität und fädelt sie an einer Schnur auf, die in ihrem Wohnzimmer hängt. So haben wir alle verschiedenen Strategien, um wichtige Daten oder Ereignisse in unserem Leben mit einem Gegenstand festzuhalten, der die Erinnerung immer wieder hervorbringt, wenn wir ihn zufällig irgendwo ausgraben.
Important Shit
20.000 Days on Earth ist ein Film mit Nick Cave, der den fiktiven 20.000ten Tag seines Lebens verfilmt, der aber auch stark an einer Dokumentation kratzt, in der sich Cave mit Therapeuten und Archivaren unterhält, mit Kylie Minogue und Blixa Bargeld. Der Film wird bei der diesjährigen Viennale zu sehen sein.
Für solche sentimentalen Erinnerungsstücke gibt es jetzt einen Ort, wo man sie für immer bewahren kann. Das "Museum of Important Shit". Das Ganze ist ein Online-Museum und betrieben wird es von Nick Cave. Denn, wie er im Trailer zu seinem demnächst erscheinenden Film 20.000 Days On Earth sagt: "It does worry me, that I am not gonna be able to continue to do what I do and reach a place that I am satisfied with. Because Memory is what we are! Your very soul and your very reason to be alive is tied up in memory!" Die Idee zum Museum of Important Shit ist bei den Dreharbeiten zu dem Film entstanden.
Museum of Important Shit
Exponat Nummer eins des Museums of Important Shit ist übrigens ein von Nina Simone gekauter Kaugummi, den Cave und sein Bandmitglied Warren Ellis mitgenommen haben, als sie einmal mit Simone auf der Bühne standen. Hinter der Bühne war Nina Simone ein nervliches Wrack erinnern sie sich. Aber dann ging sie auf die Bühne, nahm den Kaugummi aus dem Mund und machte eine Metamorphose durch - zur schillernden Bühnenpersönlichkeit. Warren war so beeindruckt, dass er den Kaugummi vom Klavier löste und einsteckte. Jetzt liegt er in seinem Aufnahmestudio.
Museum of Important Shit
Nick Cave selbst hat übrigens ein Heiligenbildchen für das Museum of Important Shit eingereicht: "St. Jude Patron Saint of Despair". Außerdem eine Kylie Minogue Tasche – gekauft während eines Drogentrips in Manchester im Jahr 1992. Important Shit indeed.
Dein eigener wichtiger Scheiß
Die gute Nachricht aber ist: nicht nur Nick Cave und Konsorten können ihre profanen Memorabilia im Museum of Important Shit ausstellen - auch wir alle: jeder und jede kann ein Bild seines persönlich wichtigen Gegenstands hochladen und eine kleine Geschichte dazustellen. Die Gegenstände werden dann von anderen Userinnen und Usern zu Kollektionen zusammengestellt.
Bisher auf der Seite zum Beispiel zu sehen: jemand hat ein Handy eingeschickt, das angeblich mal Angelina Jolie gehört hat. Jemand anderes die Business Card von John Wayne Gacy, einem US-amerikanischen Serienmörder. Aber auch so profane Dinge wie eine Boo the Dog Lunchbox und die Überbleibsel einer Beziehung: Flugtickets und eine Halskette. Oder das Ticket zu einem Primal Scream Concert am Tag als Kurt Cobain starb. Angeblich gibt es sogar das Bild von einer Nabelschnur. Das hab ich aber noch nicht gesehen.